Der Traktor und der Grubber-Anhänger ziehen auf dem trockenen Acker eine ordentliche Staubwolke hinter sich her. Später wird hier neu eingesät. Foto: Simon Granville

Die Landwirtsfamilie Hammer aus Marbach (Kreis Ludwigsburg) hat einen großen Fendt-Traktor, der via GPS auf zwei Zentimeter genau arbeiten kann. Die 16-jährige Tochter Eva ist mit Begeisterung auf dem Schlepper unterwegs und wird für ein paar Stunden zur Fahrlehrerin. Ein Selbstversuch.

Mit sieben Kilometern pro Stunde „rase“ ich auf das Maisfeld zu. Es kommt immer näher. Welchen Knopf muss ich nochmal drücken? Irrwitzigerweise muss ich erst einmal aufs Gas, um dem Tempomat zu signalisieren, dass ich jetzt wieder übernehme, um dann ganz langsam wieder vom Gas zu gehen, damit der Traktor bremst. Hoppla, ganz langsam üben wir noch, aber das Gerät steht.

Zwölf Tonnen! Landwirte, Lastwagen- oder Baggerfahrer, Piloten, Straßenbahn- oder Busfahrer mögen nun gelangweilt mit den Schultern zucken: Für eine Redakteurin ist es aber sehr wohl ein sehr neues und durchaus erhebendes Gefühl, eine Maschine mit einem solchen Gewicht von A nach B zu bringen. Unfallfrei, versteht sich. Und das, soviel sei vorweg verraten, ist gelungen. Ein Stückle Acker ist gegrubbert, also umgegraben, der Traktor und die Insassen blieben heile.

Ganz schön groß, der Schlepper Foto: Simon Granville

Der Traktor, es ist ein Fendt, das ist so etwas wie der Ferrari unter den Schleppern. Zu erkennen an der grünen Lackierung und den roten Felgen. In der Regel zumindest, denn man könnte ihn in allen Farben als Sonderlackierung haben. Ich hätte pink genommen, aber das ist eine andere Geschichte. Grundsätzlich hat ein Fendt eben grün zu sein.

Und so ist es auch der Traktor der Marbacher Landwirtsfamilie Hammer. Es ist ein Fendt 718 Vario Profi plus, 2019er Baujahr. Und ich darf ihn fahren. Damit geht für mich so etwas wie ein Kindheitstraum in Erfüllung, immerhin haben die Fendt-Traktoren und ich den gleichen Geburtsort: Marktoberdorf im schönen Ostallgäu.

Die Klimaanlage ist nur ein Bruchteil des technischen Schnickschnacks

Aber zurück ins 230 Kilometer entfernte Marbach, auf einem Acker etwas außerhalb der Stadt. Hier treffe ich mich mit Eva. Sie ist die jüngste Tochter der Familie Hammer, 16 Jahre alt und Schülerin am Friedrich-Schiller-Gymnasium Marbach. An diesem Sommertag ist sie meine Fahrlehrerin im Traktor. Die erste Überraschung: Während draußen die Sonne brennt und es auf die 30 Grad zugeht, ist es im Inneren des Schleppers angenehm kühl. Aber die Klimaanlage ist nur ein winziger Bruchteil des technischen Schnickschnacks, der in der Maschine steckt.

Es gibt – neben Lenkrad und Pedalen – jede Menge Knöpfchen, einen Joystick und einen Bildschirm. Eva erklärt mir die wichtigsten Funktionen. Der Traktor ist mit GPS ausgestattet und erledigt seine Arbeit auf zwei Zentimeter genau. Heißt: Er bleibt automatisch genau in der Spur, die ausgewählt ist und zeigt auch auf dem Bildschirm an, wo man schon war. Nichts wird doppelt gefahren, nichts überlappt. „Das ist wirklich effektiv“, sagt Evas Vater Matthias Hammer, selbst studierter Landwirt. So spare man Diesel, Arbeitszeit, Dünger, Saatgut. „Das ist Landwirtschaft 4.0.“

Ich bin ganz froh, dass der Schlepper das alles alleine kann. Einmal losgefahren, muss ich weder Gas geben noch lenken. Das Fahrzeug bleibt sauber in der Spur, der Grubber hintendran tut seine Arbeit, nämlich, den Acker für die nächste Bepflanzung auflockern. Es staubt ordentlich.

Wenn man das „Go“-Knöpfchen am Joystick drückt, geht’s los. Foto: Simon Granville

Was ich tun muss, ist umdrehen – am Ende des Ackers. Und dabei nicht vergessen, über das Knöpfchen am Joystick den Grubber anzuheben, sonst wird’s doof. Überraschung Nummer zwei: So ein Traktor wendet sich recht unkompliziert, die Servolenkung flutscht, mein Wendekreis kann sich durchaus sehen lassen.

