Das Asylbewerberheim an der Kirchheimer Straße in Heumaden wird so gut wie nicht von der Polizei überprüft. Foto: Michael Steinert

Auch in den örtlichen Asylunterkünften wird nach den Übergriffen auf Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen über das Thema Sicherheit gesprochen.

Filder - Uemit Kepenek scheint es ein Bedürfnis zu sein, über das zu reden, was seit Tagen die ganze Republik bewegt. Die Übergriffe auf Flüchtlinge in Unterkünften in Nordrhein-Westfalen haben den Mitarbeiter des Asylheims an der Kirchheimer Straße in Heumaden aufgewühlt. Er sei froh, sich seinen Ärger mal von der Seele reden zu können, sagt er. „Ich bin völlig schockiert, das hätte ich niemals für möglich gehalten“, sagt Kepenek.

Die Abscheu über die Gewaltexzesse, für die private Sicherheitsdienste verantwortlich gemacht werden, geht bei Kepenek mit dem Bedürfnis einher, klarzustellen, was in Baden-Württemberg anders läuft als im nun in Verruf gekommenen Burbach: Es ist von der Ausstattung der Heime, der finanziellen Unterstützung bis zur Philosophie der Heimleitung so ziemlich alles.

Es gibt nur ein Asylbewerberheim mit Wachdienst

In einer einzigen von insgesamt 67 Flüchtlingsunterkünften in Stuttgart ist ein Wachdienst rund um die Uhr im Einsatz. Dort würden Bewohner leben, die wegen mehrerer Verstöße gegen die Heimordnung in anderen Unterkünften Problemen hatten, sagt Stefan Spatz vom Sozialamt. In wenigen Unterkünften würde ein mobiler Sicherheitsdienst punktuell zum Einsatz kommen. Subunternehmer, wie in Nordrhein-Westfalen, kämen in Stuttgart nicht zum Zug, stellt Spatz klar. Alle Mitarbeiter, die einen Wachdienst in Stuttgarter Flüchtlingsunterkünften versehen, würden außerdem überprüft, sagt er. „Und sie müssen damit rechnen, dass das Sozialamt das unangekündigt tut“, sagt Spatz.

Die Flüchtlingsunterkünfte in Heumaden und Plieningen werden von der Evangelischen Gesellschaft (Eva) betrieben. Für die Eva käme es generell nicht in Frage, einen Wachdienst zu engagieren, stellt Kepenek klar. „Wir wollen ein Zufluchtsort sein, da würde ein Wachdienst nicht hinpassen“, sagt er. Männer in Uniform würden die Atmosphäre im Heim verändern, selbst wenn sie sich um ein korrektes und freundliches Auftreten bemühen würden, sagt der Politik- und Sozialwissenschaftler.

Dies sei ganz besonders in einer Flüchtlingsunterkunft der Fall, in der viele Menschen leben, die in ihren Heimatländern Missbrauch staatlicher Gewalt erlebt haben. Für den Einsatz eines Wachdienstes sieht der Mitarbeiter der Eva auch gar keinen Anlass. Sozialarbeiter könnten eventuelle Konflikte unter den Heimbewohnern aus seiner Sicht besser lösen.

Für die Sicherheit ist die Polizei zuständig

Dass in Nordrhein-Westfalen ein privater Wachdienst zum Einsatz gekommen ist und dann mit den Aufgaben überfordert war, wundert Kepenek nicht. „Menschen, die normalerweise etwa für Sicherheit vor Diskotheken sorgen, sind völlig ungeeignet, einfühlsam mit Flüchtlingen umzugehen. Das wäre so, wie wenn ein Busfahrer eine Boeing 747 steuern soll“, gibt er ein Beispiel.

Auch die Flüchtlinge in Heumaden würden die Nachrichten über die Verhältnisse in Burbach und anderen Asylunterkünften in Nordrhein-Westfalen aufmerksam verfolgen, sagt Uemit Kepenek. „Viele sind einfach nur froh, dass sie in Baden-Württemberg gelandet sind“, sagt er.

Im Plieninger Heim Im Wolfer scheinen sich die Nachrichten über die Übergriffe in Nordrhein-Westfalen dagegen unter den Bewohnern noch nicht herumgesprochen zu haben. „Noch gibt es ja weder Telefon noch Internet. Ich glaube kaum, dass jemand etwas über Burbach erfahren hat“, sagt die Eva-Mitarbeiterin Elisa Schwegler. Auch für die Mitarbeiter des Heims seien die Ereignisse in Nordrhein-Westfalen zwar erschütternd, aber letztlich weit weg. „In Stuttgart und Baden-Württemberg sind wir einfach ganz anders aufgestellt“, sagt sie. Tatsächlich unterstützt die baden-württembergische Landesregierung die Kommunen viel stärker bei den Kosten für die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen als in Nordrhein-Westfalen. Allerdings stellt Stefan Spatz klar, dass die Pauschalen, die das Land bezahlt, natürlich nicht die Kosten decken würden. „Schon allein die Mieten für Räume sind in Stuttgart sehr hoch“ sagt er. Die Kommunen stünden also auch in Baden-Württemberg selbst in der Verantwortung, wenn sie Flüchtlinge menschenwürdig unterbringen wollen, sagt Stefan Spatz .

Für die Sicherheit der Stuttgarter Flüchtlingsunterkünfte ist auch die Stuttgarter Polizei zuständig. Für sie sind die 67 Flüchtlingsunterkünfte aber keine Orte, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Es gebe Probleme wie in anderen Unterkünften auch, sagt ein Polizeisprecher. Flüchtlingsunterkünfte würden für die Polizei auch derzeit nicht als besonders gefährdete Objekte gelten. Die Gefahr von fremdenfeindlichen Brandanschlägen auf Asylunterkünfte wie in den 90er-Jahren sieht die Polizei derzeit nicht.

Uemit Kepenek macht sich keine Sorgen um die Sicherheit der Flüchtlingsunterkunft in Heumaden. Die vier festangestellten und sechs ehrenamtlichen Mitarbeiter der Eva sind nur tagsüber im Heim an derKirchheimer Straße. Doch überall seien Notrufnummern von Feuerwehr und Polizei gut sichtbar angebracht, sagt er. „Sheriffs, die für Ordnung sorgen, brauchen wir einfach nicht“, sagt er.