Jean-Claude Juncker ist in Griechenland gern gesehen. Foto: Getty Images Europe

In der griechischen Finanzkrise verliert die EU langsam die Geduld. EU-Parlamentschef Schulz hat inzwischen die „Faxen dicke“ und der Kommissionspräsident machte seinem Ärger auf dem G7-Gipfel Luft. Athen will den Streit nun möglichst schnell beenden.

Athen - Nach der deutlichen Kritik des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker am griechischen Regierungschef Alexis Tsipras ist Athen um Entspannung bemüht. Enge Mitarbeiter des Ministerpräsidenten reisten am Montag nach Brüssel, wo am Mittwoch ein weiteres Krisentreffen von Tsipras mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem französischen Präsidenten François Hollande geplant ist. Die Delegation solle dort „Möglichkeiten für eine Annäherung zwischen den Gläubigern und Athen“ sondieren, sagte Regierungssprecher Gabriel Sakellarides.

Ende des Monats läuft das Hilfsprogramm für das hoch verschuldete Land aus. Bis dahin muss ein Kompromiss über das von den Geldgebern geforderte griechische Reformpaket gefunden werden, sonst können blockierte Hilfen von insgesamt 7,2 Milliarden Euro nicht ausgezahlt werden. Athen drohte dann die Staatspleite.

Gute Gespräche mit Schäuble

Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis sprach sich für einen mit den Geldgebern gemeinsam erarbeiteten Kompromiss zur Lösung der Schuldenkrise aus. Nach einem Treffen mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in Berlin sagte er, es müsse eine „gemeinsam entwickelte, geplante und vereinbarte Lösung“ gefunden werden. „Das sind schwierige Momente für die Europäische Union und insbesondere die Euro-Zone“, sagte Varoufakis. Er sprach von einem produktiven Gespräch mit Schäuble in „äußerst freundlicher Art und Weise“.

Zu der Delegation aus Athen, die am Montag nach Brüssel reiste, gehört neben dem Chefkoordinator Euclides Tsakalotos der engste Mitarbeiter von Tsipras, Staatsminister Nikos Pappas.

Tsakalotos, der die Verhandlungen zur Finanzkrise koordiniert, wolle in Brüssel die Positionen seines Landes erläutern. Athen sei an einem guten Draht zur EU-Kommission interessiert, hieß es.

Griechenland sei an Lösung interessiert

„Juncker ist tatsächlich ein Freund Griechenlands“, betonte Regierungssprecher Sakellarides. Niemand könne der griechischen Regierung vorwerfen, sie sei nicht an einer Lösung interessiert. „Wir haben ein Dokument mit 47 Seiten geschickt“, sagte Sakellarides mit Blick auf eine Liste mit den Vorstellungen Athens für weitere Sparmaßnahmen. Bislang habe die griechische Regierung aber keine neuen Positionen oder Ideen seitens der Geldgeber gehört.

Juncker hatte am Sonntag verärgert über Tsipras erklärt: „Um Freundschaften zu führen, muss man einige Mindestregeln einhalten.“ Er hatte Tsipras vorgeworfen, anders als vereinbart keine Gegenvorschläge zu den Sparvorschlägen der Gläubiger vorgelegt zu haben. Stattdessen habe Tsipras im griechischen Parlament Dinge erzählt, die nicht dem Verhandlungsstand entsprächen.

„Streit mit Juncker? Schlimmer kann es nicht werden“, hieß es dazu am Montag in einem Radiokommentar in Athen. Wegen der Verzögerungstaktik von Tsipras stehe Griechenland nun vor dem Dilemma „Schlechte Lösung oder Bruch (und Pleite)“, schrieb die Athener Zeitung „Ta Nea“.