Peter Angerer fand im Schnee die Erfolgsspur. Foto: dpa

Auf den Spuren von . . . Ex-Biathlet Peter Angerer.

Was machen Sportler heute, die vor vielen Jahren Geschichte(n) geschrieben haben? In unserer Serie gehen wir auf Spurensuche. Heute: Peter Angerer (51). Bei den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajewo holte er Gold, Silber und Bronze - und ist damit immer noch einer der erfolgreichsten deutschen Biathleten.

Peter Angerer ist zufrieden. Sehr zufrieden. Ganz entspannt und in sympathischem Oberbayrisch plaudert der ehemalige Weltklasse-Biathlet über sich und sein Leben. Um es vorwegzunehmen: Der Mann scheint alles richtig gemacht zu haben. "Ich habe sportlich alles erreicht, zur passenden Zeit aufgehört und dann richtig weitergemacht", sagt der 51-Jährige - und sieht dabei glücklich aus.

Aber eines nach dem anderen. Dass Angerer überhaupt Biathlet wurde, war Zufall. "Als ich zwölf oder 13 gewesen bin", erzählt er, "gab es eine Talentsichtung in Ruhpolding. Da ich schon ein bisschen Langlauf gemacht habe, nahm ich eben teil." Freilich mit überschaubarem Erfolg: Angerer wurde Sechster - unter sieben Teilnehmern. Doch er ließ sich nicht entmutigen, trainierte fleißig, zeigte Kampfgeist und wurde zu einem der besten Biathleten der 1980er Jahre.

Bei seinen ersten Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid holte der damals 21-Jährige mit der Staffel seine erste Medaille. 1984 legte er drei drauf: In Sarajewo holte er erneut Bronze mit der Staffel, dazu Silber im Sprint und Gold im 20-Kilometer-Einzel. "Das war ein Traum", sagt Angerer.

Ein Traum, der beinahe nicht Realität geworden wäre, denn wegen extrem schlechten Wetters wäre das Einzel-Rennen beinahe ausgefallen. "Mir war's egal", sagt Angerer, "ich wollte es nur hinter mich bringen." Das machte er hervorragend, und er fand es nicht mal besonders schwer: "Die Form war da, ich habe gemacht, was ich konnte - und am Ende hat es gereicht." Wie so oft. Der Bayer stand bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zehnmal auf dem Podest.

Ein Schatten allerdings fiel auf seine Laufbahn. Nach der WM 1986 in Oslo wurde Angerer positiv getestet und bis Ende Januar 1987 wegen Dopings gesperrt. Seine WM-Medaillen musste er abgeben. "Das war, sagen wir, bescheiden", meint Angerer, "für mich ist eine Welt zusammengebrochen." Der Grund: Angerer und seine Teamkollegen wurden angeblich ohne eigenes Wissen gedopt. Der verantwortliche Arzt trug schon damals den Beinamen Spritzenpapst. "Im Nachhinein ist mir das egal", sagt Angerer, "das ist weit weg, vergessen und verziehen." Zumal er den Verlust der WM-Medaillen einigermaßen ausgleichen konnte - er gewann noch zwei weitere Medaillen, ehe er mit 28 Jahren Gewehr und Skier in die Ecke stellte.

Reich ist Angerer als Biathlet nicht geworden. "Ich habe schon Geld verdient, aber mit dem Biathlon-Sport von heute ist das nicht zu vergleichen", erklärt Angerer, den das aber nicht weiter stört: "Das passt schon." Zumal der Ex-Biathlet heute einen Beruf hat, der ihm ebenso viel Freude bereitet wie der Sport damals. Seit 1996 betreibt er eine Marketing-Firma mit dem Namen ASS Angerer Sportevent Service.

Alles dreht sich um Schnee, Spaß und Sport. Angerer hat einen Vertrag mit dem internationalen Ski-Verband Fis über die komplette werbliche Umsetzung der Snowboard-Weltcups. "Das macht unglaublich viel Spaß", schwärmt der frühere Athlet, "man hat viel mit jungen Leuten zu tun und kommt rum in der Welt." Argentinien, Korea, Neuseeland - der Oberbayer hat viel von der Welt gesehen. Seine Winter sind entsprechend stressig, aber dafür hat der Familienvater im Sommer viel Zeit. Die verbringt er mit seinen Hobbys Golf und Mountainbiking oder mit seiner Familie. Angerer hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe und lebt mit seiner zweiten Frau und dem gemeinsamen fünfjährigen Sohn im bayrischen Siegsdorf sowie in Österreich. "Ich könnte mir wirklich nicht mehr wünschen", sagt Angerer, "ich hatte eine tolle Karriere, jetzt habe ich einen spannenden Job und eine Traumfamilie."

Der Mann hat eben alles richtig gemacht.