Zum Abschluss der Woche weitere Beiträge zur Frage: Wo ist das Grüß Gott geblieben?
Stuttgart - Zum Abschluss einer intensiven „Auf gut Schwäbisch“-Woche weitere Beiträge zur Frage: Wo ist das Grüß Gott geblieben?
Leser Albrecht Brenner aus Vaihingen/Enz schreibt: „Eine Reutlingerin war über 30 Jahre Organistin an der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Brüssel. Die Orgelbank stand unmittelbar neben dem Eingang zum Kirchenraum. An einem Sonntag hatte sie gerade mit ihren Vorbereitungen begonnen, da kam auch schon die erste Besucherin, eine ihr fremde Frau. Auf die freundliche Begrüßung mit ,Grüß Gott‘ folgte die Erwiderung: ,Sind Sie hier katholisch? Dann gehe ich sofort wieder!‘ Nach der Erläuterung, dass sie aus Württemberg komme und ,Grüß Gott‘ im Schwäbischen unabhängig von Konfession die übliche Grußformel sei, blieb die Besucherin.“
Leserin Renate Münchinger berichtet aus Remshalden: „Ich arbeite bei der Fa. Otis Aufzüge in Fellbach. Ein Monteur erzählte mir, dass er beim Reparieren eines Aufzugs mit ,Grüß Gott‘ gegrüßt wurde. Er darauf antwortete: ,So weit fahrt dr Uffzug net nuff.‘ Da wurde dann der Ärger über den defekten Aufzug weggelacht.“
Von einer Aufzug-Begegnung in einem Altenheim berichtet Leserin Ruth Knoll aus Stuttgart: „Ich stieg zu und begrüßte eine ältere Dame, die nach oben fuhr, mit einem freundlichen ,Grüß Gott‘. ,Noi, noi‘, hot se gsagt, ,so weit nuff will i jetzt no net!‘ Mir hend no beide schallend mitanander glacht!“
Von Leser Ebbe Kögel aus Stetten im Remstal stammt dieser Beitrag: „Schon vor vielen Jahren fiel mir auf, dass unser evangelischer Pfarrer, wenn ich ihn unterwegs traf, auf meinen Gruß ,Griaß Gott, Herr Pfarrer‘ immer mit ,Hallo, Herr Kögel“ antwortete. Unter der Überschrift ,Von der Halloisierung des Alltagslebens‘ verfasste ich daraufhin für unser örtliches Mitteilungsblatt den folgenden Text: ,Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass die meisten Menschen im Dorf, wenn sie sich treffen, nur noch ,Hallo‘ sagen? Ob es Junge oder Alte sind, Schwäbisch oder Hochdeutsch sprechende, alle sagen nur noch ,Hallo‘. Die alten Grußformeln wie ,Gudda morga‘, ,Mahlzeit‘, ,n’Aobed‘ und vor allem das bis vor einiger Zeit weit verbreitete ,Griassgott‘ sind nur noch selten zu hören. Ganz verschwunden sind die alten schwäbischen Ausdrücke wie ,Fleissich‘ (wenn man an jemand vorbeigeht, der gerade arbeitet), ,Au onderwegs‘ (oder nur: ,So‘, ,Au‘) oder ,(hennr) guadr Rood (Habt ihr guten Rat – wenn man an zwei oder mehr Personen vorbeigeht, die zusammenstehen und sich unterhalten). Eigentlich schade, dass diese schönen Grußformeln von dem nichtssagenden und unpersönlichen ,Hallo‘ abgelöst wurden.“
Kritische Worte kommen von Leser Nikolas Erps, der sein Befremden darüber äußert, dass ein Mitbürger zögert, in Anwesenheit muslimischer Mitbürger „Grüß Gott“ zu sagen. Toleranz sei keine Einbahnstraße, meint er „sonst könnten wir die eigene Kultur auf den Müll werfen“.
Dazu passt der Beitrag von Leserin Andrea Bühler aus Lorch-Rattenharz: „Als ich vor zwei Jahren in einem Secondhand-Kaufhaus in Schwäbisch Gmünd nahe des Eingangs stöberte, betrat eine ältere Muslima mit Kopftuch und langem Rock das Geschäft, strahlte und begrüßte alle Anwesenden mit einem schmetternden ,Griaß Gott!‘. In breitestem Schwäbisch.“ Der Spruch des Tages lautet: „Der isch so gscheit wie dr Schultes von Strümpfelbach; der hot kenna durch a Brett gucka, wenn’s a Loch ghet hot.“
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