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„Teig und Lehm gnauzen, wenn man sie knetet“, schreibt unser Leser Jürgen Braun.

Stuttgart - „Teig und Lehm gnauzen, wenn man sie knetet“, schreibt Leser Jürgen Braun und fragt, ob „gnauzen“ eine historische Wurzel habe oder einfach nur ein lautmalerisches Wort sei ohne speziellen Bezug zu altem Sprachgut. Letzteres kann gleich beantwortet werden: Eine Beziehung zum Wortschatz früherer Zeiten ist im Schwäbischen grundsätzlich immer gegeben, schließlich hat die schwäbische Sprache Wurzeln bis in die Germanenzeit hinein. Aber ob „gnauzen“ ein lautmalerisches Wort ist, wird sich im Folgenden zeigen.

Das zu untersuchende Wort „gnauzen“ wird im Schwäbischen „gnaozå“ gesprochen. Dieser Hinweis ist deshalb von Belang, weil es auch ein „gnauzå“ in der Bedeutung „würgen, zusammendrücken“ gibt. Wörter mit einem gesprochenen „au“ stammen in der Regel von alemannischen Begriffen wie Haus von Hus, Bauer von Bur. Dagegen gehen Wörter mit dem Doppellaut „ao“ oftmals auf solche mit dem gedehnten Vokal „o“ zurück wie raot von rot, graoß von groß und gnaozå von knozen. Unter dieser Schreibweise findet man die Quelle in Fischers Wörterbuch. Dort ist auch dargelegt, was man darunter versteht: ganz allgemein „quietschen, schnalzen“ sowie „der Laut, den eine flüssige, breiige Masse von sich gibt, wenn sie gedrückt, geknetet wird (z. B. Wäsche, Teig, zerdrücktes Kraut) oder wenn man in sie hineintritt (z. B. Dreckpfütze, Sumpf)“.

Doch suchen wir nach der Herkunft von „knozen“ im Grimm‘schen Wörterbuch. Dort finden wir neben anderen Bedeutungen auch „pressen, kneten, knitschen (so schweizerisch)“ und mit dem Hinweis auf Schwäbisch ein Zitat aus Kiechels Reisen im 16. Jh.: „einen bestelten man, durch welchen die drauben in einem hülzernen drog getretten und geknozet werden“. Unter dem erwähnten „knitschen“ versteht man „quetschen, zerquetschen“, außerdem wird bemerkt: „einen laut, den das wort nachahmt, hören lassen, wenn man z. b. etwas weiches in der hand zerdrückt“.

Was die Herkunft betrifft, so ist „knitschen“ schwierig zu beurteilen, möglich ist eine ungenaue Aussprache für „knütschen“, das häufiger und älter bezeugt ist. Insgesamt gesehen kommt der Wortstamm praktisch mit jedem Vokal und Umlaut vor. Der schwäbische Sprachforscher Johann Christoph von Schmid hat in sein „Schwäbisches Wörterbuch“ (1831) folgende Verben aufgenommen: „knitschen, knotschen, knötschen, knautschen, knauzen, knauschen“. Und was manche Leser überraschen dürfte: Auch das Wort „knutschen“ ist ein lautwiedergebendes Verb. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Werner Tischauser aus Mühlacker. Er schreibt: „Mein Schulkamerad Karl hat einmal den Spruch getan: ,,Des isch schau so lang her, do isch dr Hauptmann von Kapernaum no Gfreiter gwäa.‘“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de