Während die Segelflieger rote Rauchfahnen ausstoßen, hinterlässtPetra Unger mit ihrem Motorkunstflieger hier lauter weiße Schwaden. Foto: Rudel/Hass

Atemberaubende Kunststücke zeigen die Piloten auf dem Messelberg bei Donzdorf. Vor 90 Jahren begann alles mit einem Gummiseil.

Donzdorf - Fliegen kann man nicht beschreiben, das muss man selbst erlebt haben“, lautet das Credo der Fliegergruppe Donzdorf. Seit 90 Jahren treffen sich die Flugbegeisterten aus dem Kreis Göppingen und der Nachbarschaft auf dem Flugplatz Messelberg, um die Freiheit über den Wolken zu genießen. Zum Geburtstag präsentierten sie eine Menge versierter Pilotinnen und Piloten, deren Flugkünste von rund 5000 Gästen bestaunt wurden.

Rote Linien im Himmelsblau

Auch der Pilot Julian Geiger ging in Donzdorf in die Luft. Der aus dem benachbarten Böhmenkirch stammende 28-Jährige zeichnete mit seinem Segelflieger namens Salto weit ausholende Loopings und Spiralen in den Himmel über Donzdorf. In einer Höhe von 1000 Metern legte er mit seinem Kunstflug los, um schließlich, von einem Fallschirm gebremst, aus 100 Metern das Landemanöver besonders steil einzuleiten.

Ein bisschen hatten sich die Besucher gedulden müssen, bis sie zusehen konnten, wie der Pilot mit roten Rauchfahnen, die an beiden Tragflächen austraten, weithin sichtbare Linien ins Himmelsblau malte. Zunächst musste die Vorführung verschoben werden, weil sich direkt über dem Fluggelände auf dem Messelberg ein Wolkenberg aufgetürmt hatte, der die Sicht versperrte. Doch insgesamt zeigten sich die Veranstalter sehr zufrieden mit der zweitägigen Jubiläumsschau, bei der am Samstag besonders die Anhänger des Modellfliegens auf ihre Kosten gekommen waren.

Eine Pilotin lässt aufhorchen

„Wir zeigen hier lauter Höhepunkte“, erklärte Vereinsmitglied Michael Baer, der das abwechslungsreiche Programm moderierte. Und wie zum Beweis erklang der kernige Sound der knallroten Kunstflugdoppeldeckermaschine Pitts S1-1 von Petra Unger, mit der die Leutkircherin waghalsig anmutende Flugfiguren hinlegte.

Ein weiterer Höhepunkt war der Formationsflug von fünf DO 27-Maschinen, einem robusten Hochdeckertypus, mit dessen Hilfe dem beliebtem Tierfilmer Bernhard Grzimek in den 1960er und 1970er Jahren in Ostafrika einst legendäre Filmaufnahmen gelangen. Spektakulär geriet auch der Gruppenabsprung des Fürstenberg Fallschirmspringerteams aus einem der Flugzeuge über Donzdorf.

Einst mit dem Gummiseil in die Luft katapultiert

Bis es über dem Lauteral überhaupt einen veritablen Flugplatz gab, war es ein weiter Weg. Alles begann 1928 mit einem einfachen Schulgleiter, der mühsam vom Tal hinaufgekarrt wurde. Direkt an der Hangkante, wo heute die Gleitschirmflieger starten, wurde der Gleiter mit einem Gummiseil, das die Startmannschaft auf Zug gebracht hatte, in die Luft katapultiert. Die Flüge waren damals kurz, aber die Begeisterung so groß, dass mit den Jahren immer mehr Fluggeräte dazu kamen – auch das so genannte Grunau Baby, ein echter Oldtimer unter den Segelflugzeugen, das beim Jubiläum ebenfalls in die Luft ging.

Heute sind die Messelberg-Flieger stolze Besitzer einer 600 Meter langen Asphaltpiste, mehrerer Hallen samt Vereinsheim sowie moderner Hochleistungssegelflugzeuge, eines Ultraleichtflugzeugs, eines Motorseglers und dreier klassischer Motorflugzeuge.