Auch im neuen Jahr gibt es viele schwäbische Anekdoten, Geschichten und Sprüche – lesen Sie selbst.
Allen „Auf gut Schwäbisch“-Leserinnen und Lesern ein gutes neues Jahr – mit viel schwäbischen Anekdoten, Geschichten und Sprüchen! Wir starten mit einem Neujahrsgruß von Herta Pfau aus Leutenbach:
„A ganz nuis Johr isch wieder do –
ond wird’s a guad’s, no send mir froh.
Mr hofft und hofft, rund um die Uhr,
dass se au steigt, die Konjunktur,
und dass au dia Politiker machat recht
ihr G’schäft
so wia’s ooserois schoo recht gern mecht.
Mr sott g’sond bleiba und sich
ell’s au was gönna – au wenn’s ebbes
koscht – und net bloß immer klamma.
Sich vertraga mit de Menscha
uff dr ganza Welt und dees do,
was em Leba wirklich zählt.
Manchmal au de andre d’Wohrheit sage,
kultiviert, so kaa’s dr sell no au vrtraga.
In Guatem mit de Leitla schwätza
und drbei se net vrletza.
Ell Dag uff andere a bissle Rücksicht
nemma und sich au wia en Gentleman
benemma.
So kommt mr a beschta durch die Welt
mit viel und au mit wenig Geld.“
Erhard Siegle aus Aspach-Kleinaspach erzählt eine Geschichte, die er von seinem Vater kennt: „Ein altes Weible vom Land kam nach Stuttgart in eine Konditorei und wollte sich ein kleines Törtchen und einen Laib Brot kaufen, wusste sich aber bezüglich des Törtchens nicht entsprechend auszudrücken. Sie deutete auf das Törtchen mit dem Finger und sagte: ‚So ebbes ond a Laible!‘ Hier könnte man auch noch den Ausspruch eines Bauern, ebenfalls in einem Konditorladen einkaufend, anbringen. Er wusste für ein kleines dunkles Nusshörnchen keinen passenderen Ausspruch als: ,Na gebet Se mer au no des Hundsabklemmede!‘“
Aus Stuttgart schreibt W. Eisenmann: „Meine Freundin war mit ihrer Dote in Stuttgart; sie gingen die Königstraße entlang und betrachteten sich die Auslagen in den Schaufenstern. Vor einem Schaufenster rief meine Freundin: ,Dote, guck amol!‘ Da liefen einige Leute zusammen und fragten: ,Wo sind die Toten?‘“
Wir bleiben beim Thema in Stuttgart. Volker Joas aus Beutelsbach schickt uns diese nette Geschichte: „Bis vor wenigen Jahren durfte ich Teilnehmer bei Aalener und Wasseralfinger Stammtischen sein. Bei der Aussage, dass ich aus dem unteren Remstal stamme, hieß es regelmäßig aus Ostälbler Mündern: ,Für ons send ihr ab Schorndorf naawärts ällas Schduagerter!‘“
Köstlich auch der Beitrag von Hermann Hägele aus Winnenden-Birkmannsweiler: „Es handelt sich um ein Gedicht aus dem 18. Jahrhundert, das von der Besonderheit der Stuttgarter handelt:
Oh diea Schduagador
Isch des a Sonndichnochmittag
em Hirsch ,do isch’s ganz leer,
’s isch grad ,wie wenn älle Leut
’s Geld ausganga wär.
Dr Hirschwirt guckt zom Fenster naus,
scho seit’ra Schdond ond brommt,
weil zwoi bereits en’s Lamm nai send
ond koiner zu ihm kommt.
,Om Hemmelswilla!‘, schreit er z’mol
ond jommeret ei-jei-jei-jei-jei.
Sei Weib, sie moint, er sei verruckt ond
fragt ihn, was denn sei.
,Do frogsch du au no‘, sait er druf,
,narr do guck naus, no siehsch’s.
Do kommat ja vier Schduagador
ond i hau bloß drei Tisch.“ Auch den schwäbischen Spruch des Tages verdanken wir Hermann Hägele: „Meine Mutter pflegte bei politischen Ungereimtheiten zu sagen: ,A Mantel ond a Kuh’a, deckt ällas zua.“