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Aus Waiblingen fragt Leser Kölz: „Woher rührt der Ursprung des Begriffs „zum Bossa“?

Aus Waiblingen fragt Leser Siegfried Kölz: „Woher rührt der Ursprung des Begriffs ‚zum Bossa‘. Immer wieder ertappen wir uns beim Gebrauch von ‚grad zom Bossa‘ oder ‚der hot des zom Bossa gmacht‘, wenn wir etwas ‚trotzdem‘ wider die Vernunft machen oder jemandem unterstellen, dass er uns eines auswischen wollte. Aber wo liegt der Ursprung dieser Redewendung?“

Ja, wenn das so einfach wäre, den Ursprung des Wortes „Posse/Bosse“ (m.), schwäbisch „Boss“, dekliniert „Bosså“, zu finden. Was man darunter versteht, ist schon vom Fragesteller angedeutet, im Schwäbischen Wörterbuch wird es mit „Streich, scherzhafter oder böswilliger“ erklärt. Im Grimm‘schen Wörterbuch wird beschrieben: „es ist schwer, die gestalt und abkunft dieses worts zu sichern, dessen anlaut zwischen B und P schwankt, dessen nomen (Name) oft in einsilbiges bosz, botz gekürzt erscheint“, und weiter erfährt man: „so häufig seit dem 16 jh. der ausdruck wird, nirgends erscheint er früher.“

In einem der ältesten Wörterbücher, dem „Dictionarium Latinogermanicum“ von Petrus Dasypodius (1537), werden aufgezählt: „bossentreiber gesticulator, bossenübung gesticulatio, bossig gestuosus (stark Gebärden machend), bossenwerk parergon“. Das zuletzt genannte griechische Wort „parergon“ ist ein Begriff aus dem kunstgeschichtlichen Bereich, man verwendet es für die Figuren- und Tier-Staffage in Landschaftsbildern sowie an Monumenten und Brunnen. Im späten Mittelhochdeutschen wurden diese reliefartigen und figürlichen Bildwerke „Possen“ benannt.

Darüber liest man bei Grimm: „die possen, als die man an die brunnen macht, wasser auszeblasen, oder kindle an den rören, die wasser ausschraiend oder brünzelnd“, weiterhin „possenreiszer, der die leut schier zu narren machet, sannio“ (= Hanswurst), und „possentreiber, der einem ein gemein schauwspiel haltet und eines iede bärd (= Gebärde) an sich nimpt, gesticulator“. Diese Zitate lassen erkennen, dass der seit dem 16. Jahrhundert übertragene Gebrauch des Wortes „Bosse“ sich im Sinne von „Unfug, närrisches Zeug u. ä.“ versteht.

Als Quelle des Wortes „Bosse“ gilt das gleichnamige französische „bosse“, was übersetzt „Beule, Höcker, Erhöhung“ bedeutet. Damit ist ursprünglich die erhabene, reliefartige Bildhauerarbeit gemeint. Festhalten kann man: Mit den Bossen, die als erheiternde Zierraten auf dem Brunnen standen, und mit den dann auftretenden Possenreißern und Possentreibern kam der Sinneswandel zu „Scherz, Spott und Streich“. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Karl Sachs aus Ostfildern. Er schreibt: „Kürzlich hanne au no an schena Sbruch ghäirt: A Bauer goaht am Medich (Montag) morgets om viere end Schloafstub zo seim Soh ond sait: ,Auf Jonger, raus ausem Nescht, mir ganget zom Mäha, ibormorga isch Midwoch, noa isch de halb Woch rom ond no nex gschafft!‘