Käse Foto: Fotolia

Kindheitserinnerungen eines Lesers: Bua, gang no en Keller ond hol mr den Backstoikäs rauf!

Stuttgart - Von Leser Otto Huober aus Aichtal-Grötzingen stammen diese heiteren Zeilen: „Des Öfteren gefragt, warum ich keinen Käse esse, schildere ich den Fragenden folgende Begebenheit: Dem betagten Ahne starb seine ihn umsorgende Frau weg. Er kam mit seinem Alleinsein nicht mehr so richtig zurecht und wurde daher ins Haus seiner Tochter geholt. Es war im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Die Nahrungsmittel waren oft knapp; sie konnten nur mit Lebensmittelkarten ergattert werden. Dicke Bäuche und Übergewicht waren in dieser Zeit eine Seltenheit.

Da im ganzen Haus niemand ein Freund von Käse war, hatte der Ahne das Glück, die ganzen Rationen für sich in Anspruch nehmen zu können. Meine kleine Schwester und ich mussten dem Ahne dabei behilflich sein. Er war ein gedienter Soldat unter Kanzler Bismarck und ordnete im Befehlston an: ,Bua, gang no en Keller ond hol mr den Backstoikäs rauf!‘

Der Käse war in einer großen und schweren Tonschüssel eingelagert, die damals noch im benachbarten Häfnerhaus gefertigt und gebrannt worden war. Es machte mir Mühe, die Schüssel samt Inhalt die Treppe hochzutragen. Oben angekommen, lautete sein Auftrag, ,no a Kriagle Broatbiramost‘ zu holen.

In der Zwischenzeit machte sich der Ahne über seinen Käse her; er legte einen großen Brocken auf seinen Teller. Während der überlangen Reifezeit hatten sich auf dem Käse zahlreiche ,Mitesser‘ angesiedelt, und es wuselte und krabbelte nur so auf dem Teller. Ich wusste nicht, was ich dem Ahne sagen sollte. Zuletzt entfuhr es mir: ,Aber Ahne, on deim Käs krabblet doch Würm!‘ Der aber sagte nur mit vollem Mund: ,Die kommet net dervo!‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Ingrid Bräckle aus Stuttgart: „Sitzt a Vögele auf em Dach, gugget, ob mr Kiachla bacht. ,Vögele, brauchsch net so gugge, ’s gibt heit bloß a Riebelessuppa.‘“

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