Der namenlose Polizei-Kamerad von Ebersbach-Musbach hat vorerst nichts zu befürchten, er darf an der Straße stehen bleiben. Foto: dpa

Eine Polizistenfigur in einem Vorgarten, die die Autofahrer bremsen soll, irritiert die Polizei. Doch das Landratsamt in Ravensburg winkt ab. Sie darf bleiben.

Ebersbach-Musbach - Ein etwas bleiches Gesicht, dafür ein akkurater Schnauzer und eine stilisierte Kamera in der Hand: Der Schöpfer des Attrappen-Polizisten von Ebersbach-Musbach hat sich um Realismus bemüht. Von einem Vorgarten in dem oberschwäbischen, rund 1700 Einwohner zählenden Örtchen aus ist die Figur dem Autoverkehr auf der Hauptstraße zugewandt – ohne Zweifel mit dem Ziel, zu schnellen Fahrern einen Schrecken in die Glieder zu jagen. Und prompt sorgt der falsche Ordnungshüter bundesweit für Aufsehen.

Mit der schicken Polizeimütze ähnelt der namenlose Kamerad dem österreichischen Blechpolizisten „Vinzenz“, der im Amtsauftrag und zum Zweck der Unfallvorbeugung mal streng drein guckt doer mal mit einem (allerdings nur nachgebildeten) Tempomessgerät ins Ungefähre zielt. Vor zehn Jahren sind verschiedene Vinzenze im oberösterreichischen Braunau gestohlen worden, was damals zu hektischen Suchaktionen von Verwaltung und Polizei geführt hat.

„Radarwalter“ musste weg

In der Gemeinde Ebersbach-Musbach läuft das umgekehrt, dort zeigte sich die Polizei irritiert von der Fälschung. Offenbar zirkuliert sie unter Eingeweihten: So soll sie zum Beispiel einige Zeit auch in Hoßkirch im Kreis Ravensburg aufgestellt worden sein. Am Donnerstag übergab die Polizei die Sache zur Prüfung an die Straßenverkehrsbehörde im Ravensburger Landratsamt. Gut möglich, wurde gemutmaßt, dass die Attrappe genauso illegal im Privatgarten steht wie einst „Radarwalter“, der Raserschreck von Kernen-Stetten im Rems-Murr-Kreis. Das dortige Amt verfügte 2007 die Abräumung des Plastikkameraden, weil er Autofahrer zu abruptem Bremsen verleiten könnte. Und auch in Stuttgart, der Landeshauptstadt, hatte ein ähnlicher Fall schon 2007 und 2008 für Furore gesorgt. Wenn die Autofahrer nicht vom Gas gehen, muss eben ein Plastik-Polizist samt einer Laserpistole her, dachte sich damals der Schauspieler Bernd Gnann, dessen Haus an einer bekannten Raserstrecke im Stadtteil Hofen lag. Die Investition von 700 Euro dämmte die Zahl der Temposünder ein und hatte auch den Segen des örtlichen Bezirksbeirats. Der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer aber wollte nicht mitspielen.

„Die Figur erweckt den Anschein einer amtlichen Geschwindigkeitskontrolle“, argumentierte er, „und dieses Recht haben nur polizeiliche Behörden.“ Schairer versprach für die Zukunft von Amts wegen verstärkte Geschwindigkeitskontrollen und eine neue Fahrbahnmarkierung mit dem Schriftzug „50“ – aber Radar-Walter musste weichen.

Zwei Beispiele, denen das Landratsamt in Ravensburg zunächst nicht folgen wird. „Zu der Sache gibt es keine Rechtsprechung“, sagt Gerd Hägele, der Ravensburger Dezernent für Recht, Ordnung und Verkehr. Er hat nur ein paar Stunden gebraucht, um sich mit der Materie vertraut zu machen. Den beispielsweise von den Waiblingern einst angewandten Paragrafen 33 der Straßenverkehrsordnung, wonach keine Zeichen oder Einrichtungen aufgestellt werden dürfen, die mit echten Verkehrszeichen verwechselt werden können, hält Hägele in diesem Fall für nicht anwendbar. „Da bräuchten wir eine konkrete Gefahr für die Sicherheit und Ordnung. Das ist nicht der Fall.“

Bisher keine Vollbremsungen

Das bestätigt auch die Polizei. Zumindest bisher sind in dem zwischen Biberach und Ravensburg gelegenen Ebersbach-Musbach keine gefährlichen Vollbremsungen oder ähnliche Dinge aktenkundig geworden. Gegen den Besitzer des Uniformierten aus Plastik werde nicht vorgegangen, bescheidet Dezernent Hägele. Er klingt ein wenig müde angesichts der vielen Anfragen zum Thema. „Es gibt wirklich wichtigere Dinge.“