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Dieter Plomitzer merkt folgendes zum Einfluss der Franzosen auf den schwäbischen Dialekt an.

Stuttgart - Leser Dieter Plomitzer aus Backnang merkt zum Einfluss der Franzosen auf den schwäbischen Dialekt an: „Der Einfluss der Nachbarn kommt nicht nur von Westen. Wenn das von Herrn Hofmann vermutete ‚faconette“ in keinem französischen Wörterbuch auftaucht, so liegt das daran, dass es dieses Wort im Französischen nie gab, auch nicht in der richtigeren Form ‚façonnette‘. Der Ursprung des schwäbischen Fatzenähtle (auch anders geschrieben) liegt vielmehr im italienischen ‚fazzoletto‘ (Taschen-, Hals- oder auch Einstecktuch).

Bei der volksetymologischen Tendenz, nicht verstandenen Wörtern einen Sinn zu geben, wäre es möglich, dass bei Kenntnis des textilen Gegenstandes ein unpassendes ‚Lättle‘ (Latte) durch ‚Nähtle‘ oder, weil putzig, durch ‚Nettle‘ ersetzt und an das im Schwäbischen vorhandene Fatze angehängt wurde. Auch eine Übernahme des finalen n aus dem französischen ‚façon‘ ist denkbar.

Die Herkunft von Fatze/fatzen ist schwer festzulegen. Sowohl bereits das lateinische ‚fatuus‘ (albern, einfältig, nüchtern – fatzenüchtern; Narr) als auch das italienische ‚fazio‘ – Possenreißer könnten Ursprünge sein. Ebenso das französische ‚fat‘ für albern, geckenhaft, dünkelhafter Mensch (Geck), welches sich auch in Wörtern wie ‚Fatzke‘ und ‚Fez‘ wiederfindet. – Wie die im neueren Modedeutsch vorangesetzten Verstärkungen ‚irre‘ (irre gut), ‚wahnsinnig‘ (wahnsinnig intelligent) könnte auch ‚fatze‘ (albern, irre) superlativierend in ‚fatzenobel‘, ‚fatzenacket‘, ‚fatzeglatt‘ stehen.“

Leserin Dorothea Wild aus Remshalden schreibt zum selben Themenbereich: „In der sehr netten schwäbisch-französischen Lektion vom 12 Mai tauchte das Wort ,Bagasch‘ auf. Da fiel mir eine Geschichte aus der Zeit Adenauers und de Gaulles ein. Ob sie wahr ist oder ausgedacht, weiß ich nicht. Bald nach Kriegsende wurde stark für die deutsch-französische Verständigung geworben. Damals erzählte ein Mann: ,Jetzt bin i mit a paar Freind extra wega dera deutsch-französischa Freindschaft nach Paris gfahra. Kaum sem’r en Paris aus dem Zug ausgschtiega gwä, kommt scho oin drher ond schreit ,Bagasch, Bagasch, Bagasch!‘“

Familie Späth aus Illingen-Schützingen kennt weitere schwäbisch-französische Ausdrücke: „Hände wurden früher Dobba genannt. Somit gab es auch Dobahendschich oder Dabbhendschich für Fäustlinge, im Gegensatz zu Fengerhendschich (Fingerhandschuhe). Ohrringe waren Buddola, Halsketten oder auch andere Ketten waren Podder, und Flieder waren Zirenga. Zu unserer Kinderzeit sagten wir immer den kleine Spottvers: ,Zirenga, Zirenga, alde Weiber stenga, hopfad en dr Kiche rom, schmeißat älle Häfe om.‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Peter Schnerring. Er schreibt: „Wenn früher ein schlechtes Jahr war, musste man die Güter noch stärker einteilen als sonst. Dann hieß es: ,Spara muaß mr, elend hausa, katz verkaufa, selber mausa!‘“

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