Theodor Heuss Foto: dpa

Karl Moersch ist ein Urgestein der Landes-FDP. An Geschichten über Theodor Heuss erinnert sich der 86-Jährige nur allzu gern.

Stuttgart - Karl Moersch ist ein Urgestein der Landes-FDP – und ein Mann mit einem großem Anekdotenschatz. Die Geschichte hat es ihm angetan – und an Geschichten über den ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss (1884-1963), genannt „Papa Heuss“, erinnert sich der 86-Jährige nur allzu gern. Vier Anekdoten:

Königin Elizabeth II. wollte nicht, dass der Bundespräsident 1958 bei seinem Besuch in England in der Residenz des deutschen Botschafters übernachtete, sondern im Buckingham-Palast. Sie wollte seine Nähe, weil sie von ihm etwas über ihre württembergischen Vorfahren – über ihre Großmutter Mary von Württemberg-Teck – erfahren wollte. Als Heuss dann in den Buckingham-Palast kam, sollte Prinz Philip ihm zuerst die dort aufgehängten Bilder erläutern. „Da können Sie mal sehen, was das für ein schöner Raffael ist“, soll Philip erklärt haben, als sie vor dem ersten Gemälde standen. Heuss entgegnete: „Das ist kein Raffael, das ist ein Tintoretto.“ Der Prinz war beeindruckt. Und damit erging der Auftrag an den kunstgeschichtlich bewanderten Bundespräsidenten, sämtliche Bilder im Palast zu kommentieren. Währenddessen ging Elizabeth mit dem deutschen Diplomaten Hans-Heinrich Herwarth von Bittenfeld in das Schlafgemach, das Heuss zugedacht war. Zuerst prüfte sie mit den Händen, ob das Bett auch für das Staatsoberhaupt taugte. Doch sie war sich nicht sicher – also legte sie sich mit ihrem ganzen Kostüm hinein.

Als Theodor Heuss 1949 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, gab es in Bonn für ihn noch kein geeignetes Quartier. Dafür ein Eisenbahnerwohnheim in Bad Godesberg, das Heuss als provisorische Unterkunft diente. Von Bittenfeld wohnte ein Stockwerk drunter. An einem Abend klopfte Heuss an der Tür des Diplomaten, der Bundespräsident wollte noch einen Wein trinken – und brachte aus dem Keller einen edlen Tropfen, einen Brackenheimer Zweifelsberg Lemberger. Es begann ein Erfahrungsaustausch, der sich an mehreren Abenden fortsetzte – ein Vertrauensverhältnis war entstanden.

Der frühere Oberbürgermeister von Heilbronn, Paul Meyle, hat Heuss 1953 zum Ehrenbürger erkoren. „Ja weischt, Theo,“ sagte Meyle bei der Feier, „jetzt haben wir es doch zu etwas gebracht.“ Antwort Heuss: „Paul, merk‘ dir ois: Sitz und Stimme hemmer, aber am Arsch unten darf mers net laut werda lassa.“

1951, beim ersten Besuch des Bundespräsidenten Heuss in Rheinland-Pfalz stand der Besuch eines Weinguts an der französischen Grenze auf dem Programm. Ein großer Pokal wurde Heuss überreicht – gefüllt mit Traminer. Angeblich hat der Präsident den Inhalt in einem Zug ausgetrunken. Heuss geriet etwas ins Wackeln und blickte auf Landwirtschaftsminister Oskar Stübinger. Und der Bundespräsident rief ihm zu: „Stübinger, du bist doch Landwirtschaftsminister. Dann kannst du mir auch sagen, wo ich hier mal schiffen kann.“ Apropos Heuss: Der Schauspieler Sebastian Koch liest am Freitag, 7. Dezember um 20 Uhr im Stuttgarter Haus der Wirtschaft aus Briefen und Reden des ersten Bundespräsidenten. Veranstalter ist die Reinhold-Maier-Stiftung. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung bis zum 3. Dezember erforderlich. Telefon: 07 11/ 22 07 07-33/-31; Mail: stuttgart@freiheit.org Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Karl Wiesenauer aus Großbottwar. Er berichtet von einer Ehefrau, „welche die drängenden Avancen ihres Gatten mit den Worten abzuwehren versuchte: ,Jetzt goahsch nonder uff’d Gass ond kehrsch dr Hof – noa isch’s schnell versurrt!‘“