Kleingeld Foto: dpa

An die „Mausprämie“ haben etliche Leser eigene Erinnerungen – nicht nur von früher.

Stuttgart - An die „Mausprämie“, über die wir in der Samstagsausgabe berichteten, haben etliche Leser eigene Erinnerungen – keinesfalls aber handelt es sich dabei nur um ein Thema von früher. So hatte der Gemeinderat von Notzingen im Landkreis Esslingen in diesem Frühjahr (!) eine solche Prämie ausgeschrieben: Für jede gefangene oder erlegte Maus erhielten die Bürger dort eine „Schwanzprämie“ von 50 Cent – sehr zum Ärger des Landestierschutzverbands.

Früher war dieses Vorgehen gegen Wühlmäuse offenbar weit verbreitet. Aus Nürtingen schreibt Leserin Renate Schietinger: „In den fünfziger Jahren konnte man auch in Reudern auf dem Rathaus Wühlmäuse abgeben. 50 Pfennige gab’s pro Maus. Mein Bruder und sein Freund waren erfolgreiche Jäger; ihre Gürtel hingen oft voll mit Fallen, in denen Wühlmäuse steckten. Den Mäusen wurden vom Feldschütz die Schwänze abgehackt (,Dui isch zahlt!‘); sie landeten auf der ,Mischte‘ beim Rathaus. Die Mäusejäger holten jedoch heimlich die Schwänze zurück und verkauften diese in der Realschule in Nürtingen für 25 Pfennige pro Stück an Schüler aus anderen Ortsteilen – dort mussten nämlich nur Schwänze abgeliefert werden. Diese erhielten dann ebenfalls 50 Pfennige dafür. Kein schlechtes Geschäft für die (Sau-)Kerle. Ob die Obrigkeit dahinterkam? Ich weiß es nicht.“

Leserin Inge Stoll aus Stuttgart berichtet: „Bei der Mäuseprämie war mein späterer Mann im Vorteil. Gleich die übernächste ,Mischde‘ barg Schwänzle zuhauf. Dort hatte der Feldschütz seines Amtes gewaltet. Pro Schwänzle gab’s 30 Pfennig – Anfang der fünfziger Jahre für die Bauernbuben viel Geld. Mein Mann hatte mal drei ,Schwänzle‘ erjagt und wollte voller Freude 90 Pfennig kassieren. Der Feldschütz wies ihn aber an: ,Bua, wenn de mol 15 Schwänzle g’sammelt hosch, no kommscht wieder!‘ Prima war der Umstand, dass ein Schulkamerad direkt neben dem Feldschütz wohnte und ein Auge auf die ,Mischde‘ und damit auch auf die ,Schwänzle‘ hatte. Ohne Jagen und ganz bequem wurde die Beute mehrmals abgeliefert. Die großen Feldmäuse nannte man übrigens ,Schrodel‘, die schwarzen Mäuse waren die ,Schäären‘ und die einfachen Mäuse die Wühlmäuse.“

Von Leser Jürgen Schmid aus Fellbach stammt ein Beitrag zum ebenfalls beliebten Thema Opa und Gebiss: „Mein Opa aus Rommelshausen war Gemüsebauer. Im Haus befand sich gleich neben der Haustür die Toilette mit Wasserkrug und Haken für zerrissene Zeitungen als Klopapier. Einmal fiel meinem Opa das Gebiss in die Toilette und gelangte so in die Grube. Opa wusste sich zu helfen. Er ging nach draußen in den Hof, öffnete den Deckel zur Grube und fischte das Gebiss wieder heraus. Dann ging er an den Waschtisch fürs Gemüse, nahm die große Bürste und reinigte den Zahnersatz. Anschließend setzte er das Gebiss ein und ging frohen Mutes der Arbeit des Tages nach.“

Zum Spruch „Leit wia mir, Kragaweite 104“ (Dienstagsausgabe) schreibt Klaus A. Boner aus Stuttgart: „Den Spruch kenne ich so: ,Leit wia mir, mit Kragaweite 104. 108 wird nemme gmacht.‘“ Rolf Schippert aus Oberschlechtbach merkt an: „Kragaweide 104 – des hoeßd, dass so a Perso gar koan Hals hod. Friar hods ghoeßa: ,A Ma ohne Hals sei ned guad henga; do däds Soil rausschlupfa.‘“ Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser Siegfried Glemser aus Herrenberg: „Dr Karle ischd a gscheidr Ma, er sieht dr Kuah am Eider a, was z’Paris dr Buddr koschd.“ Siegfried Glemser fügt hinzu: „Statt Karle kann man jeden beliebigen männlichen Vornamen eines Neunmalgscheiden einsetzen.“

Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de