Die Bewohnerin der Unterkunft in Musberg erhebt schwere Vorwürfe gegen den Hausmeister des Heims. Er diskriminiere sie wegen ihrer Herkunft und politischer Ansicht. Foto:  

Eine Asylbewerberin hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Sie gibt an, vom Hausmeister des Heims in Musberg in ein Zimmer ohne Strom und Heizung einquartiert worden zu sein. Der Leiter des Sozialamts in Leinfelden-Echterdingen weist Kritik zurück.

Musberg - Sie wolle, dass ihr endlich jemand zuhört, sagt der Verwandte. Randa al Husseins Onkel Kirdi übersetzt, was sonst passiere. „Sie sagt, dass sie sonst platzt“, meint er. Die 1982 geborene syrische Kurdin ist einen langen Weg gegangen. Nachdem der Mann in den Wirren des Bürgerkriegs verschwand, machte sie sich mit dem 2011 geborenen Sohn Salim auf den Weg nach Europa. Salim sitzt neben ihr und kann nicht still halten. Er leide unter Autismus und sei als schwerstbehindert eingestuft, sagt der Onkel. Gemeinsam mit dem Sohn, erzählt er, sei die Syrerin dann über die Berge des Balkans geflüchtet, um schließlich vor gut einem Jahr in der Unterkunft in Musberg unterzukommen.

Dort habe dann ein Drama seinen Lauf genommen, das für sie so etwas wie der Gipfel einer langen Leidensgeschichte zu sein scheint. Al Hussein berichtet, dass sie mit dem Hausmeister der Unterkunft aneinandergeraten sei. Dieser sei Libanese und ihrer Auskunft nach ein Gegner des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. Al Hussein ist Kurdin und unterstütze den syrischen Präsidenten. Der arabischsprechende Hausmeister hasse und diskriminiere sie deshalb. Als es vor Kurzem zu einem Wasserschaden in dem Heim gekommen sei, will al-Hussein von dem Hausmeister nicht wie die übrigen Betroffenen in eine andere Unterkunft geschickt worden sein. Sie behauptet, der Mann habe sie und ihren Sohn in ein ungeheiztes Zimmer ohne Stromanschluss verwiesen. Die einzig verfügbaren Duschen seien die Kabinen außerhalb des Heims gewesen, die nicht abschließbar seien. „Sie hat sich und ihren Sohn dann nur noch mit eiskaltem Wasser waschen können“, sagt der Onkel.

Anwalt fordert Stellungnahme

Er hat sich deshalb entschieden, den Stuttgarter Anwalt Engin Sanli einzuschalten. Sanli hat die Stadt Leinfelden-Echterdingen zunächst um eine Stellungnahme zu den Zuständen in der Unterkunft gebeten. Sollten die monierten Zustände – von den nicht abschließbaren Duschkabinen bis zum aus Sicht seiner Mandantin diskriminierenden Verhalten des Hausmeisters – nicht abgestellt werden, würden juristische Schritte eingeleitet werden, droht er. „Es geht auch darum, dass Frau al-Hussein ein zu 100 Prozent behindertes Kind hat und in einem Zimmer ohne Strom hausen muss“, sagt der Rechtsanwalt.

Die Flüchtlingshelferin Monika Heilmann wundert es nicht, dass es zu einem solchen Konflikt in der Unterkunft gekommen ist. „Wir haben es schon länger kritisiert, dass es keine Sozialarbeiter in dem Heim gibt. Sie sitzen im Rathaus in Leinfelden-Echterdingen“, sagt sie. Der arabischstämmige Hausmeister sei auch ihr als problematisch bekannt. Er habe es gerade durch seine sprachliche und kulturelle Verbundenheit mit den vielen Flüchtlingen aus dem Mittleren Osten leicht, Macht über sie auszuüben. „Wir haben das auch bei der Stadt angesprochen. Da heißt es, seine handwerkliche Arbeit sei einwandfrei. Das reicht aber nicht, wenn er ohne Professionelle im Heim auch quasi als halber Sozialarbeiter vor Ort ist“, sagt sie.

Die Stadt weist Kritik zurück

Der Hausmeister der Musberger Unterkunft will sich nur mit Genehmigung der Stadt zu den Vorgängen äußern. Diese erhält er allerdings nicht. Peter Löwy, Leiter des Amts für soziale Dienste, erklärt, dass der Anwalt der Asylbewerberin auf sein Schreiben eine Antwort erhalten werde. Die Kritik der Flüchtlingshelferin Heilmann an der Stationierung der Sozialarbeiter im Rathaus, weist er zurück. „Unsere Flüchtlinge sind in der Regel schon länger als ein Jahr in Deutschland. Es macht sie selbstständiger, wenn sie nicht alles im Heim vorfinden, sondern auch außerhalb etwas erledigen müssen“, sagt Löwy.

Außerdem wolle er gerade seinen weiblichen Mitarbeitern aus Sicherheitserwägungen nicht zumuten, ohne Anwesenheit von männlichen Kollegen in dem Heim zu arbeiten. Besondere Sicherheitsprobleme gebe es in der Unterkunft allerdings nicht, meint der Amtsleiter.