Bei Würzburg-Heidingsfeld (Bayern) kam der Zug zum Halt, in dem am Montagabend ein 17 Jahre alter Afghane mit einer Axt und einem Messer auf Fahrgäste in einem Regionalzug losgegangen war. Foto: dpa

Zwei Opfer des Attentats in Würzburg schweben weiter in Lebensgefahr. Ein mutmaßlicher IS-Anhänger hatte mehrere Menschen in einem Regionalzug angegriffen. Wie steht es um die Sicherheit von Reisenden in Zügen?

Würzburg - Zwei Menschen schweben nach dem Attentat auf Zugreisende in Würzburg noch immer in Lebensgefahr. Das teilte das Polizeipräsidium Unterfranken am Mittwoch mit. Ein 17 Jahre alter Flüchtling hatte die beiden und drei weitere Menschen am Montagabend mit einer Axt und einem Messer angegriffen. Ermittlern zufolge hatte die Tat einen islamistischen Hintergrund, der Täter selbst bezeichnete sich in einer Videobotschaft als Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Polizei- und Eisenbahngewerkschaft forderten, mehr für die Sicherheit von Fahrgästen in Zügen zu tun. „Die Bahn muss in diesen Bereich investieren“, sagte Rainer Wendt von der Deutschen Polizeigewerkschaft der „Neuen Westfälischen“ (Mittwoch). Er sprach sich für einen Ausbau der Videoüberwachung in Bahnhöfen und Zügen aus und für eine bessere Ausbildung des Zugpersonals. Auch „Train Marshals“ - analog zu den „Sky Marshals“ für die Sicherheit in Flugzeugen - seien eine Option.

Zweifel an Herkunft des Täters

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekräftigte angesichts der Bluttat die Forderung seiner Partei, den Zuzug von Flüchtlingen zu begrenzen. „Wir müssen (...) dadurch dann in der Lage sein, uns mit denen, die da sind, denen, die auch wirklich fluchtberechtigt sind, dann auch intensiv zu befassen und alles dafür zu tun, dass die nicht derartig aus dem Ruder laufen“, sagte Herrmann der ARD.

Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) sieht dagegen kein erhöhtes Terrorrisiko durch Asylbewerber. „Die meisten Terroristen, die in den letzten Monaten in Europa Anschläge begangen haben, waren keine Flüchtlinge, sondern Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind“, sagte er dem ZDF. Altmaier kündigte einen stärkeren Kampf gegen islamistische Propaganda im Internet an. Dazu sei er bereits im Gespräch mit dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden handelte es sich bei dem Attentäter um einen 17-Jährigen aus Afghanistan. Das ZDF berichtete allerdings unter Berufung auf Sicherheitskreise, es gebe Zweifel an der Herkunft des Flüchtlings. In seinem Zimmer habe die Polizei auch ein pakistanisches Dokument gefunden.

In einem Regionalzug bei Würzburg-Heidingsfeld hatte er vier Mitglieder einer Familie aus Hongkong verletzt. Auch eine Fußgängerin, der der Jugendliche auf seiner Flucht begegnete, kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Kurze Zeit später wurde der junge Mann von Polizisten erschossen.

Kommunen: Islamunterricht flächendeckend einführen

Das bayerische Innenministerium bestätigte die Echtheit eines Videos, in dem der 17-Jährige sich selbst als Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnet. Wann sich der junge Mann radikalisierte und inwieweit er tatsächlich mit dem IS vernetzt war, ist bislang unklar. Den Sicherheitsbehörden war er nie aufgefallen.

Die Kommunen forderten nach der Tat eine flächendeckende Einführung von Islamunterricht an Schulen gefordert. „Es ist angemessen, Islamunterricht auch an staatlichen oder staatlich kontrollierten Schulen anzubieten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg der „Rheinischen Post“ (Mittwoch). Dadurch gewinne der Staat mehr Kontrolle über die Erziehung muslimischer Jugendlicher.

Laut Kultusministerkonferenz (KMK) bieten zurzeit Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz islamischen Religionsunterricht an. Im Saarland wird ein solcher Unterricht derzeit in den ersten Klassen erprobt.