Thomas Strobl wünscht Angela Merkel viel Erfolg bei ihren Brüsseler Verhandlungen. Aber er macht ihr auch klar, dass sie liefern muss. Foto: dpa

Mit seinem Schreiben an Bundeskanzlerin Merkel hat der Chef der Südwest-CDU vor allem seine eigene Zukunft im Blick, kommentiert Norbert Wallet.

Berlin - Thomas Strobl hat eine schöne, aber aussterbende Kommunikationstechnik benutzt und Angela Merkel einen Brief geschrieben. Das hätte der Landesvorsitzende der CDU Baden-Württembergs und stellvertretende Bundesvorsitzende nicht tun müssen. Nach eigenem Bekunden hat er das, was er nun aufgeschrieben hat, der Kanzlerin schon am Montag im Präsidium persönlich gesagt. Wozu also der Brief, der der Kanzlerin nichts Neues erzählt? Ganz offenkundig geht es dem Schreiber um die öffentliche Wirkung.

Wenn es am Wochenende in der Koalition kracht und keine Kompromissformel eine Notbrücke zwischen Seehofer und Merkel schlagen kann; wenn am Ende sogar die Kanzlerschaft für Merkel nicht mehr zu sichern ist und der Selbstzerstörungstrieb der CSU obsiegt – dann will Strobl nicht zu denen gehören, bei denen Schuld abgeladen wird. Genau so liest sich dieser offene Brief: Strobl gibt der CSU in der Sache recht – die Forderung nach sofortiger Zurückweisung bestimmter Flüchtlinge an der Grenze nennt er „essenziell“. Andererseits bekundet er Merkel seine „persönliche volle Unterstützung“, aber nur bei dem Versuch, erfolgreiche Verhandlungen in Brüssel zu führen. Eigentlich ist das also kein richtiger Brief. Strobl hat versucht, sich selbst eine politische Versicherungspolice auszustellen.