Ein DJ-Duo aus Berlin: Pan-Pot kommen nach Sindelfingen. Foto: Wet Festival GmbH/Jeff Elstone

Beim Wet-Festival im Badezentrum gibt es für so gut wie alles ein Konzept. Die Veranstalter wollen ihre Poolparty schließlich langfristig an dem Standort verankern. Trotz Bürgerbeschwerden findet auch „Sindelfingen rockt“ wieder statt.

Sindelfingen - Sascha Ritter ist gerade damit beschäftigt, eine Kompostieranlage zu suchen. Die Vorbereitungen für das Wet-Festival in Sindelfingen laufen auf Hochtouren. Und der Veranstalter will alles richtig machen. Bis zu 40 000 Becher werden am 31. August bei dem Techno- und House-Open-Air verbraucht. Statt Kunststoff-Mehrwegbecher hält er kompostierbare für die ökologisch korrektere Lösung. „Wir streben eine langfristige Zusammenarbeit mit Sindelfingen an“, erklärt er sein Bemühen. Das Wet-Festival soll deshalb nicht nur bei den Besuchern im Freibad gut ankommen, sondern in der ganzen Stadt. Dass es Beschwerdepotenzial gibt, zeigen die Querelen um die Konzertreihe „Sindelfingen rockt“ auf dem Marktplatz: Anwohner haben Klage dagegen eingereicht.

Ein Dutzend Künstler

Auch wenn der Umzug von Gärtringen nach Sindelfingen erst Ende März klargemacht werden konnte: Das Wet-Festival lässt sich offensichtlich relativ kurzfristig auf die Beine stellen. „Es hat mittlerweile eine überregionale Attraktivität“, sagt Sascha Ritter. Deshalb konnte „sehr, sehr kurzfristig ein tolles Programm“ organisiert werden. Auf zwei Bühnen treten gleich ein Dutzend Künstler auf. Dazu gehört das Berliner DJ-Duo Pan-Pot, der Italiener Sam Paganini, dessen Trademark „perkussive, bombastische und energetische Tracks“ sind, sowie Max Kobosil, ein Plattenaufleger des berühmt-berüchtigten Berliner Clubs Berghain. „Der Vorverkauf ist besser als in den vergangenen Jahren“, sagt Sascha Ritter. Er rechnet mit bis zu 9000 Besuchern.

Als „die größte Poolparty Deutschlands“ bewerben die Veranstalter das Event. Die Hauptbühne steht auf der Wiese unterhalb des Haupteingangs, mit dem Rücken zu Sport- und Sprungbecken, die während des Open Airs abgesperrt sind. Baden erlaubt ist nur im Erlebnisbecken mit der Rutsche. Die zweite Bühne steht auf der Wiese beim Volleyballfeld. Es gibt mehrere Bars und Stände mit einem breiten Essensangebot. Die Musik spielt von 11 Uhr bis 22 Uhr. Am Sonntag, 1. September, dürfen die Badegäste wieder von 14 Uhr an schwimmen. Auch damit das Wasser garantiert rein ist, werden zwei der Becken geschont.

„Sindelfingen rockt“ vor Gericht

Sascha Ritter hat so gut wie für alles ein Konzept. Um die Lärmbelästigung eindämmen zu können, ließ die Wet-Festival-Gesellschaft ein Schallschutzgutachten erstellen. Nach diesen Erkenntnissen werden nun die Bühnen aufgebaut, so dass die Beschallungen vom Wohngebiet wegführen. Außerdem wurde ein Tonsystem ausgewählt, das die Tanzfläche „punktuell optimal beschallen kann und nach hinten kaum Geräuschabstrahlung zulässt“, erklärt er. Darüber hinaus richtet Sascha Ritter eine Beschwerde-Hotline ein. In Gärtringen klingelte es kein einziges Mal. Wenn aber Anrufe kommen, misst ein Ingenieur nach. „Ist der Schall über der tolerierbaren Norm, regeln wir runter“, verspricht er: „Für uns ist es wichtig, dass wenig Störgeräusche entstehen und es für die Nachbarn in Ordnung ist.“

Die Auseinandersetzung um „Sindelfingen rockt“ findet nun vor dem Verwaltungsgerichtshof Stuttgart statt. Die Anwohner fordern, dass die Konzerte nicht mehr auf dem Marktplatz stattfinden. „Es ist schade, dass wir uns trotz unseres großen Einsatzes nun mit rechtlichen Schritten konfrontiert sehen“, kommentierte der Erste Bürgermeister Christian Gangl den Konflikt. Durch mehrere Maßnahmen seien die Forderungen der Anwohner berücksichtigt worden. Die Wesentlichste ist eine Änderung der Uhrzeit: Die Konzerte beginnen bereits um 18 Uhr statt um 18.30 Uhr und sind um 21.30 Uhr beendet. Immer mittwochs an fünf Abenden wird gerockt, Auftakt ist am 31. Juli.

Der Gemeinderat stimmte dem Konzept und den Events zu. „Es kann nicht sein, dass eine kleine Gruppe von Leuten alles blockiert, was auf dem Marktplatz stattfindet“, kritisierte Wolfgang Knote (CDU). Der Verwaltung geht es darum, die Innenstadt im veranstaltungsschwachen Sommer zu beleben. „Sindelfingen rockt“ sei großartig und weit über die Grenzen der Stadt bekannt und beliebt. „Es ist leider eine bedauerliche gesellschaftliche Tendenz, dass Einzelne ihre Interessen gegen die der Allgemeinheit durchsetzen wollen“, sagte Oberbürgermeister Bernd Vöhringer im Gemeinderat. „Wir wollen alles dafür tun, dass es auch weiterhin heißt: Sifi rockt!“, ließ Vöhringer außerdem erklären.

Ein langfristiger Partner

Die Aussage könnte von Sascha Ritter stammen. Er wolle mit der Stadt „einen langfristigen Partner haben, mit dem wir wachsen können“. Das Badezentrum hat für ihn sehr viel Potenzial – bis zu 12 000 Techno- und House-Fans, die in Zukunft zum Wet-Festival pilgern könnten. Zu einem Verkehrschaos wird es dennoch nicht kommen, dafür gibt es ebenfalls ein Konzept: Einen Parkplatz bekommen nur diejenigen, die ein Ticket gekauft haben. Wer mit der S-Bahn anreist, wird per Shuttle in Stuttgart-Vaihingen abgeholt. Das Sicherheitskonzept überprüft und überwacht ein der Verwaltung bekannter Fachmann. Die Polizei hat angekündigt, im Umfeld der Poolparty auf Alkohol und Drogen zu kontrollieren. Gelöst werden muss eigentlich nur noch das Problem mit der Kompostieranlage.

„Die Veranstaltung wird ein Erfolg“, ist Christian Keipert überzeugt. Der Leiter des Sport- und Bäderamts lobt die Zusammenarbeit mit dem Veranstalter. „Er weiß: Wenn er einen Fehler macht, gibt es keine zweite Auflage“, fügt er an.