Zuversichtlich auf dem Weg in eine große Koalition – jedenfalls ist es dieser Eindruck, den die CDU-Chefin Angela Merkel vermitteln möchte. Foto: dpa

Die Kanzlerin braucht jetzt einen schnellen Verhandlungserfolg, denn die Geduld ihrer eigenen Partei wird nicht mehr ewig währen, meint der Politikredakteur Norbert Wallet.

Berlin - Angela Merkel hat es mal wieder mit leichter Hand geschafft, eine machtpolitisch heikle Situation zu überstehen. Die Parteiführung der CDU hatte sich eigentlich vorgenommen, am Sonntag eine ausführliche Rückschau auf den schwierigen Bundestagswahlkampf zu halten. Das hätte denkbar unangenehm werden können, denn für das Wahlergebnis trägt die Spitzenkandidatin letztlich die Verantwortung. Merkel halfen günstige Umstände und naheliegende Argumente. Zu den Argumenten gehört der nicht zu entkräftende Hinweis, dass der selbstzerstörerische Kurs der Seehofer-CSU dem gemeinsamen Wahlerfolg der Union empfindlich geschadet hat.

Merkel-Kritiker überschätzen sich

Zu den günstigen Umständen zählt die Tatsache, dass es noch immer niemanden in der Union gibt, der annähernd die innerparteiliche Bindekraft der amtierenden Parteichefin aufweisen könnte – ganz zu schweigen von Anziehungskraft und Bekanntheitsgrad bei Wählern. Da überschätzen sich einige ehrgeizige Merkel-Kritiker erheblich. Dennoch ist die Stellung Merkels nicht mehr auf Dauer gefestigt. Sie braucht einen zügigen Verhandlungserfolg. Das schwächt ihre Position in den Gesprächen mit der SPD. Werden diese Sondierungen wieder ein end- und freudloses Tauziehen, wird die Geduld mit Merkel in der CDU auch irgendwann enden.