Leserin Gisela Handwerk aus Stuttgart erzählt von ihrem Vater, der schon in jungen Jahren Motorrad fuhr.
Stuttgart - Die vielen noch ausstehenden Beiträge zum Kippensammlerblues, dem schwäbischen Erfindungsreichtum, Gäste hinauszukomplimentieren, und zur Frage „Wo ist das ‚Grüß Gott‘ geblieben?“ sind nicht vergessen; sie werden noch zu Ehren kommen. Zunächst aber gilt es etwas zu dem schönen Begriff „henderschefirsche“ nachzutragen, den unser Sprachforscher Roland Groner zu Beginn dieser Woche erläutert hat.
Der Erste stammt von Leserin Gisela Handwerk aus Stuttgart. Sie erzählt: „Mein Vater, Jahrgang 1912, lernte bei Auto Staiger in Stuttgart Automechaniker. Wie sein Vater, fuhr er schon in jungen Jahren Motorrad. Der Großvater hatte eine kleine Werkstatt besessen, die er schließen musste, als Kundschaft kein Geld mehr hatte, um die Reparaturen zu bezahlen. Ab und zu hatte mein Vater die Möglichkeit, von seiner Firma ein Auto zu leihen. Nach dem Krieg fuhren wir einmal mit einem Holzvergaser von Stuttgart zu meinen Großeltern mütterlicherseits auf den Lämmershof bei Gschwend. Das letzte Stück dorthin war steil, links und rechts befand sich ein Wassergraben. Der Holzvergaser streikte. Dies wiederholte sich mehrere Male. Wir stiegen aus, und mein Vater sagte ärgerlich in Richtung Fahrzeug: ,Wenn du net vorwärts gohsch, no gohsch halt hendersche!‘ Gesagt, getan, Auf Anhieb nahm der Holzvergaser im Rückwärtsgang den Hohlweg und fuhr so bis zum Lämmershof hinauf. Heute ist es ein Teersträßle ohne Graben, und Autos sind dort längst keine Seltenheit mehr.“
Der zweite Beitrag stammt von Leser Gerhard Seybold: „Ein Bauer aus Endersbach wies seine Frau beim Nachhausekommen mit dem Traktor an: ,Heit muasch aber firscherigwärts mit dem Bulldog end Scheier neifahra, sonsch kamr dr Henger ne gscheit ablada.‘“
Der Beitrag von Leser Rolf Artmann aus Winnenden passt zu den Sommerferien. Auf seine Bitte hin hat unser Sprachforscher Roland Groner den Text ins Schwäbische übersetzt: „In Stetten im Remstal hatten wir eine richtig nãsåweise Nòchbåre. Immer wenn wir onser Auto für den Urlaub packten, kam sie über die Straße gewackelt und fragte ,So, mò gòht-s desjòhr nã?‘ – ,Ha, so Richtung Ulm‘, sagte ich. Sie, mit der kurzen Antwort nicht ganz zfriedå und das viele Gepäck musternd, fragte weiter ,Ond mò gòht-s nò nã?‘ – ,Ha, velleicht no ens Allgae!‘ – ,Jò, ond mò gòht-s nò-no nã?‘ – ,Ha, des wissåt-mr jetz no net so gnao – velleicht nò bald wiedr hõêm!‘ Maeschdens war se nò zfriedå, ond ällås muåß mr de Nòchbr ao net uff d‘Nãs bendå!“
Dazu passt eine Anmerkung von unserer Leserin Renate Schietinger aus Nürtingen: „Mo gosch no? (Wo gehst du hin?) Mo gosch no no? (Wo gehst du danach hin?) Mo gosch no no no (Wohin gehst du dann noch?)“
Leser Siegfried Fetzer aus Mühlacker nimmt Bezug auf den Spruch „Wenn i gwisst hätt, wie guat des Wasser schmeckt, no hätt i mei Häusle net versoffa.“ Er schreibt dazu: „Ein Mann kommt vom ,Ochsen‘ ziemlich betrunken nach Hause. Da schreit seine Karlena, ,jeder Ochs weiß, wenner gnuag hat!‘ Seine Antwort: ,Wenn i Wasser saufa miast, no wiast i des ao!‘“
Der schwäbische Spruch des Wochenendes kommt ebenfalls von Leserin Renate Schietinger aus Nürtingen: „Wenn d’Fraua verblühat, verduftat d’Männer.“
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