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Leserin Melanie Klein ist das Wort „gloschdra“ aufgefallen, weshalb es heute erklärt werden soll.

Stuttgart - Leserin Melanie Klein aus Stuttgart ist das Wort „gloschdra“ aufgefallen, weshalb sie sich für die Herkunft dieses Verbs interessiert. Sie meint „D’Zigarett gloschdrad“ also „die Zigarette brennt“. So wie die beiden Verben „glostern“ und „brennen“ hier beieinander stehen, könnte man meinen, sie würden das Gleiche ausdrücken. Ob das der Fall ist, kann nur durch eine Untersuchung beider Wörter geklärt werden.

Das Wort „glosten“ ist verwandt mit dem Verb „glosen“, das selbst auf die Wurzelform „glus“ (=Licht, Helligkeit) zurückreicht. Dieses „glosen“ ist schon im 13. Jahrhundert in den Bedeutungen „glimmen, glühen“ und „leuchten, glänzen“ vielfach bezeugt, wie im „Deutschen Wörterbuch“ zu lesen ist. Seit dem späten Mittelhochdeutschen, etwa um 1500, zieht sich „glosen“ aus dem literarischen Gebrauch fast ganz zurück, um erst im 19. Jahrhundert meist bei oberdeutschen Schriftstellern wieder Verwendung zu finden. Im Duden-Wörterbuch ist „glosen“ mit der Erklärung „landschaftlich für glühen, glimmen“ genannt. Es wird in der Schweiz als „gloschå“ in der Bedeutung „glänzen wie Feuer, bes. von einem erhitzten Gesicht“ gebraucht.

Das angefragte Verb „glosten“ ist wohl eine Ableitung des mittelhochdeutschen Wortes „glost(e)“ (= Glut). Es bedeutet „1. glänzen, leuchten; 2. glimmen, schwelen, ohne Flamme brennen“. Im Schwäbischen wird aus glosten „gloschdå“ und „gloschdrå“. Die zweite Form „glostern“ mit der Nachsilbe „-ern“ ist eine sogenannte Iterativbildung, was besagt, dass solche Verben eine stete Wiederholung von Vorgängen ausdrücken.

In Fischers „Wörterbuch“ wird „gloschdå“ folgendermaßen beschrieben: „glimmen, ohne Flamme glühen, von Kohlen, Ruß an der Pfanne“, angefügt wird die übertragene Bedeutung: „Bildlich, von einer Leidenschaft, Feindschaft odgl., die noch gleichsam unter der Asche fortglüht“. Die schweizerische Bedeutung für „glosten“ ist: „glänzen, glühen, glimmen; feurig, erhitzt aussehen, bes. von der Gesichtsfarbe nach dem Essen oder Weingenuss; sehr heiss sein, wie Fieberkranke“. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass viele Wörter, die mit „glänzen“ zu tun haben, mit dem Anlaut „gl“ beginnen: glasten (schwäbisch für glänzen, strahlen), gleißen, glimmen, glimmern, glitzern, glosen, glühen.

Zurück zur „Zigarette“: Die eigentliche Bedeutung von „brennen“ ist bekanntlich „in Flammen stehen“. Dies trifft für die Zigarette ja nicht zu, sie gloschdåt oder glimmt, weshalb sie ja auch „Glimmstängel“ genannt wird. Der schwäbische Spruch des Tages lautet: „Wer viel schwätzt, luigt viel.“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de