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Leserin Rosmarie Martin aus Winnenden beschäftigt sich mit schwäbischen Wörtern die auf „z“ enden.

Stuttgart - „Seit ich denken kann, habe ich Wendungen und Begriffe benützt, die plötzlich interessant sind, weil sie offenbar in ein logisches Gefüge gehören.“ Dies schreibt Rosmarie Martin aus Winnenden und fügt einige Wörter an, die auf „z“ enden: Hosenspannez, Schleifez, Schelfez, Gnarflez. Und dazu stellt sie die Frage: „Welches grammatikalische Gesetz, welche Theorie steht wohl hinter diesen Wortbildungen?“

Was unsere Leserin hier thematisiert, bedarf unbedingt eines Rückblicks in vergangene Jahrhunderte, in denen die Wurzeln für diese Formen zu Hause sind. Betrachten wir einige Beispiele, allerdings mit einer etwas anderen Endung: „å Kochåde, å Bachåde – å Wuålåde, å Machåde – å Ässåde, å Drenggåde – å Daefåde, å Schenggåde“ (aus dem Buch „Gschriebå wiå gschwätzt“). Alle diese Wörter enden auf „-åde“, eine Endung, die schon in der mittelhochdeutschen Form als „-ete“ vielen aus Verben abgeleiteten Wörtern einen besonderen Sinn gab und auf ein althochdeutsches „-ida“ zurückreicht. Zur Bachåde, verkürzt Bachåt, gehören sowohl die Durchführung, der zeitliche Umfang, die Zutaten als auch die Menge des Brotes, das gebacken wird. Und unter einer Schelfåde / Schelfåt versteht man den Vorgang des Abschälens der Haut von Kartoffeln, Äpfeln, Zwiebeln, ebenso den produzierten Abfall. Man kann allgemein sagen: Mit den Begriffen auf „-åde / -åt“ ist alles, was mit den jeweiligen Vorgängen zusammenhängt, also der Ablauf, das Drumherum, die Zutaten, die Umstände sowie insbesondere das Ergebnis, gemeint. Wörter dieser Gattung sind oberdeutsche Bildungen, die von den Mittelgebirgen bis in die Alpengebiete verbreitet sind.

Nun aber zu den von unserer Leserin erwähnten Begriffen mit der Endung „-ez“. Um diese Wörter einreihen zu können, müssen wir den Buchstaben „z“ in ein gleich gesprochenes „ts“ umwandeln, also „Schleifets, Schelfets . . .“. Im Deutschen Wörterbuch findet sich bei „kochet“ auch die Form „köchets“ mit dem Hinweis „merkwürdige Genitivform“. Was damit gemeint ist, kann mit dem Zusatz „Menge“ verdeutlicht werden: eine Menge Kochåts (= des Gekochten oder des zu Kochenden). Mit dieser Erklärungshilfe ist eine Schelfåts eine Menge Abgeschältes oder des zu Schälenden, eine Gnarfåts ein Haufen Knorpeliges, eine Schleifåts etwas Geschliffenes, also eine durch wiederholtes Schleifen glatt gemachte Fläche.

Dazu passt auch die Anfrage von Hans Schönberger. Er wundert sich über den Ausdruck „Hocketse“, seiner Meinung nach müsste es „Hockete“ heißen. Kurze Antwort: Im Schwäbischen haben wir entsprechend der Erklärungen alle drei Versionen: „Hoggåt / Hoggåde / Hoggåts(e)“.

Der Spruch des Tages kommt von Edeltraud Sihler aus Winnenden. Sie schreibt: „Mein Großvater (Jahrgang 1875) pflegte zu sagen: ,Ghirat isch it Kappa g’handelt.‘ Damit meinte er, man könne einen Mann oder eine Frau nicht so einfach wieder ablegen oder umtauschen wie eine Kappe.“