Es ist ein langer Weg bis zum geeigneten Endlager. Foto: dpa/Stefan Sauer

Die Bundesgesellschaft für die Endlagerung von Atommüll hat ihre Erkenntnisse zu geeigneten Standorten im Regierungsbezirk Stuttgart präsentiert.

Stuttgart - Geologie first: So lässt sich in nur zwei Worten der Ansatz der Bundesanstalt für Endlagerung (BGE) beschreiben. 2017 gegründet, soll die BGE den „Standort mit der bestmöglichen Sicherheit“, so BGE-Geschäftsführer Steffen Kanitz, für den hoch radioaktiven Atommüll finden. Im September hat die BGE den ersten Suchlauf beendet.

 

Momentan ist die BGE dabei, die Öffentlichkeit über den Stand der Dinge und das weitere Vorgehen zu informieren. Am Dienstagabend hatten das baden-württembergische Umweltministerium und die BGE zur virtuellen Veranstaltung zu den Ergebnissen im Regierungsbezirk Stuttgart eingeladen. 350 Bürgerinnen und Bürger wollten dabei erfahren, wie wahrscheinlich ein Endlager nahe Stuttgart ist.

Die Angaben stammen von den geologischen Landesämtern

Doch drängenden Fragen in diese Richtung ist Steffen Kanitz immer wieder ausgewichen. Es sei noch viel zu früh, um auch nur irgendwie geartete Prognosen abgeben zu können. Man befinde sich noch ganz am Anfang der Suche und habe zunächst nur jene 47 Prozent der Bundesfläche ausgewiesen, auf der ein Endlager grundsätzlich denkbar wäre.

Diese Einschätzung beruhe zunächst allein auf den Angaben der jeweiligen geologischen Landesämter über die vorhandenen Gesteinsformationen. Auch im Regierungsbezirk Stuttgart wäre demnach ein Endlager in allen 13 Landkreisen denkbar. Die BGE hat nach eigenen Angaben selber aber noch überhaupt keine eigenen Untersuchungen angestellt.

2050 soll das Endlager eingeweiht werden

Nicht einmal den Zeitpunkt, wann man konkretere Angaben zum Standort machen könne, konnte oder wollte Kanitz benennen. Klar ist nur, dass 2031 nach weiteren intensiven Suchläufen die Entscheidung für den Standort des Endlagers fallen und es 2050 eingeweiht werden soll.

Klar ist auch, dass die BGE – aktuell zumindest – geologischen Erkenntnissen eine absolute Priorität einräumt: Fragen bei der Informationsveranstaltung, ob die Bevölkerungsdichte in der Region Stuttgart nicht ein Ausschlusskriterium für ein atomares Endlager sein müsste, trat Kanitz entschieden entgegen. Erklärtes Ziel sei, einen Standort zu finden, an dem der Atommüll eine Million Jahre sicher aufbewahrt werden könne. Allein die Geologie könne diese Frage beantworten.

Auch weiche Kriterien werden später berücksichtigt

Wie die Bevölkerungsstruktur am letztlich gewählten Endlagerort in einer Million Jahre aussehen werde, könne hingegen niemand voraussagen. Allerdings würden in einem der weiteren Schritte der Suche solch weiche Kriterien – unter anderem auch der Naturschutz – eine Rolle spielen, wenn mal letztlich zwei absolut gleich geeignete Standorte miteinander vergleichen müsse.

Ein wenig Hoffnung, dass der Kelch des Endlagers an der Region Stuttgart vorbeigehen könnte, können die Skeptiker aus einer anderen Tatsache ziehen. Denn die Region liegt zu erheblichen Teilen im Erdbebenrisikogebiet der Klasse eins, oft dabei an der Grenze zu Gebieten der Klasse zwei. Während die Flächen der Klasse zwei als möglicher Standort ausfallen, ist die Klasse eins zunächst kein Ausschlusskriterium. Allerdings basieren die aktuellen Angaben auf einer alten DIN-Norm, die gerade überarbeitet wird. Kanitz verspricht: „Wir werden diese neuen Erkenntnisse natürlich berücksichtigen.“