Laut der Abfallwirtschaft Stuttgart wird nicht wegen der Flüchtlinge, sondern wegen der Glascontainer Sperrmüll abgeladen. Foto: Rehman

Ein Anwohner ärgert sich über alte Möbel und anderen Sperrmüll, der vor dem Asyllheim Im Wolfer abgeladen wird. Heimbewohner wollen Ordnung schaffen. Die Stadt sieht einen Zusammenhang mit dem Glascontainer vor der Unterkunft.

Plieningen - Der Mann liegt auf der Lauer. Zumindest legt dies das Schreiben nahe, das er an die Redaktion geschickt hat. Beim Flüchtlingsheim würden in den vergangenen Monaten verstärkt Möbel, Autoreifen, Kinderwagen, Kartonagen und weiterer Sperrmüll in der Dunkelheit abgeladen, beklagt der Anwohner. „Die Lichtverhältnisse lassen eine Erkennung der Autokennzeichen nicht zu“, heißt es weiter in seinem Brief. Nur zu gerne würde der Anwohner einen derjenigen erwischen, die immer wieder Müll vor der Flüchtlingsunterkunft im Wolfer abladen.

Die Flüchtlinge seien wohl selbst nicht die Verursacher der Verschmutzung, vermutet der Mann. Er mutmaßt, dass viele Plieninger ihren Abfall Im Wolfer abladen, weil in der Unterkunft nur Flüchtlinge leben würden. Mit seiner Interpretation der Dinge steht der Plieninger aber alleine da. Die Sprecherin des städtischen Servicebetriebs Abfallwirtschaft (AWS) Ulla Allgaier geht davon aus, dass nicht die Flüchtlingsunterkunft, sondern die Glascontainer in unmittelbarer Nachbarschaft diejenigen anziehen, die ihren Abfall loswerden wollen. „Das ist überall in Stuttgart so, weil die Menschen ja wissen, dass wir den Müll dann wieder wegräumen“, sagt Allgaier. Die Stadt habe vor kurzer Zeit Abfälle entfernt, die vor den Glascontainern im Wolfer abgelegt worden sind, sagt sie. „So ein wildes Abladen von Müll ist nach Silvester leider nicht unüblich“, sagt sie.

Heimbewohner wollen für Ordnung sorgen

Elisa Schwegler von der Heimleitung ist der Sperrmüll vor der Unterkunft gleichfalls aufgefallen. Sie will nicht darüber spekulieren, wer für die Verschmutzungen verantwortlich ist. Heimbewohner hätten als freiwillige Hilfskräfte die Aufgabe übernommen, sich darum zu kümmern, dass es ordentlich aussieht an der Einfahrt zur Asylunterkunft. „Wir vermitteln den Bewohnern auch, dass in Deutschland Müll getrennt wird. Das wissen die meisten Asylbewerber einfach nicht“, sagt Schwegler.

Im Sperrmüll, der vor der Unterkunft immer wieder auftaucht, würden die Flüchtlinge aber auch immer wieder Nützliches finden. „Die freuen sich, wenn sie zum Beispiel einen weggeworfenen Tisch finden. So können sie ihre Zimmer etwas gemütlicher gestalten“, sagt Schwegler.

Besuche und Geschenke sind erlaubt

Der Anwohner des Asylheims, der sich gegenüber unserer Zeitung über den abgeladenen Sperrmüll vor der Unterkunft neben dem Hallenbad beschwert hat, merkt in seinem Schreiben an die Redaktion auch an, dass immer wieder Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen die Unterkunft ansteuern würden. Dann fände, so schreibt der Mann, ein Warenaustausch statt. Elisa Schwegler weist darauf hin, dass es nicht verboten ist, die Flüchtlinge zu besuchen oder ihnen Geschenke vorbeizubringen.

Es habe jüngst einen Streit zwischen einem Anwohner und einem Mann gegeben, der ein Auto mit ausländischen Kennzeichen besitzt und zur Flüchtlingsunterkunft gefahren ist, berichtet sie. „Der Anwohner wollte das Kennzeichen des Autos filmen, da hat ihn der Mann angesprochen, warum er das macht“, sagt Schwegler.

Die Polizei Stuttgart betont, dass ihr keine Erkenntnisse über ungewöhnliche Aktivitäten an der Plieninger Flüchtlingsunterkunft vorliegen würden. Ein Sprecher der Behörde weist ähnlich wie Elisa Schwegler von der Heimleitung darauf hin, dass es nicht strafbar sei, die Heimbewohnern einen Besuch abzustatten oder ihnen etwas zu bringen.