Nordkoreas Diktator Kim Jong-un provoziert mit Atomtests. Foto: KCNA

Pjöngjang setzt auf Konfrontation und führt einen weiteren Atomtest durch. Selbst der Hauptverbündete China missbilligt jedoch dieses Vorgehen.

Seoul - Ungeachtet aller internationaler Drohungen und Proteste zieht Nordkorea sein Atomprogramm durch. Am Freitag meldete das abgeschottete kommunistische Land einen weiteren Atomtest - seinen fünften insgesamt und zweiten in diesem Jahr. Ein „nuklearer Atomsprengkopf“ sei mit Erfolg zur Explosion gebracht worden, berichtete das Staatsfernsehen. Auch der Hauptverbündete China kritisierte den Test: Dieser sei unter „Missachtung“ internationaler Einwände durchgeführt worden, monierte das Außenministerium.

Südkorea und Japan reagierten ebenfalls mit scharfen Worten: Die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye verurteilte den Atomtest als einen Akt der „fanatischen Rücksichtslosigkeit.“ Japans Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte, falls es einen Test gegeben habe, sei er absolut inakzeptabel, „und wir müssen scharfen Protest einlegen.“ Der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, sagte, US-Präsident Barack Obama werde sich mit den Verbündeten beraten, um sicherzustellen, dass provokative Handlungen Nordkoreas ernsthafte Konsequenzen nach sich zögen.

Reaktion auf internationale Sanktionen

Das nordkoreanische Staatsfernsehen erklärte, der Test sei Teil der Reaktion Pjöngjangs auf die internationalen Sanktionen, die nach seinem vorangegangenen Atomversuch im Januar und dem Start einer Langstreckenrakete im Februar verhängt worden waren. Nordkorea werde sich weiterhin um eine Ausweitung und Qualitätssteigerung seiner Nuklearwaffen bemühen, hieß es. Man sei bereit, zurückzuschlagen, falls man durch Feinde, darunter die USA, provoziert werde. Durch den Test sei keine Radioaktivität freigesetzt worden.

China reagierte mit Unverständnis. Man sei entschieden gegen den Test und dränge Pjöngjang „mit Hochdruck“, die Versprechen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen einzuhalten, erklärte das Außenministerium. Chinesische Staatsmedien berichteten, das staatliche Umweltschutzamt habe begonnen, mögliche radioaktive Strahlung zu beobachten. Auch in Japan wurde mit Messungen begonnen: Flugzeuge starteten und begannen, Luftproben zu nehmen.

In Nordkorea wird gefeiert

Die US-Regierung teilte mit, Obama habe sich mit der südkoreanischen Präsidentin Park Geun Hye und Abe telefonisch beraten. Obama habe wiederholt, dass das Bekenntnis der USA für die Sicherheit seiner Verbündeten in Asien und in aller Welt unzerbrechlich sei.

In der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang feierten Einwohner derweil. „Das ist eine großartige Nachricht“, sagte Rim Jong Su. „Nun bin ich voller Zuversicht, dass, wenn Feinde uns provozieren sollten, wir zurückschlagen können und sicher gewinnen werden.“

Erst zu Jahresbeginn hatte Nordkorea den Test einer Wasserstoffbombe gemeldet. Damit sorgte es weltweit für Entrüstung, zugleich zeigten sich viele Regierungen und Experten skeptisch über die Darstellung Pjöngjangs. Zuvor hatte das kommunistische Land im Schnitt alle drei bis vier Jahre einen solchen Versuch unternommen.

Wiederholte Raketentests

Nordkorea soll bereits über eine Handvoll von Rohatombomben verfügen. Seit langem bemüht sich die kommunistische Führung um ein Arsenal von Atomsprengköpfen, die auf eine Rakete mit einer Reichweite bis zum Festland der USA angebracht werden können.

Zuletzt hatte Pjöngjang mit wiederholten Raketentests für Aufsehen gesorgt. Am Dienstag feuerte das Land drei Mittelstreckenraketen vom Typ Rodong ab, die rund 1000 Kilometer weit flogen und in der Nähe von Japan landeten. Ende August ließ die kommunistische Führung aus einem U-Boot ein Geschoss mit einer Reichweite von 500 Kilometern abschießen.