Viele Bürger und Stadträte wollten sich am Freitag in der Stettener Festhalle über die Pläne des Kreises informieren. Foto: Natalie Kanter

Die Stettener Bürger sind über das geplante Flüchtlingsheim in ihrem Stadtteil wenig begeistert. Wie berichtet, will der Kreis den Nödinger Hof kaufen und umwidmen.

Stetten - Am Freitagabend schlugen in der Stettener Festhalle die Emotionen hoch. Die Bürger, die zuhauf zu der Informationsveranstaltung der Stadt und des Kreises gekommen waren, brachten Bürgermeister Alexander Ludwig und Thomas Eberhard, den zuständigen Kreis-Dezernatsleiter, in Erklärungsnot. Warum muss ein so kleiner Stadtteil mit kaum vorhandener Infrastruktur eine so große Anzahl von Flüchtlingen aufnehmen? Wird Stetten das Heim je wieder los werden? Wie soll ein Ort, in man jetzt schon vier Wochen auf einen Arzttermin warten muss, noch für die medizinische Versorgung von 159 Asylbewerbern aufkommen? Wie werden sich die Immobilienpreise im Umfeld eines Flüchtlingsheimes entwickeln? Wird die Kriminalität steigen?

Aus den Äußerungen war herauszuhören: Die Stettener sind wenig begeistert von den Plänen des Kreises. Er will, wie berichtet, das bisherige Hotel Nödinger Hof zur Flüchtlingsherberge umbauen. Die Einwohner sind verärgert, fühlen sich zu spät informiert und nicht mitgenommen. Selbst der örtliche Pfarrer Stefan Ruppert, warb zwar dafür, die Herzen für die Flüchtlinge zu öffnen, übte aber Kritik an der bisherigen Vorgehensweise des Kreises und der Stadt. „Es gibt eine Veranstaltung und dann werden wir allein gelassen“, sagte er. „So gewinnt man die Menschen nicht.“

Da nützte es wenig, dass Ludwig mehrmals erklärte, dass der Infoabend zum frühestmöglichen Zeitpunkt anberaumt worden sei. Schließlich hatte der zuständige Kreisausschuss erst ein Tag zuvor grünes Licht dafür gegeben, das Grundstück am Unteren Kasparswald zu kaufen und das Drei-Sterne-Haus in ein Asylbewerberheim umzuwandeln. Die Entscheidung des Kreistages steht sogar noch aus. Dieser tagt dazu erst kommende Woche.

Es half auch wenig, dass Eberhard versuchte, seinen Zuhörern klarzumachen, in welcher Notsituation sich der Landkreis befindet. „Ich weiß noch nicht, wie wir das kommende halbe Jahr bewältigen sollen“, erklärte er. Die monatliche Zuweisung von Flüchtlingen an den Kreis steigt laufend. Derzeit sind es 200 Menschen, für die das Landratsamt ein Dach über dem Kopf finden muss. Gegenüber dem Jahr 2010 hat sich die Zahl sogar vervierfacht.

Eberhards Mitarbeiter sind offenbar bei der Suche nach geeigneten Immobilien im Internet auf den Nödinger Hof gestoßen. Der Betrieb soll durch diverse Umbauten in eine Gemeinschaftsunterkunft verwandelt werden. Auch Auflagen des Brandschutzes müssten dabei beachtet werden.

Das Gebäude könne deshalb frühestens im November 2015 – also in einem knappen Jahr – von Flüchtlingen bezogen werden. Das Hotel liegt laut Ludwig in einem Mischgebiet, deshalb spreche baurechtlich grundsätzlich nichts dagegen, den Betrieb umzuwidmen. Der Kreis müsse aber einen Bauantrag stellen. Dieser liege der Stadtverwaltung noch nicht vor.

Ludwig sprach von einer schwierigen humanitären Aufgabe. Er forderte den Kreis auf, wenn denn alles nach Plan läuft, nicht nur alleinstehende Männer, sondern auch Familien in dem Stettener Heim unterzubringen. Der Stadt sei eine umfangreiche, soziale Betreuung der Flüchtlinge wichtig. Er hofft, dass sich künftig zwei Kräfte, um deren Belange kümmern. Diese Aufgabe soll die Awo übernehmen.

Der Bürgermeister, der am Ende sichtbar angeschlagen wirkte, versprach, dass dieser Abend „ein erster Aufschlag“ war. Es müsse erörtert werden, wie man in Stetten gemeinsam dieser Herausforderung begegnen will. Ähnliches hatte SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels wenige Minuten zuvor der Verwaltung ans Herz gelegt.