Eien Bauerweisheit: Nach Lichtmess werden die Tage wieder länger Foto: dpa-Zentralbild

Der schwäbische Spruch zum 2. Februar, „Mariä Lichtmess“, kommt von unserer Leserin Ruth Böhringer aus Mühlacker.

Stuttgart - Mit weiteren Gugommer–Beiträgen verabschieden wir uns ins Wochenende. Willi Schick aus Murrhardt notiert eine Kindheitserinnerung: „Wenn wir fragten, was es zum Essen gibt, lautete die Antwort immer: ,Gugommer und Wartlang‘. Das sollte heißen: Schau umher und warte.“

 

Beate Reinhardt aus Neckartenzlingen bemerkt: „Meine Mutter und ihr Untermieter in den sechziger Jahren, ein slowenischer Gastdozent der Uni Hohenheim, fanden einige übereinstimmende oder verwandte Bezeichnungen für Lebensmittel im Schwäbischen und im Slowenischen, unter anderem Gugommer, das im Slowenischen genauso heißt. Auf Englisch cucumber, französisch concombre . . .“

Aus Schwaikheim schreibt Gisela Handwerk: „Gugommer sagt man zu einer dicken Gurke, die viele Kerne hatte und am Stielende bitte schmeckte. Man musste sie deshalb von der Blütenspitze her schälen und die Kerne herausschaben. Die noch jungen, kleinen Gurken wurden eingelegt oder eingemacht.“

Gisela Handwerk schreibt auch zum Begriff „Eilagreit“, über dessen Bedeutung die Meinungen auseinandergehen. Sprachforscher Roland Groner vermutet dahinter die Bezeichnung für ein Flurstück – abgeleitet aus dem alten Begriff „greit“ für ausreuten, urbar machen. Dem hielt ein Leser entgegen, Eilagreit leite sich von Kraut ab. Rolf Schippert aus Oberschlechtbach neigt der Lesart von Roland Groner zu. Die sogenannte Reuthaue, ein besonders stabiles Werkzeug, lege dies nahe. Damit konnte man zugewachsene Flächen roden und bearbeiten.

Frau Handwerk hat ihrerseits aufgeschrieben, was sie mit dem Begriff „Eilagreit“ verbindet: „Ich bin Jahrgang 1938 und in der Schlößlestraße 8 in Gablenberg geboren. Dort wohnte ich bis 1949. So lange ich denken kann, hatten meine Großeltern in der Planckstraße von der Stadt Stuttgart ein großes Hanggelände mit Senke gepachtet, das wir ,Eilagreit‘ nannten. Von einer Seite her hatte mein Großvater mühsam Terrassen für Gemüse, Beerensträucher und Obstbäume angelegt. Auf dem Wiesenhang holte er Grünfutter für die Hasen; er musste Eisen an den Füßen tragen, um nicht abzurutschen. Unterhalb des ,Eilagreit‘ befand sich ein Eingang zu einem Luftschutzstollen. Im Sommer und Herbst wurden einzelne Bäume zum Abernten versteigert. Größere Bäume konnten von mehreren Bürgern gemeinsam ersteigert werden.

1965 starb meine Großmutter 83-jährig. Bis zu diesem Jahr gab es das ,Eilagreit‘ an der Planckstraße, danach wurde es überbaut. Bei der Haushaltsauflösung fanden wir im Keller eine große Holzkiste mit Literflaschen mit selbst gemachten Obstsäften aus dem ,Eilagreit‘. Von der Großmutter einst als eiserne Reserve gedacht.“ Der schwäbische Spruch des Wochenendes kommt – ganz aktuell von – Ruth Böhringer aus Mühlacker. Sie schreibt: „Am 2. Februar ist Mariä Lichtmess.“ Aus diesem Anlass zitiert sie „eine von meinen Großeltern übernommene Bauernweisheit: „Lichtmess – bei Daag z’Naacht ess.“ Frau Böhringer fügt zur Erklärung hinzu: „Die Tage werden wieder länger, die Bauern können nach der Stallarbeit bei Tageslicht zu Nacht essen.“