Testlauf im Atomkraftwerk Neckarwestheim: 15 Castorbehälter aus Obrigheim sollen dort zwischengelagert werden. Mehrer Tage wurde der Transport nun ausprobiert. Foto: dpa

In Neckarwestheim laufen Trockenübungen für die Aufnahme von Atommüll aus Obrigheim.

Neckarwestheim - Schnell geht bei Atomkraftwerken offenbar nichts: Mehrere Tage lang hat jetzt ein Testlauf mit einem einzigen Container für den Transport von Atommüll des stillgelegten Nuklearkraftwerks Obrigheim an den Anlagenstandort Neckarwestheim gedauert. Dort sollen 15 Behälter mit hochradioaktivem Müll – Castoren – in das bestehende Zwischenlager aufgenommen werden. Platz genug ist dort, denn von den insgesamt 151 Stellplätzen werden wegen des Atomausstiegs gar nicht alle gebraucht.

Am Mittwoch lief im Zwischenlager des EnBW-Standortes Neckarwestheim nun eine Schlüsselszene ab, beobachtet von Regierungsbeamten, EnBW-Mitarbeitern und Gutachtern – insgesamt 25 Personen: Ganz behutsam setzte ein Kran einen Castor von einem Spezialfahrzeug in eine der beiden Tunnelröhren des Zwischenlagers ab. „Wir proben die Handhabung eines leeren Castor-Behälters vom Typ 440/84 mvK. Dieser Behältertyp soll beim Brennelemente-Transport von Obrigheim nach Neckarwestheim zum Einsatz kommen“, berichtete Lutz Schildmann, der Pressesprecher bei der EnBW Kernkraft GmbH. Man spreche auch von „Kalthandhabung“, denn die Castoren sind nicht mit heißen Brennelementen bestückt. Aber auch so bringen sie mit einem Leergewicht von 96 Tonnen einiges auf die Waage, vollbeladen mit 24 Brennelementen wären sie 107 Tonnen schwer.

Schiffanlegestelle soll nächstes Jahr fertig sein

Eine Genehmigung des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) für die Zwischenlagerung des Obrigheimer Atommüll in Neckarwestheim liegt der EnBW bereits vor, die beim (BfE) beantragte Erlaubnis für einen Transport auf dem Neckar – 57 Flusskilometer wären zu fahren – wird noch erwartet. Mit dem Bau einer Schiffanlegestelle hat der Energiekonzern in Neckarwestheim trotzdem schon begonnen, Anfang nächsten Jahres soll sie fertig sein. „Wir brauchen die Anlegestelle auf jeden Fall“, sagt Lutz Schildmann. Wegen des geplanten Rückbaus des Atomreaktorts Neckarwestheim 1 wird jeden Menge strahlender und nichtstrahlender Bauschutt anfallen, und auch der noch laufende Atommeiler Neckarwestheim 2 wird nur noch bis 2022 am Netz sein und eines Tages zurückgebaut. Noch liegen 342 Brennelemente in einem sogenannten Nasslager in Obrigheim. Sie müssen noch in Castoren verpackt und dann abtransportiert werden. Den Vorteil für Obrigheim liegt auf der Hand: Von 2025 könnte der Standort aus der nuklearrechtlichen Aufsicht entlassen und wieder zur „grünen Wiese“ werden. Um den unbelasteten Bauschutt aus dem Rückbau von Kernkraftwerken wie Obrigheim ging es auch in einer dieser Tage verfügten Anordnung von Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne). Nach dem ein Gutachten des Öko-Instituts die Unbedenklichkeit von sogenannten „frei gemessenem“ Bauschutt aus Atomanlagen festgestellt hatte, hob Untersteller einen zeitweisen Anlieferstopp für Deponien wieder auf. Eine „zusätzliche Gesundheitsgefahr“ gehe von diesen Abfällen nicht aus, begründete der Minister die Entscheidung. Gemessene zehn Mikrosievert im Jahr seien ein Wert, der weit unterhalb der natürlichen Strahlung liegt“.