Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler Foto: dpa

Mit Hans-Jürgen Bäumler hat sie einst die Herzen der Fans erobert - heute verkauft sie Kosmetik

Was machen Sportler heute, die vor vielen Jahren Geschichte(n) geschrieben haben? In unserer Serie gehen wir auf Spurensuche. Heute: Marika Kilius. Mit Hans-Jürgen Bäumler holte sie zwischen 1956 und 1964 sieben Deutsche, sechs Europa- und zwei Weltmeistertitel im Paarlauf.

FRANKFURT. Die fünfjährige Lilli schaut ihrer Großmutter beim Eislaufen zu. Die Schlittschuhe kratzen und knirschen auf der Eisfläche, während die blonde Frau elegant ihre Pirouetten dreht. Sie bewegt sich anmutig und grazil. Da ruft das kleine Mädchen am Rand der Eisfläche: "Du kannst aber gut eislaufen, Kika." Und sie versteht nicht, warum ihre Oma plötzlich gar nicht mehr aufhören kann zu lachen.

Dass jeder den Namen ihrer Großmutter Marika Kilius kennt, weil sie zusammen mit einem Mann namens Hans-Jürgen Bäumler Eiskunstlaufgeschichte geschrieben hat, ist der kleinen Lilli nicht klar. Für sie sind andere Dinge von Bedeutung. Beispielsweise, dass die Frau jede Menge Zeit mit ihr verbringt und mit ihrer Schwester Lola (9). Marika Kilius will eine aktive Oma sein. Die Leute sagen, dass man ihr nicht ansieht, dass sie im März 67 Jahre alt wird. Man merkt es auch ihrem Geschmack nicht an. Lilli und Marika Kilius mögen beide die gleiche Musik: Lady Gaga, Techno - und was sonst noch schnell ist. Immer, wenn Lilli bei ihrer Oma übernachtet, tanzen die beiden. Manchmal bis halb elf in der Nacht.

Manchmal geht Marika Kilius auch in Frankfurt in die Disco. Dann tanzt sie bis in den Morgen. "Das hält fit." Genauso wie Luft und junge Männer. Wenn es möglich ist, geht Marika Kilius morgens eine Stunde joggen und lässt sich den Sauerstoff ins Gesicht pusten. Das hat ästhetische Gründe: Ein Mann sei so jung, wie er sich fühle, sagt sie, und eine Frau sei so alt, wie sie sich anfühle. Darum macht Marika Kilius auch jeden Morgen Gymnastik und achtet darauf, dass sie nie mehr wiegt als 60 Kilogramm.

Folgeschäden hat sie nicht von ihrer Zeit als Leistungssportlerin. "Wenn mein Körper das alles nicht aushalten würde, hätte er schon viel früher schlapp gemacht." Schönheit sei ihr sehr wichtig, sagt Marika Kilius. Aber eine noch größere Bedeutung habe die mentale Arbeit. Darum liest sie sehr viel - zurzeit Bücher über Alchimie. Dafür steht sie extra jeden Morgen um 6 Uhr auf. Erst um neun beginnt sie mit ihrer regulären Arbeit. Seit zwei Monaten ist sie mit einer neuen Pflegelinie auf dem Markt: Sie hat Feuchtigkeitscreme und Anti-Aging-Produkte mitentwickelt. Zurzeit macht sie Werbetouren und Pressekonferenzen.

Marika Kilius spricht viel - und laut. Pausen macht sie nur, um zu lachen. Dann hört sie sich an wie ein 15-jähriges Mädchen. Ihr Alter sei ihr vollkommen egal, meint sie. "Das ist nur eine relative Zahl, die von Menschen erfunden wurde." Vergangenes Jahr haben die Leute viel geredet über sie und einen jungen Griechen namens George Triantafillidis. Er ist Visagist für Yves Rocher und 26 Jahre jünger als die ehemalige Eiskunstläuferin. In der Bildzeitung stand ein Interview mit der Überschrift: "Ich brauche keinen Sex, um glücklich zu sein."

Heute sagt sie, dass es bei ihrem Verhältnis zu dem Visagisten nur um eine Geschäftsbeziehung ginge - und um eine Seelenverwandtschaft. Neben ihm gebe es keinen Mann in ihrem Leben. "Im Moment nicht", sagt sie. "Bei mir muss man immer sagen: Im Moment nicht."

Häufig muss sie ihr Verhältnis zu Hans- Jürgen Bäumler erklären. Dabei haben die beiden nichts mehr miteinander zu tun. Sie sehen sich nur noch gelegentlich. "Wir sind wie ein altes Ehepaar, das sich getrennt hat", sagt sie. Und dann lacht sie wieder - so hell und laut, wie sie sich sonst nur anhört, wenn Lilli sie für ihre Eislaufkünste lobt.

In der nächsten Folge: Auf den Spuren von . . . Hans-Jürgen Bäumler