Zur Weihnachtszeit verwandelt sich der Burgplatz in einen Festplatz.Alte Mauern erzählen von der Geschichte des Burgplatzes, der nicht nur ein ruhiger Ort, sondern auch für den Weihnachtsmarkt und andere Veranstaltungen beliebt ist. Der Platz ist eine Ruheoase inmitten der Innenstadt. Foto: Sandra Brock

Der Burgplatz liegt inmitten von altehrwürdigem Gemäuer und Stadthistorie. In ruhigen Zeiten ist er eine Oase, aber er hat sich auch zu einem beliebten Veranstaltungsort gemausert.

Marbach - Liebevoll sanierte Fachwerkhäuser reihen sich aneinander, die kleinen Gassen laden zum Entdecken ein. Wie ein Kleinod liegt inmitten der Marbacher Altstadt auch der Burgplatz. Zwischen der Marktstraße und der Strohgasse befindet sich die Fläche mit Rosensträuchern und alten Mauerresten und lädt den Spaziergänger zu einer kleinen Rast ein – umgeben von Geschichte. Denn bei diesem Platz handelt es sich „um den ältesten Marbacher Herrschaftsbezirk“, wie es die Stadt selbst ausdrückt. Bereits vor mehr als 700 Jahren, nämlich im Jahr 1250, thronte hier eine Burg. Und zwar die der Herzöge von Teck. Doch auch zuvor war der Platz mit einem Herrensitz der Markgrafen von Baden bebaut gewesen.

Zu diesem gehörte ein Wohnhaus aus Stein, das „zum Teil in der Westwand des Amtsgerichtes“ verbaut wurde, wie der Stadtarchivar Albrecht Gühring in seinem Buch „Marbach am Neckar. Führer durch die Schillerstadt und ihre Stadtteile“ schreibt. In seinem Werk hat er nahezu alle Details der bewegten Historie des Platzes versammelt; teils ist diese noch heute zu betrachten. Wie etwa der Wehrturm aus der Zeit der Markgrafen von Baden, von dem im Südosten des Burgplatzes allerdings nur noch ein Stumpf zu sehen ist. Und auch die zweireihige Mauer in Richtung Marktstraße ist dem ursprünglichen Zweck des Platzes zuzuordnen: „Da die Stadt wohl noch keine feste Mauer, sondern Graben, Wall und Palisaden hatte, wurde die Burg auch zur Stadt hin doppelt befestigt“, so die Erklärung des Archivars.

Eine größere Burg entstand im 14. Jahrhundert

Doch die Bebauung im Zentrum der Stadt wuchs weiter. Im 14. Jahrhundert entstand eine größere Burg im Osten des Platzes. Diese wurde in den folgenden Jahrhunderten zu einem prächtigen Schloss ausgebaut, wovon heute lediglich noch der Keller zeugt, der aber beispielsweise beim Weihnachtsmarkt noch genutzt wird. Ein weiteres Überbleibsel dieser Zeit ist ein Fachwerkaufbau auf der Stadtmauer. Dieser diente vermutlich als Überdachung einer Treppe. „Es ist anzunehmen, dass in früheren Zeiten kein Erdgeschosseingang vorhanden war, sondern der Zugang über einen der oberen Stockwerke oder im Inneren erfolgte“, erläutert Gühring die Bauweise.

Doch was ist mit dem Marbacher Schloss geschehen? Schließlich wandelt man dort heute nur noch in Ruinen. Der Zahn der Zeit hat ihm zugesetzt: Bereits im 17. Jahrhundert galt das Gebäude als baufällig. Eigentlich sollte es für Prinz Ludwig von Württemberg in Stand gesetzt werden – der bevorzugte aber Ludwigsburg als Wohnsitz und ließ dort sein Schloss bauen. Das marode Marbacher Schloss fiel 1693 dem großen Brand zum Opfer, der den größten Teil der Altstadt zerstörte.

Aus der ehemaligen Burganlage wurde so mit den Jahrhunderten eine Grünfläche, deren Name „Föhr’scher Garten“ auf eine Arztfamilie hinweist. Deren Anwesen grenzte an den heutigen Burgplatz. Heute ist an dieser Stelle ein Eiscafé. Bis in die 1970er Jahre befanden sich die Burgruinen im Dornröschenschlaf. Bei der Umgestaltung der oberen Marktstraße und der Wildermuthstraße zur Fußgängerzone stand auch der Bau eines Supermarktes zur Diskussion. Mit diesem sollte der Garten überbaut werden. Doch „gleich nach Beginn der Bauarbeiten stieß man auf die aktenkundig überlieferten Reste des Marbacher Schlosses“, erläutert Gühring. Damit war der Supermarkt vom Tisch.

Beim Bürgerfest 1989 war der neue Platz fertig

In den folgenden Jahren machte sich das Landesdenkmalamt an die Arbeit und legte weitere Überreste frei. Diese wurden dokumentiert und teilweise eingeebnet. Zum Bürgerfest im Jahr 1989 war der neu gestaltete Platz fertig. Die Bemühungen wurden schon im folgenden Jahr honoriert: „Die Gestaltung des archäologischen Grabungsbereiches des Burgplatzes erhielt 1990 die Auszeichnung guter Bauten des Bundes Deutscher Architekten, Landesverband Baden-Württemberg.“

Seitdem ist der Platz aus der Mitte der Schillerstadt kaum mehr wegzudenken. Wer ihn über die metallene Rampe betritt – übrigens wurden hier Eisenbahnschienen verarbeitet –, findet eine kleine Oase vor. Aber nicht immer ist es dort ruhig. Denn der Burgplatz hat sich über die Jahre zu einem beliebten Veranstaltungsort gemausert. Klänge aus aller Welt erfüllen ihn bei der Fête de la Musique, beim Weihnachtsmarkt verwandelt er sich in ein kleines Weihnachtswunderland. Dramatisch wird es beim Sommertheater, und beim Bildhauersymposium entstehen dort Skulpturen. Und wenn beim 18.-Jahrhundert-Fest inmitten der Ruinen Ritter ihre Zelte aufschlagen, schließt sich der Kreis.