Am Donnerstagmorgen ging die Sprengung der Kühltürme des Atomkraftwerks Philippsburg über die Bühne. Foto: EnBW/ / Alexander Scheuber

Es war für Jahrzehnte ein gewohntes Bild, der Wasserdampf aus den Kühltürmen des Kernkraftwerks in Philippsburg: sichtbar weit in der Region. Seit diesem Donnerstagmorgen ist das vorbei.

Philippsburg - Am Donnerstag kurz nach sechs Uhr fielen die beiden Betonkolosse in Philippsburg binnen weniger als zwei Minuten in sich zusammen. Mit einem Signalhorn wurde die Sprengung eingeläutet. In den Tagen zuvor war in rund 1100 Bohrlöcher je Kühlturm Sprengstoff eingebracht worden.

Die EnBW hatte im April entschieden, dass die Sprengung angesichts der aktuellen Corona-Pandemie ohne Zuschauer – zu einem nicht exakt vorher kommunizierten Zeitpunkt – stattfinden solle. Nur ein Zeitfenster von zwei Tagen, dem 14. und dem 15. Mai, war zuvor angegeben worden. Am Donnerstagmorgen waren die beiden jeweils rund 152 Meter hohen Türme nun mit der Hilfe von mehreren hundert Kilogramm Sprengstoff zum Einsturz gebracht worden. Das Kraftwerksareal rund um die Rheinschanzinsel, etwa 1,5 Kilometer entfernt vom Stadtrand von Philippsburg, war bereits am Mittwoch weiträumig abgesperrt worden.

Planungen starteten bereits 2016

Die vorangegangenen Planungen starteten bereits 2016; im Jahr 2017 lag eine mehr als 300 Seiten umfassende Umweltverträglichkeitsuntersuchung vor, die dem Sprengabbruch den Vorrang gab – vor dem manuellen Abbruch mit Hilfe von Baggern und Presslufthammern, die den Abbruch in die Länge gezogen hätten. Seit März hatte die EnBW mehrfach in Telefonkonferenzen den konkreten Ablauf der Sprengung erläutert. Der vor der Sprengung in rund 1100 Bohrlöchern je Kühlturm eingebrachte Sprengstoff und die vertikal und horizontal eingefrästen „Fallschlitze“ ließen die Türme nun binnen weniger Sekunden in sich zusammenfallen. Die Bilder, und Filmaufnahmen, die Kraftwerksbetreiber EnBW bereit stellte, zeigen: die aufwändig vorbereitete Sprengung lief ab wie nach Lehrbuch.

Stärker wahrnehmbarer als das Donnergrollen von Sprengung und des in sich zusammenfallenden Betonschutts war die riesige Staubwolke, die sich über dem Kraftwerksgelände bildete. Diese war für Schaulustige weit außerhalb des Geländes, das strikt abgeriegelt worden war, zu sehen. Der Staub wurde teilweise mit Wassernebel gebunden, verzog sich aber bereits nach wenigen Minuten. Am Grund des Kraftwerksgeländes liegen nun rund 65000 Tonnen Betonschutt, die in den nächsten Monaten aufgearbeitet, sortiert und entsorgt werden müssen.