Seit drei Jahrzehnten gibt es in Zuffenhausen einen Weihnachtsmarkt. Foto: Hemminger

Da die Auflagen der Stadt und der Versicherungen immer schärfer werden, sieht sich der Bürgerverein nicht mehr in der Lage, den Weihnachtsmarkt zu organisieren.

Zuffenhausen - Im Dezember 2011 hat Zuffenhäuser Weihnachtsmarkt zum 30. Mal stattgefunden. Wie es um die Zukunft der Traditionsveranstaltung bestellt ist, steht allerdings in den Sternen. Fünf Jahre hatte Norbert D. Ruhland den Markt federführend organisiert. Nun zieht er sich zurück. Einen Nachfolger hat der Bürgerverein noch nicht gefunden. Deshalb werde man die Organisation der Veranstaltung an das Bezirksrathaus zurückgeben, heißt es in einem Brief.

„Dass ich nicht mehr zur Verfügung stehe, hat rein private Gründe“, sagt Ruhland. Seit 2007 hatte er sich im Namen des Bürgervereins um die Organisation des Zuffenhäuser Weihnachtsmarktes gekümmert. Nun möchte er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. In den vergangenen Jahren, habe der bürokratische Aufwand immer mehr zugenommen. So musste 2011 der komplette Standplan kurzfristig umgeworfen werden, um eine fünf Meter breite Feuergasse zu gewährleisten. Das habe ganz schön an den Nerven der Organisatoren gezerrt, räumt Ruhland ein: „Wir bezahlen die Verwaltung nicht dafür, dass sie den Bürgern das Leben schwer macht.“

Bürokratische Hürden werden immer höher

Im gleichen Tenor ist ein Brief des Bürgervereins verfasst, der in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats verlesen wurde. 2011 seien die Vorgaben durch das Amt für öffentliche Ordnung immer mehr verschärft worden, heißt es dort. Ein achtseitiger Antrag sei ebenso einzureichen wie eine maßstabgerechte Zeichnung. Zudem müsse ein 25-seitiger Leitfaden beachtet werden. Gleich vier städtische Ämter seien zuständig. Wechselnde Ansprechpartner und Personalengpässe würden die Situation noch verschärfen. „Ein so umfangreiches Verfahren ist für ehrenamtliche Mitarbeiter schier unmöglich und schreckt ab“, heißt es in dem Schreiben.

Die Tatsache, dass sich städtische Behörden gänzlich aus der Verantwortung zurückzögen, spitze die Lage weiter zu. Stattdessen müssten die Organisatoren eine Veranstalter-Haftpflichtversicherung abschließen. Im ungünstigsten Fall könne es passieren, dass die Existenz des Vereins auf dem Spiel stehe und der Vorstand „mindestens mit einem halben Bein“ im Gefängnis stehe. „Wir brauchen in Zukunft mehr Unterstützung seitens der Stadt“, sagt Christina Kolb, die Vorsitzende des Bürgervereins, und verweist auf ein Interview der Nord-Rundschau mit Susanne Eisenmann. Die Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport hatte darin Entlastungen für Ehrenamtliche angekündigt.

Runder Tisch soll eingerichtet werden

„Ich habe berechtigte Sorge um den Zuffenhäuser Weihnachtsmarkt“, sagt Bezirksvorsteher Gerhard Hanus. Allerdings sei es nicht der richtige Weg, Angst zu schüren. Bislang habe die Organisation in Zuffenhausen bestens funktioniert, und auch in Stammheim und Zazenhausen hätten die Bürgervereine Weihnachtsmärkte auf die Beine gestellt. Aus versicherungstechnischen Gründen sei es eindeutig, dass die Stadt nicht als Veranstalter auftreten dürfe. Den Brief des Bürgervereins werde er an die zuständigen Referate weiterleiten.

Bei einer ersten kurzen Diskussion im Bezirksbeirat stieß der Gedanke des Bürgervereins, einen runden Tisch einzurichten, auf einige Gegenliebe. Eventuell, so die Idee, könnten auch Stammheim und Zazenhausen mit ins Boot geholt werden.

Dass die bürokratischen Hürden im Laufe der Zeit immer höher geworden sind, bestätigt Winfried Schweikart. Der Heimathistoriker zählt zu den Pionieren, die den Zuffenhäuser Weihnachtsmarkt einst ins Leben gerufen und ihn jahrelang mitorganisiert haben. 1996, so berichtet er nach einem Blick in seine Unterlagen, hätte es mit 75 Ständen einen Rekord gegeben (Im Jahr 2011 waren es 30 Buden). Die Vorschriftenliste des Amtes für öffentliche Ordnung hingegen habe nur drei DIN-A4-Seiten umfasst.