Defensivspezialist der Roten: Willi Entenmann spielte von 1965 bis 1976 fpr den VfB Foto: Baumann

In seinem Haus in Affalterbach deutet nichts auf die so erfolgreiche Karriere des Willi Entenmann hin.

Was machen Sportler heute, die vor vielen Jahren Geschichte(n) geschrieben haben? In unserer Serie gehen wir auf Spurensuche. Heute: Willi Entenmann (66), ehemaliger Spieler und Trainer des VfB Stuttgart.

AFFALTERBACH. In seinem Haus in Affalterbach deutet nichts auf die einst so erfolgreiche Karriere des Willi Entenmann hin. Statt glänzender Pokale oder verdreckter Trikots schmücken selbstgemalte Bilder seiner vier Enkel die Wände. Der Pensionär ist auf dem Boden geblieben. Von dort schaut er gerne mit seinem großen Fernrohr in den Sternenhimmel. "Die Astronomie fasziniert mich", sagt Entenmann und erzählt begeistert von seinen zahlreichen anderen Hobbys: Volleyball, Joggen, Ski- und Radfahren - langweilig ist ihm nie. An seiner Seite hat er Ehefrau Ulrike, die Zeit mit ihr genießt er: "In unserem Familienleben hat sich trotz der Erfolge nichts geändert. Ich hatte eine schöne Zeit, bin aber dadurch nicht mehr oder weniger." Ein Enkel erfuhr sogar erst durch die Kindergärtnerin von der Vergangenheit seines Großvaters.

Entenmann war in 596 Spielen für den VfB aktiv, stand als Trainer mit den Roten im DFB-Pokalfinale 1986 und machte als Co-Trainer des 1. FC Nürnberg 1991 den für unmöglich gehaltenen Klassenverbleib in der Bundesliga möglich. Nach seiner Entlassung bei Oberligist SGV Freiberg zog Entenmann 2004 einen Schlussstrich - trotz lukrativer Angebote aus Georgien oder Dubai: "Natürlich hätte mich das gereizt, aber wegen der Familie habe ich abgelehnt."

Geblieben sind ihm Erinnerungen und viele Kontakte, zum Beispiel nach Nürnberg - dabei ist er beim Club 1993 entlassen worden, ausgerechnet nach einem Sieg gegen Bayern München. Kurioser Grund der Trennung: Die Nürnberger hatten zuvor ein Testspiel in Ansbach absolviert und bei der Abfahrt Geschäftsstellenleiter Bernd Ingerling vergessen. Das legte Präsident Gerhard Voack Entenmann zur Last - der zwar unbeteiligt war, aber dennoch gefeuert wurde.

Unglücklich verlief auch die Karriere des Defensivspezialisten in der Nationalelf. 1970 beendete Helmut Schön seinen Traum von einer WM-Teilnahme in Mexiko. Der Bundestrainer ließ Entenmann nach dem Aufwärmen für ein Spiel zwischen dem A- und B-Nationalteam ausrichten, er dürfe nicht mitmachen. Wenige Tage zuvor hatte der Verteidiger gegen Borussia Mönchengladbach drei Tore erzielt und seinen Gegenspieler Günter Netzer alt aussehen lassen. Schön befürchtete eine Demontage seines Regisseurs und entschied sich gegen Entenmann: "Ich hatte eine Perspektive für die WM in Mexiko. Diese Enttäuschung fesselte mich brutal, bei mir flossen die Tränen."

Halt fand Entenmann immer auch abseits des Spielfeldes. Neben seiner Karriere war er auch als Sportlehrer an einer Realschule in Marbach tätig. "Mit Kindern zu arbeiten", sagt er, "ist das größte Geschenk, ich bereue keine Unterrichtsstunde."

Der Fußball fesselt Entenmann noch heute, und das nicht nur in der Bundesliga. Regelmäßig informiert er sich über die Spiele des TSV Benningen, mit dem er einst in der Oberliga für Furore sorgte. "Ich habe meine Wurzeln nicht vergessen", sagt Entenmann, "früher kamen 7000 Zuschauer zu den Spielen - in einer Gemeinde mit damals 2000 Einwohnern. Die waren fußballverrückt." Entenmann ist es noch heute.