Nach dem Attentat in Berlin vor zehn Tagen (Archivfoto) hat die Bundesanwaltschaft über den Stand der Ermittlungen informiert. Foto: AP

Die nach dem Anschlag von Berlin ermittelnde Bundesanwaltschaft hält das Amri-Video, in dem er sich zum IS bekennt, für authentisch. Der Verdacht gegen den angeblichen Komplizen Amris hat sich dagegen nicht erhärtet.

Karlsruhe/Berlin - Ein als Kontaktmann des mutmaßlichen Terroristen Anis Amri verdächtigter Tunesier ist wieder auf freiem Fuß. Die Bundesanwaltschaft habe gegen den 40-Jährigen keinen Haftbefehl erwirkt, teilte eine Sprecherin am Donnerstag in Karlsruhe mit. Ermittler hatten den Mann am Mittwoch in Berlin vorläufig festgenommen.

Das Video, in dem der mutmaßliche Attentäter von Berlin sich zur Terrormiliz Islamischer Staat bekennt, ist nach Angaben der Bundesanwaltschaft authentisch. Amri sei den Ermittlungen zufolge darin tatsächlich zu sehen, sagte die Sprecherin.

Das IS-Sprachrohr Amak hatte vier Tage nach dem Anschlag, am 23. Dezember, ein Video veröffentlicht. Auf der knapp dreiminütigen Aufnahme schwört Amri dem Anführer der IS-Miliz, Abu Bakr al-Bagdadi, die Treue. Er richtet sich dabei an die „Kreuzzügler“: „Wir kommen zu Euch, um Euch zu schlachten, Ihr Schweine.“ Es werde Rache für das Blut von Muslimen geben, das vergossen wurde. Dabei steht Amri offensichtlich auf einer Brücke. Hinter ihm ist ein Gewässer zu sehen. Die Aufnahme könnte in Deutschland aufgenommen sein.

Zur Tat und zu den Opfern sind noch viele Fragen offen

Zum Hergang der Tat, zur Fluchtroute und zur Identität der Opfer sind noch immer viele Fragen offen. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisierte in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur die Informationspolitik der Ermittlungsbehörden nach Ereignissen wie dem jüngsten Anschlag.

Der 24-jährige Amri war den Ermittlungen zufolge am 19. Dezember mit einem Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin gefahren. Zwölf Menschen starben, 55 wurden verletzt. Auf seiner Flucht wurde Amri in Italien von Polizisten erschossen.

Amri war offenbar im Fokus der Ermittlungsbehörden. Nach Informationen von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR wurde im Gemeinsamen Terrorismus-Abwehrzentrum (GTAZ) in Berlin zwischen Februar und November 2016 mindestens sieben Mal über Amri gesprochen. Behördenunterlagen, die nur fünf Tage vor der Tat entstanden, würden seinen Werdegang in Deutschland beschreiben.