Und weiter geht’s mit dem Grubbern in der nächsten Spurlinie. Ich habe 180 PS unter dem Hintern. Auf der Straße fährt der 718 Vario 40 Stundenkilometer. Seine schieren Maße beeindrucken. Leer wiegt der Traktor stolze 8300 Kilogramm. Der Grubber, also der Anhänger, wiegt um die 1500 Kilogramm und das Gegengewicht vorne nochmal so viel. Eva Hammer fährt mit dem Fendt, seit er auf dem Hof ist; also seit sie zehn oder elf Jahre alt ist. Inzwischen hat sie auch einen Traktor-Führerschein. Sie fährt gerne, hört dabei Musik oder Podcasts, manchmal telefoniert sie auch oder nimmt ihre Freunde einfach mit zum Grubbern. Dann dürfen die auch mal selbst fahren. „Die meisten kennen das ja nicht und finden es cool“, erzählt die 16-Jährige.

„Landwirtschaft ist richtig spannend“

Eva ist die jüngste von drei Geschwistern und findet Landwirtschaft richtig spannend. Aber sie ist hin- und hergerissen. Einerseits könnte sie sich gut vorstellen, selbst in der Landwirtschaft zu arbeiten. Andererseits weiß sie, was für ein stressiger Job das ist. Aber sie hat ja auch noch genügend Zeit, sich das zu überlegen. „Ich komme ja erst in die zehnte Klasse“, sagt sie lachend.

Unsere Fahrt geht weiter. Die nächste Bahn wird gegrubbert, eine Krähe kreuzt meinen Weg. Eva erinnert sich an die Störche, die kürzlich auf einem anderen Acker Station gemacht haben. „Ich hupe und hupe, und die haben sich nicht wegbewegt.“ Erst, als sie vor ihnen anhielt, bequemten sich die Störche zum Aufbruch. Auch Füchse, Hasen und Rehe laufen der Schülerin beim Grubbern öfter mal über den Weg. Wie lange es dauert, bis ein Acker umgegraben ist, kommt logischerweise auf seine Größe an. Für die sechs Hektar hinter dem elterlichen Haus im Aichhof bei Marbach braucht Eva Hammer etwa zwei Drittel eines Tages, schätzt sie.

Insgesamt hat die Familie Hammer 60 Hektar Ackerfläche, auf denen Weizen, Gerste, Körnermais und Zuckerrüben angebaut werden. Hinzu kommen 13 Hektar Weinberge. Auch hier sind die Hammers mit einem Fendt-Traktor unterwegs, allerdings mit einer deutlich kleineren Version. Auf dieser war Eva schon als Kindergartenkind zum ersten Mal unterwegs. „Ich habe einen Wackelzahn also kann ich auch fahren“, sagte seine Tochter damals, erinnert sich der Vater Matthias Hammer.

Der Traktor kostet 200 000 Euro

So ein Traktor, auch das ist Teil der Geschichte, ist eine ziemliche Investition. Um die 200 000 Euro hat der Große, also der 718er Vario, mitsamt dem Grubber gekostet. Dennoch eine Investition, die sich lohnt, findet Matthias Hammer. „Den GPS-gesteuerten Schlepper will ich heute nicht mehr missen“, sagt er. Stichworte Einsparungen und Komfort. Und noch etwas. Den Vorgänger, einen 611er-Fendt, hatte die Familie Hammer 37 Jahre lang. „Da relativiert sich das dann wieder“, so Matthias Hammer augenzwinkernd.

Ich habe derweil wieder gewendet – diesmal habe ich selbst an das Hochfahren des Anhängers gedacht – und grubbere eine weitere Bahn mit dem Schlepper auf dem Acker. Langsam muss ich zurück in die Redaktion. Aber eine kleine Runde will ich noch fahren. Übrigens, Überraschung Nummer drei: Ich habe mich gar nicht blöd angestellt beim Schlepperfahren, sagt Eva Hammer. Und sie muss es wissen.

Traktoren aus dem Ostallgäu

Marktoberdorf
Die Firma Fendt wurde im Jahr 1930 Gründung in Marktoberdorf im Ostallgäu gegründet. Seit 1997 ist die Marke Fendt Teil des amerikanischen Global Players AGCO. Mit Hauptsitz in Duluth (Georgia, USA) beschäftigt der Konzern derzeit mehr als 26 000 Mitarbeitende weltweit.

Global
Mit der Weiterentwicklung des Angebots werden Fendt-Produkte an immer mehr weltweiten Standorten entwickelt und produziert. Dazu zählen neben dem Hauptstandort Marktoberdorf weitere Produktionsstandorte in Deutschland, Italien, den USA und Brasilien.