In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind bei einem Selbstmordanschlag am Rande einer Demonstration mindestens elf Menschen getötet worden. (Symbolbild) Foto: AP

Es war der erste schwere Anschlag in Kabul in diesem Jahr und er traf Zivilisten und Sicherheitskräfte gleichermaßen. Das letzte Attentat lag nur acht Tage zurück. Kabul ist das neue Lieblingsziel der Terroristen. Im vergangenen Jahr starben dort mehr als 500 Menschen.

Kabul - Bei einem Selbstmordanschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf einen Sicherheitsposten in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens 20 Menschen getötet und 30 verletzt worden. Das bestätigte am späten Donnerstagabend Ortszeit der Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi. Unter den Toten seien sowohl Sicherheitskräfte als auch Zivilisten.

Der Kabuler Polizeichef Basir Mudschahid sagte, dass es der Attentäter auf einen provisorischen Sicherheitsposten im Viertel Makroroian, einer Wohngegend nahe dem Zentrum der Stadt, abgesehen hatte. Den hatte die Polizei laut Mudschahid aufgestellt, weil es am Donnerstag in der Gegend zuerst Kämpfe mit Alkohol- und Drogenverkäufern und dann Proteste lokaler Händler gegen Razzien der Sicherheitskräfte gegeben hatte. Die meisten Toten seien Polizisten.

Islamischer Staat bekennt sich zur Tat

Hinweisen in sozialen Medien zufolge bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag. Sie ist in Afghanistan noch recht neu und hat im Osten des Landes eine relativ kleine territoriale Basis. Sie wird von der afghanischen Regierung, den USA und auch den rivalisierenden Taliban schwer bekämpft. In Kabul hat sie allerdings laut dem IS-Experten des Rechercheinstituts International Crisis Group (ICG) 2017 allein 16 Anschläge mit mehr als 270 Toten für sich beansprucht.

Der Anschlag war der erste im neuen Jahr nachdem es 2017 mehr als 20 große Attentate mit mehr als 500 Toten gegeben hatte. Die Gesamtzahl der Toten und Verletzten lag wohl bei mehr als 1000. Erst vor acht Tagen hatten sich ein Selbstmordattentäter des IS in einem schiitischen Kulturzentrum im Westen der Stadt in die Luft gesprengt, mindestens 41 Menschen getötet und mehr als 80 verletzt.

Zahl der Opfer von Anschlägen steigt

Die Kabul-Provinz steht wegen der vielen Angriffe auf die Hauptstadt an der Spitze der Anschlags- und Opfer-Statistiken. Schon von 2015 auf 2016 war laut UN die Anzahl der zivilen Opfer von Anschlägen in Kabul um 68 Prozent gestiegen. Bis Juli 2017 wuchs sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um weitere 59 Prozent.

Die Zahl und Wucht der Anschläge des IS sowie der Taliban in der Hauptstadt widerspricht der Darstellung der Bundesregierung, die nach Kabul weiterhin - in begrenztem Umfang - abgelehnte Asylbewerber abschiebt und in einer „Lagebeurteilung“ vom August erklärt, dass sich seit Ende 2014 die Bedrohungslage für Zivilisten in Afghanistan „nicht wesentlich verändert“ habe.