Seit gut 25 Jahren gibt es den Vaihinger Park-and-Ride-Platz am Bahnhof. Die Freifläche in der Mitte täuscht: Der Platz ist an der Kapazitätsgrenze. Foto: factum/Granville

Hunderte Menschen fahren täglich mit ihrem Auto zu einem der P+R-Plätze, stellen ihre Kiste dort ab und legen den weiteren Weg mit dem Zug zurück. In Vaihingen/Enz kostet das bislang nichts.

Vaihingen/Enz - Es war im Jahr 1990, als die Stadt Vaihingen an der Enzihren eigenen Bahnhof in Betrieb nehmen konnte. Schon damals gab es 310 Parkplätze für die Pendler. Doch der Bedarf derjenigen, die ihr Auto direkt am Bahnhof abstellen und von dort aus mit dem Zug weiterfahren wollten, war schon kurze Zeit später enorm angestiegen. So wurde der Platz nur zwei Jahre später um weitere Parkmöglichkeiten erweitert. Mit seinen zurzeit 775 Plätzen, davon 215 in einem Parkhaus, ist das Areal im Einzugsgebiet der Stuttgarter Verkehrsbetriebe VVS der P+R-Platz mit der größten Kapazität aller Haltepunkte.

Doch ganz offensichtlich reichen diese Plätze den Pendlern, die hauptsächlich aus dem Landkreis Ludwigsburg und dem Enzkreis anreisen, auch nicht mehr aus: Weil es rund um den Bahnhof und in den angrenzenden Wohngebieten zahlreiche Parkplätze gibt, deren Nutzung zeitlich beschränkt ist, gibt es immer wieder Strafzettel für Pendler, die dort parken. Auch Autofahrer, die ihr Fahrzeug einfach auf einem der angrenzenden Feldwege abstellen, kommen nicht ungeschoren davon. „30 Euro sind dann fällig, für Wiederholungstäter wird es noch teurer, weil hier dann schon Vorsatz mit reinspielt“, sagt Martina Fischer, die Pressesprecherin der Stadt Vaihingen.

Noch ist das Angebot kostenlos

Noch freuen sich die P+R-Platz-Nutzer über das für sie kostenfreie Angebot. Doch ob und wie lange dies noch so bleiben wird, entscheidet sich vermutlich schon nach der Sommerpause. Noch profitieren die Fahrer vom kommunalpolitischen Willen der Anfangszeit, keine Parkgebühren zu verlangen. „Man wollte, dass die Leute auch von außerhalb zum Vaihinger Bahnhof kommen und die Züge nutzen“, sagt Martina Fischer. Zudem habe man sich langfristig Vorteile bei den Zughalten und nicht zuletzt auch für den Einzelhandel in der Stadt versprochen.

Doch irgendwann lockt das schnöde Geld eben doch. Immerhin würden Parkgebühren erkleckliche Zusatzeinnahmen in die Stadtkasse spülen. Zudem gilt der Bahnhofsbereich durch den ruhenden Verkehr schon lange als überlastet. „Ein Parkraumgutachten im Auftrag des Gemeinderats sollte Klarheit darüber bringen, ob die Erhebung von Parkgebühren Sinn haben würde“, erklärt die Pressesprecherin. Die Empfehlung dieses Gutachtens aus dem Jahr 2014 lautete: in Zukunft sollten zwar Parkgebühren kassiert, allerdings gleichzeitig mehr Parkplätze mit zeitlicher Beschränkung im Teilort Kleinglattbach geschaffen werden. Nach Einführung dieser Änderungen sollte – so das Gutachten – die Situation neu bewertet werden.

Parkgebühr erst nach der Erweiterung?

Im Mai 2015 berieten die kommunalen Gremien schließlich über die Ausarbeitung, waren sich allerdings darüber einig, dass es genau andersherum laufen und eine Parkgebühr erst nach der Erweiterung der Parkplätze eingeführt werden soll. „Eine weitere Untersuchung soll nun zeigen, wie man das Parkplatzangebot am Bahnhof aufstocken kann“, sagt Martina Fischer.

Beide Möglichkeiten bringen Vorteile mit sich: Parkgebühren sorgen zwar für ein finanzielles Polster im Stadtsäckel. Belässt man es aber beim Status quo, bleiben die Pendler eher bei ihrem Verhalten und fahren weiterhin mit dem Zug.