Auf dem Genfer Autosalon präsentierte Audi-Chef Bram Schot eine Studie des Elektro-Sportwagens E-tron GT, der ab 2020 in Neckarsulm produziert werden soll. Foto: dpa

Der neue Audi-Chef Bram Schot will die Entwicklung des Brennstoffzellenantriebs in Neckarsulm stärken. Audi solle durch eine Kostensenkung wieder auf Erfolgskurs kommen, sagt Schot im Gespräch mit unserer Zeitung.

Stuttgart - Nachdem Audi bei der Brennstoffzelle lange gezögert hat, will der Autobauer nun bei diesem alternativen Antrieb Gas geben. „Die Brennstoffzelle kommt, und wir wollen dabei sein, wenn dieser Markt anzieht“, sagte Audi-Chef Bram Schot im Interview mit unserer Zeitung. Davon soll vor allem der Standort Neckarsulm profitieren, der bei Audi eine Führungsrolle bei dieser Zukunftstechnik hat. „Wir haben entschieden, den Brennstoffzellenantrieb in Neckarsulm zu forcieren. Wir werden die Kapazität ausbauen, neue Jobs schaffen“, sagte Schot. Mitte des Jahres sollen die ersten Prototypen mit diesem Antrieb erprobt werden, 2021 ist eine Kleinserie geplant.

Damit startet Audi eine Aufholjagd im Wettbewerb mit Daimler. Die Stuttgarter haben bereits damit begonnen, eine Kleinserie zu produzieren. Die ersten Exemplare des Geländewagens Mercedes-Benz GLC F Cell sind im November an ausgewählte Kunden geliefert worden. Daimler-Entwicklungschef Ola Källenius sagte auf dem Genfer Autosalon, dass man bereits grünes Licht für die Entwicklung der nächsten Generation dieses Antriebs gegeben habe. Im nächsten Schritt will Daimler einen Brennstoffzellenantrieb für den Stadtbus Mercedes-Benz Citaro.

Der Standort Neckarsulm ist bei weitem nicht ausgelastet

Brennstoffzellenautos fahren lokal emissionsfrei wie Elektroautos mit Batterie. Das Tanken von Wasserstoff geht jedoch deutlich schneller als das Aufladen einer Batterie und die Reichweite ist größer. Allerdings sind die Kosten der Brennstoffzellen noch sehr hoch. Zudem ist das Tankstellennetz sehr lückenhaft.

Der Audi-Chef zeigt sich überzeugt, dass Neckarsulm bei dieser Technik einmal Schrittmacher sein wird und möglicherweise auch eine neue Partnerschaft eingegangen wird. Audi arbeitet hier bisher mit Hyundai zusammen, BMW hat sich mit Toyota verbündet. Bei BMW ist noch keine Kleinserie in Sicht.

Die Investition stärkt den Standort Neckarsulm, der bei weitem nicht ausgelastet ist. Bram Schot begründete dies mit Problemen bei der Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfstandard WLTP. Weil Audi hier zu langsam vorankam, gab es Lieferengpässe. Der Betriebsrat führt den Beschäftigungsmangel in Neckarsulm auch darauf zurück, dass statt Limousinen mehr und mehr Geländewagen verkauft werden und fordert deshalb, dass auch in Neckarsulm ein Offroader gefertigt wird. Der Audi-Chef lehnt dies ab. Stattdessen verwies Schot darauf, dass in Neckarsulm von 2020 an zusätzlich der elektrische Sportwagen E-tron GT produziert werde. Es sei der erste elektrische Audi an einem deutschen Standort.

Der Betriebsrat schlägt einen Geländewagen mit Brennstoffzelle vor

Der Neckarsulmer Betriebsratschef Rolf Klotz will von seiner Forderung indes nicht abrücken: „Wir begrüßen die Stärkung der Brennstoffzellenentwicklung, denken aber schon einen Schritt weiter. Neckarsulm könnte das erste SUV auf Basis der Brennstoffzelle bauen.“ Daneben brauche der Standort weitere „technische Leuchttürme und mehr Entscheidungskompetenz als eigenständiger Standort“. Der Betriebsratschef verwies auf den chronischen Beschäftigungsmangel. „Die Zeitkonten gehen das dritte Jahr ins Minus. Deshalb muss der Vorstand dringend für zukunftsfähige Produkte und eine klare Perspektive sorgen“.

Bram Schot will die Kosten bei Audi deutlich senken, wie er im Interview ankündigte. „Wir wollen bis 2022 rund 15 Milliarden Euro für Zukunftsinvestitionen und ein besseres Ergebnis freispielen und das Unternehmen damit wieder auf Erfolgskurs bringen“.