Frische Kirschen als Belohnung für einen „ellenlangen“ Weg Foto: dpa

Wie angekündigt heute weitere Leser-Beiträge, die sich mit dem Thema „Eilagreit“ befassen.

Stuttgart - Wie angekündigt heute weitere Leser-Beiträge, die sich mit dem Thema „Eilagreit“ befassen.

Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd schreibt: „Helmut Böttiger, ein Schriftsteller und Literaturkritiker, hat im Jahr 2006 ein Büchlein verfasst mit dem Titel ,Im Eulenkräut: Hermann Lenz und Hohenlohe‘. Der bekannte Autor Hermann Lenz wurde – fast auf den Tag genau vor 100 Jahren – am 26. Februar 1913 in Stuttgart geboren. Seine Kindheit verbrachte er bis zu seinem elften Lebensjahr jedoch in Künzelsau. In der Folgezeit lebte er dann bis 1975 aber wieder in Stuttgart, im früheren elterlichen Wohnhaus in der Birkenwaldstraße. 1998 verstarb Lenz in München.

Im Buch ,Im Eulenkräut‘ erfährt der Leser nicht sehr viel, was mit dem Wort ,Eulenkräut‘ gemeint sein könnte. Nur an einer einzigen Buchstelle heißt es: ,Im Jahre 1923 lebte Hermann Lenz in der hohenlohischen Oberamtsstadt Künzelsau, in einem abgeschiedenen ,Eulenkräut‘, fern ab der Schrecken des Ersten Weltkriegs und dessen Folgen.‘ Ich glaube nicht, dass der hier verwendete Begriff ,Eulenkräut‘ mit dem früheren Stuttgarter Flurstück ,Eilagreit‘, von dem Frau Gisela Handwerk berichtet hat, etwas zu tun haben könnte, wenngleich Hermann Lenz dieses Areal vermutlich kannte. Im Internet habe ich nun herausfinden können, dass man abwertend zu einem abgelegenen Ort ,Eulengreuth‘ oder ,Eulenkräut‘ sagen kann.

Um nun noch einen Bogen zur Aussage von Herrn Schmidt aus Korntal zu schlagen, der geschrieben hatte, er vermute, dass ,Eilagreit‘ etwas mit ,Unkraut‘ oder ,kümmerlichem Salat, Krautkopf‘ zu tun haben könnte: Wenn Salatbeete und sonstige Anbauflächen zu früheren Zeiten zu sehr abseits lagen, sozusagen in der ,Pampa‘, dann wurden diese sicherlich nicht so häufig und so konsequent kultiviert und bewässert. Als Folge dessen erwirtschaftete man dann dort nur geringwertigere Erträge, von denen man dann sagen konnte: ,Was isch au dees fir a Eilagreit‘, so wie dies Herr Schmidt in seinem Beitrag geschrieben hat.“

Martha Kuppinger aus Waiblingen bemerkt ihrerseits: „Auf der Gemarkung Waiblingen gibt es auch ein Gewann ,Ellengreut‘ (im Volksmund ,Elegreit‘). Die Baumgrundstücke liegen zwischen Waiblingen, Kob und Waiblingen-Neustadt. Ich selbst habe 40 Jahre im Ellengreut beim Ernten des Obstes geholfen.“

Auch Günter Bubeck aus Waiblingen widmet sich diesem Thema: „In Waiblingen gibt es eine Lage, die in einem Güterbuch von 1858 mit Ellengreuth bezeichnet wird. Damals standen im Ellengreuth Weinreben. Heute befinden sich in dieser Lage Streuobstwiesen. Während meiner Schulzeit in den späten vierziger Jahren unternahmen wir manchmal Exkursionen in die Umgebung. Ein Ausflug ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Unser Weg führte vom Schulhaus über die Brühlwiesen an der Rems hinauf zum Jungen Wengert und dann weiter zum Söhrenfeld und zum Söhrenbaum, bis wir endlich im Ellengreuth waren. Ein ellenlanger Weg zu einer ellenweit entfernten Flur. Unser Lehrer erklärte uns die Bezeichnung ,ellenlang‘ mit ,sehr lang‘ und ,ellenweit‘ mit einer sehr weit entfernten Flur. Der ellenweite Weg zum Ellengreuth wurde uns von einem Bauer dadurch belohnt, dass er jedem von uns eine Hand voll frisch gepflückter Kirschen reichte. Das war damals eine große Anerkennung.“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Elise Deutschle aus Rudersberg: „Wenn meine Mutter Angst um mich hatte, weil ich spät nach Hause kam, sagte sie: ,I ben schier verbopert.‘“