Getreideernte Foto: dapd

Heinz Matheis will die Herkunft von„Dem werd i amol zeiga, wo d’r Bartel da Moscht holt.“ wissen.

Stuttgart - Können Sie mir erklären, wo der Ausspruch herkommt: „Dem werd i amol zeiga, wo d’r Bartel da Moscht holt.“ Dies schreibt Heinz Matheis aus Stuttgart- Mühlhausen. Was unser Leser hier zitiert, ist eine im Schwäbischen bestens bekannte Redensart. Doch was für ein Kern liegt in diesem geflügelten Wort? Gehen wir die Sache schrittweise an.

Das Wort „Barthl“ ist die Kurzform des Namens „Bartholomäus“, schwäbisch gesprochen „Bartlåmä“ mit der Betonung auf „-mä“. Bartholomäus war einer der zwölf Apostel, sein Gedenktag ist der 24. August. Dieses Datum ist deshalb erwähnenswert, weil es für unsere Redensart von besonderer Bedeutung ist. Dieselbe geht auf das 17. Jahrhundert zurück und lautete ursprünglich „Wisså, mò dr Barthl då Moscht holt“.

Der 24. August war für die Bauern und Winzer ein Lostag. „Los“ bedeutet hier „das Geschick, also das, was Gott oder das Schicksal dem Menschen zuweist“. Lostage sind bestimmte Tage im Kalender. Nach altem Volksglauben sagen solche Tage das Geschick der folgenden Tage und Wochen voraus, sie machen Vorhersagen über Wetterverhältnisse und geben Hinweise auf günstige Zeiten für landwirtschaftliche Arbeiten wie Aussaat und Ernte. Oft sind sie in Bauern- und Wetterregeln festgehalten. Für den 24. August gelten: „Wie Barthel sich verhält, ist der ganze Herbst bestellt“ und „Bleiben die Störche über Bartholome, so kommt ein Winter, der tut nicht weh“.

Einen Hinweis zu unserer Redensart gibt es in Fischers Wörterbuch: „Nach einer Notiz von 1872 verloren die Augsburger Wirte ihre Schankgerechtigkeit, wenn sie am Bartlåmaeschtig (Bartholomäustag) noch keinen Most hatten.“ Da es kaum möglich war, am 24. August schon einen neuen vergorenen Most anzubieten, musste der Barthl, hier als personifizierter Bartholomäustag gemeint, schon besonders listig und raffiniert sein, um trinkbaren Most auftischen zu können. Die Redensart „Wisså, mò dr Barthl då Moscht holt“ meint somit, sich zu helfen wissen, wenn es sein muss auch unter Verwendung unlauterer und versteckter Machenschaften. Die zweite Version „zeigen, wo . . .“ gebraucht einer, der kundtun will, dass er jemanden mit besonderen Kniffen zur Räson bringen kann.

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Monika Horlacher aus Sindelfingen: „Wenn oinr Gligg em Ohverschdand hot, no secht mr: ,Deam lauf au d’r Rotz d’r Backa nuff!‘“

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