Experte für Wahlrecht: Joachim Behnke Foto: Uni Friedrichshafen

Nach der jüngsten Umfrage könnte der nächste Landtag sechs Fraktionen umfassen. Ein Professor hat mehrere Szenarien durchgerechnet – mit alarmierenden Ergebnissen.

Eine Aufblähung des Landtags auf 200 oder mehr Abgeordnete nach der Wahl 2026 wird zusehends wahrscheinlicher. Auf Basis der aktuellen Umfrage von Stuttgarter Zeitung und SWR käme das Parlament auf mindestens 180, möglicherweise sogar bis zu 220 Mandate. Dies hat der Wahlrechtsexperte Professor Joachim Behnke von der Zeppelin-Universität Friedrichshafen anhand der von Infratest dimap ermittelten Werte berechnet, wie er auf Anfrage mitteilte. Damit läge der Landtag weit über der Sollgröße von 120 und der aktuellen Größe von 154 Abgeordneten. Nach der Umfrage könnten dem nächsten Landtag sechs Fraktionen angehören. Die CDU kam bei der „Sonntagsfrage“ auf 29 Prozent, die AfD auf 21 Prozent, die Grünen auf 20 Prozent, gefolgt von SPD (10), Linken (7) und FDP (5).

 

Bei seinen Berechnungen hat Behnke zwei Szenarien unterstellt – einmal mit Stimmensplitting von FDP-Wählern zugunsten der CDU und einmal ohne. Im ersten Fall kommt er auf 195 bis 200 Abgeordnete, weil die CDU dann vier bis fünf mehr Direktmandate holen würde, im zweiten auf 180 – plus-minus drei Mandate wegen der Unsicherheit, ob Liberale und Linke beide ins Parlament kämen.

Stimmensplitting wird wichtiger Faktor

Schwerer abzuschätzen seien die Effekte rund um die AfD. Wenn die Partei zwei bis sechs Direktmandate hole, komme die CDU auf entsprechend weniger. Folglich gäbe es auch weniger Überhangmandate, der Landtag käme auf etwa 180 Köpfe. Es könne aber auch genau umgekehrt kommen: Wenn Wähler von SPD und FDP und womöglich auch Grünen ihre Stimme zugunsten der CDU splitteten, um AfD-Direktmandate zu vermeiden, gebe es mehr Überhangmandate. Damit könne das Parlament auf über 200, sogar bis zu 220 Sitze wachsen, so Behnke. Die Berechnungen seien aber noch mit „einigen Unsicherheiten“ behaftet.

Behnke ist Teilnehmer einer von der FDP veranstalteten Podiumsdiskussion zum drohenden „XXL-Landtag“ am kommenden Montag. Partei und Fraktion sammeln Stimmen für eine Änderung des Wahlrechts, die aber erst zur übernächsten Wahl greifen würde. Das für ein Volksbegehren erforderliche Quorum drohen sie klar zu verfehlen.