„Bäume, Gewächse, Thiere, Kinder verbutten, wenn sie nicht gehörig wachsen“ Foto: StN

Helma Müller aus Magstadt fragt nach der Herkunft des Wortes „verbuttet“. Ihre Großmutter benutzte dieses Wort für „vernachlässigt, ungepflegt, klein und mickrig“.

Stuttgart - Helma Müller aus Magstadt fragt nach der Herkunft des Wortes „verbuttet“. Ihre Großmutter benutzte dieses Wort für „vernachlässigt, ungepflegt, klein und mickrig“. Sie konnte z. B. sagen: „Dia hen amol a verbuttets Kend. Gean dia deam nex zom Essa?“

Das von Helma Müller ausgesuchte Wort „verbuttet“ ist grammatisch gesehen das Partizip Perfekt von „verbutten“. Dieses Verb, so liest es sich im Deutschen Wörterbuch, wird hauptsächlich mundartlich benutzt, in der Schriftsprache kommt es nur selten vor. In Grimms Kindermärchen (1872) wird erzählt: „von meiner verstorbenen frau ist noch ein kleines verbuttetes Aschenputtel da, das kann unmöglich die braut sein“.

Unter „verbutten“ versteht man „körperlich und geistig zurückbleiben“, in Fischers Schwäbischem Wörterbuch heißt es außerdem: „verkümmern, verkrüppeln, höckerig sein; vom pflanzlichen und tierischen Körper; vom Menschen physisch und psychisch“.

Bei Adelung (Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart) liest man: „Bäume, Gewächse, Thiere, Kinder verbutten, wenn sie nicht gehörig wachsen“.

In dem Buch „Neue oekonomische Nachrichten“ (1773) findet man „verbutten“ im Hinblick auf ein Pflanzengewächs: „Die Maulbeerbäume verbutten auch, wenn sie in einem schlechten Boden alt werden, wo es ihnen entweder an hinlänglicher Nahrung fehlt, oder wo die Wurzeln sich, in Ermangelung lockerer Erde, nicht genug ausbreiten können“.

Der Begriff „verbutten“ hat seine Wurzel im Wort „butt“ in der Bedeutung „dumm, stumpf“, das wiederum auf das niederländische „bot“ zurückgeht. Dieses „bot“ kommt als „boto“ auch in der spanischen Sprache vor, so dass man davon ausgeht, dass die Spanier dieses Wort in die Niederlande gebracht haben. Im Schwäbischen isch å Butt „ein Knirps, ein verbutteter Mensch bzw. ein verbuttetes Tier“.

Im Duden „Die deutsche Rechtschreibung“ ist das Wort „verbutten“ nicht aufgenommen, was so viel bedeutet wie „es kommt in der deutschen Sprache nicht vor“.

Trotzdem findet man „verbutten“ im Bereich der Fischerei als gängigen Begriff. So kann man im Internet lesen: „Manche Gewässer beherbergen Unmengen von Barschen, die dann wegen der Futterknappheit kaum wachsen können und noch nach zahlreichen Lebensjahren Zwerge sind. Man spricht dann von einem ‘Verbutten der Bestände‘ “. Bei Wikipedia findet man sogar einen eigenen Beitrag zum Thema „Verbuttung“.

Aus Wendlingen fragt Gabi Schlewek, woher das Wort „Gupfa“ für Tüte stammt. Zunächst ist festzuhalten, dass der genannte Ausdruck nur in Oberdeutschland verbreitet ist und dass er in drei Formen existiert: der Gupf, der Gupfen, die Gupfe. Nach Grimm könnte das Wort vom lateinischen „cupa“ (= Tonne, Fass) abstammen oder ein echtes germanisches Wort zur Wurzel „gheub“ (= biegen) sein. Es bedeutet „Kuppe, Spitze, Gipfel“ und steht als Kuppe für „hutförmiges Ding von Erde und dergleichen“, wobei an einen Maulwurfshaufen gedacht werden kann.

Weiterhin ist der Kopfteil des Hutes, also die Wölbung, gemeint, und drittens wird der stumpfe Teil des Eies so genannt. Auch das, was über den Rand eines Gefäßes übersteht, gehört dazu.

Verallgemeinert lässt sich sagen, dass ein Gupfå „etwas Hervorstehendes mit meist runder Spitze“ darstellt, und dazu gehört auch die „Tüte aus Papier“. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Karl-Heinz Schwarz: „Von meiner Mutter Else Schwarz aus Oberlenningen habe ich dieser Tage einen Spruch gehört, der für schwierige Situationen im Leben gedacht ist: ,S geit äwl ebbes, was da Hemml hebt, sonschd wär-er schao lang ragfalla.‘ Oder etwas salonschwäbischer: Es gibt immer ebbes, was da Himmel hält, sonst wär er scho lang rondergfalla.“ Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften. Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de

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