Svetislav Pesic wie er leibt und lebt: Seit Februar trainiert er den FC Barcelona. Foto: dpa

Der Name Svetislav Pesic genießt nicht nur in München einen guten Ruf, sondern auch in Barcelona. Der Ex-Coach der Bayern und frühere Basketball-Bundestrainer sprach in Spanien mit unserer Zeitung.

Barcelona - Der Name Svetislav Pesic genießt nicht nur in München einen guten Ruf, sondern auch in Barcelona. Der Ex-Coach der Bayern und frühere Bundestrainer arbeitet nun in Spanien.

Herr Pesic, wie lange haben Sie überlegen müssen, als Barcelona angerufen hat?
Barcelona ist natürlich etwas Besonderes und ich habe den Kontakt immer gehalten, auch weil ich ein Haus hier habe und mich so sehr oft mit Präsident Josep Maria Bartomeu treffen konnte. Dadurch kannte ich die Situation des Vereins und der Anruf war keine große Überraschung. Die Mannschaft hatte Ende Januar schon 22 Spiele verloren und der Verein musste reagieren.
Und wie haben Sie reagiert?
Ich wusste zunächst nicht genau, was ich will. Nach meinen Knie-Operationen habe ich eine gewisse Zeit gebraucht, physisch, aber auch mental. Die letzten knapp zwei Jahre waren deshalb sehr gut für mich, ich habe für den Weltverband in Europa in Sachen Trainer-Ausbildung gearbeitet und hatte Zeit für meine Familie. Als der Anruf kam, war ich im Skiurlaub in Österreich, aber meine Frau Vera hat gesagt, wenn der Präsident anruft, musst du dich zumindest mal mit ihm treffen. Und als ich dann nach Barcelona geflogen bin, war die Entscheidung praktisch schon gefallen.
Sie waren ja von 2002 bis 2004 schon mal Trainer dort. Wie haben Sie die Mannschaft so schnell auf Erfolgskurs gebracht?
So viel hat sich ja nicht geändert, was Personal und Mitarbeiter angeht. General-Manager Rodriguez war zum Beispiel einst mein Spieler, natürlich kannte ich einige Spieler nicht persönlich, aber Carlos Navarro war wieder da, er kann viel helfen, weil er weiß, was Coach Pesic möchte. Wenn er als Kapitän in der Kabine etwas sagt, ist das Gesetz. Mit der Zeit kann dann jeder Trainer seine eigene Philosophie entwickeln in Defensive wie Offensive. Wichtig war, dass wir gleich das erste Spiel hier gegen Bilbao hoch gewonnen (90:58) haben, da hat die Mannschaft an das geglaubt, was ich gesagt habe. Dann haben wir auch den Pokal geholt. Und nachdem wir in der Euroleague keine Chance mehr aufs Weiterkommen haben, können wir uns voll auf die Liga konzentrieren, in der wir kein Spiel verloren haben, seit ich hier bin.  
Schauen wir nach Deutschland. Die BBL will bis 2020 stärkste Liga Europas werden. Ist das realistisch?
Die Bundesliga, oder besser die Vereine, haben ohne Frage eine sehr gute Entwicklung genommen. Alle Mannschaften haben sehr gute Strukturen, die Hallen bieten immer mehr Eventcharakter. Das Merchandising und Sponsoring ist hervorragend organisiert, aber langfristig wird entscheidend sein, was auf dem Parkett passiert und wie die Qualität der Spieler ist. Deshalb ist es aus meiner Sicht immer wichtig, wie man den Wettbewerb verbessert. Wir haben keine 18 Mannschaften auf einem guten Niveau, glaube ich, das ist auch in anderen Ligen Europas nicht der Fall. Deshalb müssen Bundesliga und zweiten Liga Pro A besser zusammenarbeiten.
Inwiefern?
Kurzfristig müsste die Bundesliga auf 16 Teams reduziert werden, langfristig sogar auf je 14 Mannschaften in der Bundesliga und Pro A. Basketball hat sich globalisiert, das heißt, die besten Mannschaften aus Deutschland müssen auch international konkurrenzfähig sein. Wenn die Bundesliga mehr Qualität entwickelt, weckt sie noch mehr Interesse bei Zuschauern und Sponsoren, aber auch in Sachen Nationalmannschaft. In Spanien ist Basketball die zweite Sportart nach Fußball, der Unterschied ist kleiner als in Deutschland – und die Liga ACB immer noch die beste Liga in Europa.