Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Staatsführer Kim Jong Un ist geplatzt. Foto: AFP

Der zuletzt aggressive Ton ist schon wieder passé: Nordkorea hat auf die Gipfelabsage der Vereinigten Staaten mit Bedauern reagiert. Pjöngjang sei weiter gesprächsbereit, heißt es. Erst einen Tag zuvor hatte das Land US-Vize Pence scharf kritisiert.

Seoul - Nordkorea zeigt sich nach der US-Absage eines geplanten Gipfeltreffens im Juni in Singapur weiter gesprächsbereit. Das Land sei bereit, „zu jeder Zeit“ mit den Vereinigten Staaten für Verhandlungen im Atomkonflikt zusammenzukommen, bekundete Vize-Außenminister Kim Kye Gwan am Freitag. Um Gespräche erneut abzuwägen, wolle Pjöngjang Washington Zeit und Gelegenheit geben. Eine Kehrtwende nach äußerst kritischen Tönen gegenüber US-Vizepräsident Mike Pence.

Am Donnerstag hatte US-Präsident Donald Trump das geplante Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Un am 12. Juni in Singapur abgesagt. In einem Brief an Kim schrieb er, Pjöngjang habe zuletzt „ungeheuren Groll und offene Feindseligkeit“ gezeigt. Die Welt verliere damit eine „großartige Gelegenheit für dauerhaften Frieden und großartigen Wohlstand und Reichtum“. Kim solle jedoch nicht zögern, sich zu melden, wenn er seine Meinung zu dem Gipfeltreffen ändere.

Pence als „politischen Dummkopf“ bezeichnet

Vize-Außenminister Kim sagte in seiner Erklärung, Nordkorea wolle das Beste für Frieden und Stabilität auf der Koreanischen Halbinsel tun. Trumps Absage sei „unerwartet“ gewesen und „sehr bedauerlich“. Sie zeige, wie tief verwurzelt die Feindseligkeiten in den Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA seien - und wie wichtig ein Gipfel sei, um diese zu verbessern.

Nur einen Tag zuvor hatte die nordkoreanische Führung US-Vize Pence wegen seiner Äußerungen über Nordkorea als „politischen Dummkopf“ bezeichnet und erklärt, man sei zu einer atomaren Konfrontation genauso bereit wie zu Verhandlungen. Anschließend folgte Trumps Absage, auf Einzelheiten zu seiner Absage ging er aber nicht ein. Später im Weißen Haus erklärte er, zunächst abwarten zu wollen, ob Kim wieder bereit sein werden, sich an einem „konstruktiven Dialog“ zu beteiligen. Es sei möglich, dass der Gipfel doch noch stattfinden könne, entweder wie geplant im Juni oder zu einem späteren Zeitpunkt.

Auch Südkorea überrascht

Neben Nordkorea hatte auch Südkorea überrascht auf Trumps Absage reagiert. Präsident Moon Jae In sagte in einer Sondersitzung mit Sicherheitsberatern, „sehr perplex“ zu sein. Es sei bedauerlich, dass es nicht zu dem Trump-Kim-Treffen komme, erklärte er laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Die Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel und das Durchsetzen eines dauerhaften Friedens seien historische Aufgaben, die „weder aufgegeben noch verschoben werden dürfen“.

Der russische Präsident Wladimir Putin ergriff indes Partei für Pjöngjang. Kim habe all seine Zusagen eingehalten und sogar Tunnel und Schächte seines Atomtestgeländes sprengen lassen. Nordkorea hatte vor geladenen internationalen Journalisten Explosionen auf dem Gelände ausgelöst und die Anlage Punggye-ri nach eigenen Angaben damit demoliert.