Hoffentlich kein Käsblättle Foto: StN

Eine Geschichte aus Oberschwaben aus dem Jahre 1920 erzählt uns Leser Gerhard Schreiber.

Stuttgart - Zwei Beiträge, die in Oberschwaben spielen. Der erste stammt von Leser Gerhard Schreiber. „Meine Mutter erzählte diese Geschichte aus den 1920er Jahren: Die Lokalzeitung einer oberschwäbischen Kleinstadt engagierte einen Chefredakteur aus Norddeutschland. Dieser merkte bald, dass er mit seiner forschen preußisch-hochdeutschen Art nicht ankam. Er versuchte sich sprachlich anzupassen, indem er etwas weicher sprach und an fast jedes dritte Wort ein „-le“ anhängte.

In einer Gastwirtschaft, die für eine reichhaltige Käseplatte bekannt war, hatte er Pech. Er bestellte ein Bier-le und ein Käsplätt-le. Die Bedienung hatte wohl Käsblättle verstanden und brachte dem Herrn Chefredakteur zum Bier – zu seinem Erstaunen – keine Käseplatte, sondern seine eigene Zeitung . . .“

Die zweite Geschichte stammt von Leser Erich Hogen aus Großbettlingen : „Ein Freund von mir war im Oberschwäbischen zur Kur. Dort lernte er einen Kurgast kennen, der von jenseits der Mainlinie stammte. Nach einigen Tagen schlug er dem neuen Bekannten vor, nach dem Essen noch ,eine Runde zu laufen‘. Das Angebot wurde gerne angenommen. Als man sich zum vereinbarten Zeitpunkt traf, war beiderseits das Erstaunen groß: Während der neue Bekannte im Sportdress mit Laufschuhen erschien und allem was dazugehört, kam der Schwabe in legerer Freizeitkleidung zum ,Laufen‘. Nach einer kurzen Einführung in das Sprachverständnis der Schwaben verständigte man sich dann doch auf das ,schwäbische Laufen‘ – also das Spazierengehen.“

Leser Eugen Gutknecht aus Stuttgart fällt zum Laufen Folgendes ein: „Als ich am Morgen in der Wohnung hin und her lief, weil ich vergessen hatte, was ich eigentlich suchte, fiel mir der dazugehörige Ausdruck ein: ,Romlaufa wia legenda Henn‘ (Instinktiv sucht das frei laufende Huhn, das ein Ei kommen spürt, einen geeigneten Nistplatz).“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Hermann Reinhardt aus Stuttgart: „Die Großmutter auf die Frage: ,Was gibt’s heut zum Essa?‘ : ,Heut gibt’s nix, ond morga wird’s gwärmt!‘“

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