Klaus Mägle aus Filderstadt fragt, woher das Wort „loppra“ kommt, das er für „Tempo oder etwas in Bewegung bringen“ kennt.
Stuttgart - Klaus Mägle aus Filderstadt fragt, woher das Wort „loppra“ kommt, das er für „Tempo oder etwas in Bewegung bringen“ kennt. Dazu gleich der Hinweis: „eine Überraschung steht bevor“, denn „lopperen“ ist eine Nebenform zu „lotteren“, das seit dem 16. Jahrhundert bezeugt ist. Also heißt es, die Bedeutung dieser Verben zu vergleichen.
Sowohl „lotteren“ als auch „lopperen“ bedeuten „locker, lose, schlaff sein“, „lotteren“ steht noch für „wackeln, z. B. ein Nagel, ein Zahn, ein Pfahl“. In der Redensart „etwas hängen lassen, gleichgültig behandeln, vernachlässigen“ sind sie sich mit „loddårå lãõ“ und „lobbårå lãõ“ wieder einig, allerdings kommt beim ersten Begriff „loddårå lãõ“ noch „herumschlendern, müßig gehen, nachlässig arbeiten“ dazu, bei „lobbårå lãõ“ dagegen als zusätzliche Bedeutung „schnell fahren oder laufen“. Somit liegt Leser Mägle mit seiner Aussage keineswegs daneben.
Wenn wir uns schon mit dem Wortstamm „lotter“ befassen, dann sollten verschiedene Ableitungen nicht vergessen werden. So bedeutet „lotterig“ zunächst „ nicht fest, wackelig“, weiterhin bei Menschen „kränklich, abgemagert, altersschwach“, dann auch „schlotterig im Sinne von ungepflegt, dreckig, lässig, liederlich, schlampig“. „lotterig“ geht auf das veraltete Adjektiv „lotter (ahd. lotar, mhd. loter = leichtsinnig, leichtfertig) zurück. Das daraus entstandene Substantiv „Lotter“ bezeichnete bei seinem frühesten Vorkommen, wie bei Grimm zu lesen ist, einen zerlumpten Kerl: „im mhd. geht loter vornehmlich auf den herumziehenden gaukler und spaszmacher, possenreiszer um geld, mit schimpflichem nebensinne parasitus (Schmarotzer), lotricus (Lotterbube) u.ä.“. Hierzu ein Zitat: „da kommen den tag allerlei spilleuth, lotter, freiharten (ausschweifende Leute), die haben auch jr ernd (Ernte) auf der hochzeit“. Mit der Zeit verliert das Wort „Lotter“ seinen entehrenden Sinn: „im bairischen steht loder, gerade wie allgemein bueb, gewöhnlich ohne üblen nebenbegriff für bursche, kerl, geliebter, mannsperson überhaupt“.
Von „lotter“ stammen auch die Begriffe Lotterer (= schlotteriger, unpünktlicher, fauler Mensch), Lotterbank (= Bank hinter dem Ofen), Lotterbett (= Ruhebett in der Stube, Pritsche, Lustbett, in Österreich für Couch), auch das Lotterbettlädle gehört dazu sowie Lotterleben und Lotterwirtschaft. Zum Schluss zurück zu „loddårå lãõ“ und „lobbårå lãõ“. Für die beiden je ein Zitat aus Fischers Wörterbuch: „Äår hòt kõê Gschäft, äår loddåråt nãõ enn de Wietschafdå romm“ und „Å Mässrle, å Gäbåle, dess lobbåråt enn dr Schaede, Mädle, nemm kõên alda Mã, nò duåt-s-dr net vrlaedå.“ Der Spruch des Tages kommt von Josef Stöpfel aus Wetzgau. Er zitiert seinen Opa: „Net jedr isch a Ma, wo a Weib hot.“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de