Woher stammt das Wort Blozbriah? Foto: StN

Ein Bauer sagt zum anderen: „Ha, die Milch vo deine Kiah, des isch a waidagete Blozbriah!“

Stuttgart - Katja Glaser aus Nufringen erkundigt sich nach der Herkunft des Wortes „Blozbriah“ und fügt gleich, wie sie schreibt, einen „absoluten schwäbischen Satz“ bei: Ein Bauer sagt zum anderen: „Ha, die Milch vo deine Kiah, des isch a waidagete Blozbriah!“

 

Was Katja Glaser vorschlägt, ist in früheren Zeiten insbesondere im landwirtschaftlichen Bereich bestens bekannt gewesen. Unter „Blotzbriå“ versteht man die bei der Butterherstellung übrig bleibende trübe Brühe, etwas vornehmer ausgedrückt „Buttermilch“. Was dabei der Begriff „Blotz“ zu sagen hat, soll im Folgenden vorgestellt werden.

Das Stammwort für „Blotz“ ist das Verb „blotzen“, das wiederum vom Wort „blotz/plotz“ abstammt. Unter „Plotz“ versteht man „geschwinder, mit Schall auffallender Schlag“, und die Redensart „auf den Plotz“ bedeutet „auf Knall und Fall“. Im „Deutschen Wörterbuch“ wird zitiert: „er ist ganz plotz unversehens am schlage gestorben“. Wie jetzt manche Leser vermuten: „plotz“ ist der Vorfahre von „plötzlich“ im Sinne von „schlagartig, auf einmal“. Doch zurück zu „blotzen“ mit der Bedeutung „schwer mit Geräusch fallen“, was bei uns mit „na- ond ra- ond nãblotzå“ bestens bekannt ist. Und das erinnert manche an Werner Veidt und an sein Lied „I möcht amol wieder a Lausbua sei“, wo es heißt:

„De Nochbers Fritz an de Leffel fasse.

Z’erscht hochhebe un no blotze lasse …“

Man erinnert sich: Werner Veidt war in den sechziger und siebziger Jahren zusammen mit Walter Schultheiß im Hörfunk und Fernsehen als Straßenkehrer und Bruddler ein weit bekannter und beliebter schwäbischer Unterhalter. In „Auf gut Schwäbisch“ wurde er bereits mehrfach zitiert.

„Blotzen“ heißt aber auch „stoßen, schlagen“ und ganz speziell „durch Stoßen der Milch im Blotzfass Butter bereiten“. Weitere von diesem „blotzen“ abgeleitete Begriffe findet man in Fischers „Schwäbischem Handwörterbuch“. Es sind „Blotz“ (Rahm), „Blotzåt“ (ebenfalls Rahm, aber auch trübe Brühe), „Blotzfass“ (Butterfass), „Blotzmilch“ (Buttermilch, aber auch in spöttischem Ton trüber Wein oder Most), „Blotzåde“ (das Butterstoßen, aber auch der gesamte Vorgang und das Drumherum bei der Butterherstellung) und als besonderes Schimpfwort „Blotzkosel“ für einen fetten und/oder versoffenen Menschen.

Offen ist noch, was der Nachbar mit „waedagådå Blotzbriå“ gemeint haben könnte? Das Wort „waedagåt“ steht für „widerwärtig, verflucht, verteufelt“. Auf die „Blotzbriå“ bezogen könnte es sinngemäß „widerlich, ekelig“ oder Ähnliches bedeuten, doch Genaueres weiß nur dr Nòchbår. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Fritz Flattich aus Wiernsheim. Er zitiert einen schwäbischen Willkommensgruß: „Wenn’s sei muaß, no kommet Se halt rei.“ Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften. Schreiben Sie uns: land@stn.zgs.de