Noch ist der Asphalt nicht abgefräst, nachdem dort die Starkstromleitung verlegt wurde. Deshalb weisen Warngitter auf die Unebenheiten hin. Foto: factum/Granville

Die Glemsaue ist nicht nur die grüne Lunge der Kernstadt, um deren Erhalt bisweilen heftig gestritten wird. In ihr befindet sich auch eine Fläche, die sich bestens zum Feiern eignet.

Ditzingen - Der Festplatz in der Glemsaue ist nicht nur einmal im Jahr der Schauplatz für das große Zeltcafé, das in Ditzingen eine lange Tradition hat. Auch das Musikfest und andere Veranstaltungen finden dort statt. Das Zeltfcafé ist aber der regional prominenteste Termin im Jahreskalender. Die mehrfach preisgekrönte Kulturveranstaltung in den großen Ferien dauert traditionell zwei Wochen. Früher wurden dort Kinder eher selten gesehen, auch weil die Musik zu laut war. Diese Abende gibt es während der traditionellen Veranstaltung nach wie vor – aber eben nicht ausschließlich.

Die ehemaligen Schüler, die das Zeltcafé gründeten, haben inzwischen selbst Familie. Das wirkt sich aus. Weil selbst die Beteiligung an der Organisation fast schon Kultcharakter hat, kommt manch’ Ehemaliger nun mit Kind und Campingbus, ganz abgesehen von Besuchern, die dort schon auch mal ihren Urlaub verbringen.

Das Organisationsteam besteht aus einem, kleinen harten Kern, beim Aufbau aber sind dann doch einige mehr da: Wer da ist, kommt, hilft und zeigt den neuen, jungen, wo sie Hand anlegen können. So wird das Kulturspektakel – das einst initiiert wurde, weil in den Sommerferien nichts geboten war im Ort – von Generation zu Generation weitergetragen. „Im Vergleich zum Vorjahr ist in Bezug auf die Organisation alles gleich geblieben“, sagt Birgit Schneider vom Zeltcafé-Verein. Bis heute bilden die beiden aneinander gestellten bunten Zirkuszelte die Basis.Dort sind die Theke und die Bühne. Dabei ist diese Veranstaltungsreihe nicht die einzige, die zum Verweilen auf dem Platz einlädt.

Über dessen Gestaltung hat der Gemeinderat in jüngster Vergangenheit schon heftig gestritten. Der Musikverein hatte die Diskussion darüber angestoßen. Am Ende stand ein Kompromiss. Die Räte beendeten damit eine langjährige Diskussion über eine Fläche im ökologisch wertvollen Gelände in der Kernstadt.

Der Boden ist zu staubig und unbefestigt für das Musikfest

Der Boden des Festplatzes ist unbefestigt. Doch was für die Atmosphäre des Zeltcafés angemessen ist, ist für die Blech- und Holzbläser des Musikvereins und dessen Fest weniger geeignet. Die Lokalprominenz berichtete davon, dass sie jedes Mal ihre staubigen Schuhe putzen musste, wenn sie dort gewesen war. Mehr noch: im Küchen- und Thekenbereich musste der Boden nach Auflagen des Landratsamtes ohnehin aus hygienischen Gründen befestigt werden. Die Stadträte empfahlen dem Gemeinderat, dem Musikverein jährlich einen Zuschuss von maximal 5000 Euro für einen Holzboden im Festzelt zu gewähren.

Dabei hatte es zunächst gar nicht nach einer Einigung ausgesehen. Die Frage war Anlass für eine Grundsatzdiskussion, wie sie nur noch selten im Rat zu finden ist: Die Grünen, die damals noch als Grüne Liste firmierten, lehnten auch eine Teilasphaltierung zum einen aus wirtschaftlichen, vor allem aber aus ökologischen Gründen ab. Die CDU hingegen beantragte, den Platz sofort dauerhaft zu befestigen. „Dann haben wir ihn einmal bezahlt, haben aber gleich einen schön sauberen Platz“, argumentierte der Stadtrat Konrad Epple zunächst, ehe er seinen Meinung änderte und ebenso für den Holzboden plädierte.

Die Verwaltung hatte von Beginn an für eine temporäre Befestigung durch einen Holzboden geworben, so wie es letztlich auch kommen sollte. Abgesehen von der Versiegelung des Überschwemmungsgebietes würde eine asphaltierte Fläche irgendwann als Stellplatz für Fahrzeuge fremdgenutzt, befürchtete der Oberbürgermeister Michael Makurath nämlich. Seitdem wird auf dem unbefestigten Grund Jahr für Jahr auf Kosten der Stadt ein Holzboden für das Musikfest verlegt. Der Vereinsvorsitzende Hans-Martin Bittler sieht den Aufwand, den die Kommune betreibt. Aber er sagt auch: „Wir sind zufrieden.“ Die Situation habe sich sehr verbessert.

Der Platz wird nicht versiegelt

Im Lauf der Diskussion hatte die Stadtverwaltung mehrere Möglichkeiten der Optimierung geprüft, unter anderem auch die Vollversiegelung. Doch letztlich sprachen nicht nur Kostengründe sondern auch der Natur- und Wasserschutz dagegen. Das Gelände, inmitten der Glemsaue gelegen, war im Jahr 2010 vollständig überflutet worden. Bei dem Starkregenereignis war die Glems weit über die Ufer getreten, jüngere Generationen erfuhren in diesen Tagen, dass das Areal nicht ohne Grund Teil einer Auenlandschaft ist.

Älteren Generationen hingegen war freilich bekannt, dass die Glems schon bei Unwettern die an das Ufer angrenzende Flächen geflutet hatte. Würde der Gemeinderat just dort nun eine Vollversiegelung beschließen, hätte er damit ihre eigenen Beschlüsse konterkariert: seit 2010 gilt im Ort ein erhöhter Hochwasserschutz.