Die Eurowings-Maschinen bleiben an diesem Donnerstag am Boden. Foto: imago images/Arnulf Hettrich

Die Pilotinnen und Piloten der Lufthansa-Tochter Eurowings sind für diesen Donnerstag zum Streik aufgerufen. Ihre Gewerkschaft kämpft unter anderem für längere Ruhezeiten. Auch Stuttgart ist von den Beeinträchtigungen betroffen.

Die Lufthansa kommt nicht zur Ruhe: Für diesen Donnerstag ruft die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) ihre Mitglieder bei Eurowings zwischen null und 24 Uhr zum Streik auf.

Grund sind nach Cockpit-Angaben die gescheiterten Verhandlungen über den so genannten Manteltarifvertrag, der seit sieben Jahren nicht mehr angepasst worden sei. Zehn Verhandlungsrunden, davon zwei nach der jüngsten Urabstimmung, hätten zu „keiner nennenswerten Annäherung“ geführt.

Einsatzzeiten vom Unternehmen maximal ausgedehnt?

Konkret geht es der Pilotengewerkschaft um eine Entlastung der Cockpitbesatzungen, beispielsweise durch die Reduzierung der maximalen Flugdienstzeiten sowie die Ausweitung der Ruhezeiten. „Die Arbeitsbelastung ist erheblich gestiegen“, betont VC-Vorstandsmitglied Matthias Baier. „Der Arbeitgeber schöpft regelmäßig die Einsatzzeit der Kolleginnen und Kollegen bis zum zulässigen Maximum aus – das kann kein Dauerzustand sein.“ Aufgrund des mangelnden Entgegenkommens des Managements bleibe derzeit nur die Option, die Forderungen mit einem Streik zu unterstützen.

Zugleich macht die Gewerkschaft deutlich, dass sie offen sei für Gespräche darüber, „wie wir langfristig zumutbare Arbeitszeiten für die Mitarbeiter bei Eurowings erreichen können“, wie der Tarifverantwortliche Marcel Gröls sagt. Er fordert Eurowings auf, mehr Lösungswillen mitzubringen.

Jeder fünfte Flug werde „unmöglich gemacht“, so der Arbeitgeber

Die Eurowings-Geschäftsführung moniert, dass Cockpit trotz zweier anstehender Gehaltserhöhungen in den nächsten vier Monaten von deutlich mehr als zehn Prozent 14 zusätzliche freie Tage im Jahr sowie eine Absenkung der maximalen Wochenarbeitszeit um fünf Stunden fordere, wie Finanz- und Personalchef Kai Duve sagte. Dies würde 20 Prozent der Eurowings-Flüge „unmöglich machen“. Dafür zu streiken sei „völlig unverhältnismäßig und unverantwortlich“.

Zur Eurowings-Flotte gehören 75 Flugzeuge. Wie viele Flüge ausfielen, hänge davon ab, wie gut es der Fluggesellschaft gelinge, Ersatzverbindungen zu organisieren, sagte VC-Vorstand Baier. Auch der Flughafen Stuttgart dürfte neben den Airports Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Köln/Bonn von Flugausfällen und Verspätungen betroffen sein.

Die jüngste Tarifeinigung im Konzern liegt wenige Wochen zurück

Die Airline stellte fest, dass nur der Flugbetrieb der Eurowings Deutschland bestreikt werde – nicht der von Eurowings Europe und nicht der Fernstreckenverkehr von Eurowings Discover. Außerdem habe Eurowings „zahlreiche Wetlease-Partner“ – gemietete Flugzeuge inklusive Crew – unter Vertrag, die ebenso wenig vom Ausstand tangiert seien.

Erst Mitte September hatten sich die Lufthansa und die Vereinigung Cockpit auf eine Vergütungserhöhung für die Piloten bei Lufthansa und Lufthansa Cargo geeinigt. Demnach erhalten die Cockpit-Crews rückwirkend zum 1. August 2022 sowie am 1. April 2023 in zwei Stufen eine Erhöhung der monatlichen Grundvergütung von je 490 Euro. Ein Berufseinsteiger erhält somit als Copilot rund 20 Prozent zusätzliche Grundvergütung, ein Kapitän in der Endstufe noch 5,5 Prozent mehr. Somit gilt für diesen Konzernteil eine Friedenspflicht bis zum 30. Juni 2023 – Streiks sind bis dahin nicht möglich.