Wenig Platz für einen Platz: Auf allen Seiten ist der Schillerplatz von Straßen umgeben. Foto: factum/Granville

Friedrich Schillers steinerner Nachfahre hat resigniert: Schiller schaut weg von dem Platz, der seinen Name trägt. Vielleicht in eine ferne Zukunft, in der alles anders sein wird? Im Rathaus arbeitet man daran. Mal wieder. Im Herbst werde es einen neuen Vorstoß in Sachen Umgestaltung des Schillerplatzes geben, verspricht Baubürgermeister Michael Ilk. Man darf gespannt sein.

Ludwigsburg - In seiner besten Zeit hätte Friedrich Schiller vermutlich eine flammende Rede verfasst: über den Ungeist, der ihm mitten in Ludwigsburg einen Platz zuweist, der kaum handtuchbreit ist und von morgens bis abends von Autos umkurvt wird. Sein steinernes Abbild aber hat resigniert: Dieser Schiller schaut weg, und man weiß nie genau, wohin. In eine ferne Zukunft, in der alles anders sein wird? Im Rathaus arbeitet man daran. Mal wieder. Im Herbst werde es einen neuen Vorstoß in Sachen Umgestaltung des Schillerplatzes geben, verspricht der Baubürgermeister Michael Ilk. Man darf gespannt sein.

Das Herz der Stadt?

Der Schillerplatz sei als zentraler Platz – gemeinsam mit dem Arsenalplatz – so etwas wie das Herz der Stadt, hat schon vor Jahren der Stadtplaner Martin Kurt gesagt. Um ihn als solchen auch endlich kenntlich zu machen, müsse er grundlegend umgebaut werden. Eine Zeit lang kursierte auch die Idee, an dieser Stelle ein weiteres Einkaufszentrum zu bauen oder zumindest die Ansiedlung von Einzelhändlern ins Kalkül zu ziehen. Mit der Revitalisierung des Marstallcenters allerdings war diese Überlegung wieder vom Tisch. Weiterhin aber wurden viele Planvarianten vorgestellt und die jeweiligen Fürs und Widers diskutiert. Mal beschäftigte sich der Gemeinderat allein damit, mal waren die Bürger gefragt. Auch sie sollten kritisieren und eigene Ideen präsentieren.

Geschehen ist dennoch nichts. Eine Hauptursache dafür ist die Verkehrsproblematik. Im Namen der Einzelhändler von Mylius- und Schillerstraße, so die Argumentation der CDU, sollen nach Möglichkeit alle Parkplätze in diesem Bereich erhalten bleiben oder im Falle eines Wegfalls durch eine oder gar zwei Tiefgaragen ersetzt werden. Zuletzt haben sich die Freien Wähler sogar auf ein Konzept versteift, dass vorsieht, fast alles zu belassen, wie es ist. Nur ein kleiner Teil der Parkplätze am Arsenalplatz dürfe für etwas mehr Grün geopfert werden. Mehr brauche es nicht.

Bei den Befürwortern des Platzumbaus – allen voran den Grünen – setzt allein schon der Gedanke daran viel Fantasie frei: Schiller- und Arsenalplatz sollten eine Einheit bilden und zu einem großen grünen Areal werden. Zu einer Oase ganz ohne Autos – weder fahrenden noch darunter in Tiefgaragen abgestellten. Ein Platz, an dem man sich gern aufhält und der es gestattet, dass Erwachsene eine Rast einlegen und Kinder genügend Spielgeräte vorfinden, um sich auch einmal austoben zu können.

Warum tatsächlich nach gefühlten 20 Jahren Diskussion noch immer nichts passiert ist, liegt auf der Hand. Nachdem anfangs tatsächlich aus einer städtebaulichen Perspektive heraus geplant worden war, hatten die Autofahrerfraktionen dem einen Riegel vorgeschoben. Die landschaftsarchitektonischen Entwürfe seien ja ganz schön, aber sie nähmen keinerlei Rücksicht auf die Zwänge des Verkehrs. Bevor man sich auf städtebauliche Studien einlassen könne, müsse ein Verkehrsgutachten erstellt werden. Die Stadtverwaltung ist darauf eingestiegen und hat ein Gutachterbüro mit dieser Aufgabe betraut.

Konzept auf dem Abstellgleis

Inzwischen hat der Gutachter sein Ergebnis schon zweimal dem Gemeinderat vorgestellt – und zur Freude der Verwaltung, der SPD und der Grünen kam er zu dem Schluss, dass man den Verkehr ganz sicher teilweise umleiten könnte und dass kein einziger Parkplatz, der wegen eines möglichen Umbaus wegfallen würde, ersetzt werden müsste. „Die vorhandenen Parkmöglichkeiten können das leisten“, stellte der Gutachter klar. „Man muss nur den Verkehr gezielter dorthin lenken.“ Doch viele FW- und CDU-Stadträte hat das nicht überzeugt. Ein CDU-Stadtrat unterstellte dem Gutachter gar, seine Analyse sei tendenziös, weil er im Grunde seines Herzens ein verkappter Grüner sei.

So kam es zu einer Art Pattsituation: Das im Stadtentwicklungsprojekt stolz als „ZIEL“ (Zentrale Innenstadt-Entwicklung Ludwigsburg) geführte Projekt droht sein Ziel zu verfehlen. Um das zu verhindern, will es der Baubürgermeister wieder vom Abstellgleis holen. „In der Sommerpause wird das im Baudezernat unser Hauptthema sein“, sagt Ilk. Wenn alle anderen Dinge, die noch vor der Sommerpause abgearbeitet werden mussten, erledigt sind, werde man sich wieder intensiv über die Pläne zum Schillerplatz beugen. „Wir müssen da wieder einen Ansatz finden“, sagt der Bürgermeister. „Wir müssen damit endlich vorankommen.“ Gleich nach den Ferien werde der Gemeinderat damit konfrontiert.