Das vom Hubble-Weltraumteleskop aufgenommene Bild zeigt die Galaxie MACS1149-JD1, die 13,28 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Foto: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO), NASA/ESA Hubble Space Telescope, W. Zheng (JHU), M. Postman (STScI), the CLASH Team, Hashimoto et al.

Sensationelle Entdeckung: Forscher haben Hinweise auf die Entstehung von Sternen nur 250 Millionen Jahre nach Urknall gefunden. Es handelt sich um die am weitesten entfernte Galaxie, die jemals beobachtet wurde.

Köln/Stuttgart - Astronomen sind der Geburt des Sternlichts einen Schritt näher gekommen: In einer fernen Galaxie entdeckte ein Forscherteam Hinweise auf die Entstehung von Sternen nur 250 Millionen Jahre nach dem Urknall, wie die Europäische Südsternwarte (ESO) in Garching mitteilte.

Damit könnten Wissenschaftler nun „in eine noch frühere, völlig unbekannte Periode der kosmischen Geschichte eintauchen“, erklärte Nicolas Laporte vom University College London.

13,28 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt

Das internationale Forscherteam berichtet über seine Entdeckungen in der Fachzeitschrift „Nature“. Die Wissenschaftler nutzten für ihre Forschungen das Alma-Observatorium für Beobachtungen im Millimeter- und Submillimeterbereich sowie das Very Large Teleskope (VLT) der ESO in Chile.

Bei der 13,28 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernten Sterneninsel mit der Bezeichnung MACS1149-JD1 handelt es sich laut ESO um die am weitesten entfernte Galaxie, die jemals von Alma oder dem VLT beobachtet wurde.

„Diese Entdeckung verschiebt die Grenzen des beobachtbaren Universums“

Dabei entdeckten die Wissenschaftler ein sehr schwaches Leuchten von ionisiertem Sauerstoff. Auf seinem Weg durch das Weltall wurde dieses Infrarotlicht durch die Expansion des Universums auf eine mehr als zehnmal längere Wellenlänge gedehnt, bis es die Erde erreichte und von Alma nachgewiesen wurde.

Das Team folgerte, dass das Signal vor 13,3 Milliarden Jahren – oder 500 Millionen Jahre nach dem Urknall – ausgesendet wurde. Damit handelt es sich um den am weitesten entfernten Sauerstoff, der jemals von einem Teleskop erfasst wurde. Die Anwesenheit von Sauerstoff werten die Astronomen als deutliches Zeichen dafür, dass es noch frühere Generationen von Sternen in dieser Galaxie gegeben haben muss.

„Ich war begeistert, das Signal des entfernten Sauerstoffs in den Alma-Daten zu sehen“, erläuterte Takuya Hashimoto, Erstautor des neuen Fachartikels und Forscher an der Osaka Sangyo Universität und dem National Astronomical Observatory of Japan. „Diese Entdeckung verschiebt die Grenzen des beobachtbaren Universums.“

250 Millionen Jahre nach der Geburt des Universums

In der ersten Zeit nach dem Urknall gab es im Universum keinen Sauerstoff. Er wurde erst durch die Fusionsprozesse der ersten Sterne erzeugt und dann freigesetzt, als diese Sterne starben. Der Nachweis von Sauerstoff in MACS1149-JD1 zeigt laut ESO, dass diese früheren Sterngenerationen 500 Millionen Jahre nach Beginn des Universums bereits existiert haben müssen.

Um dem Zeitpunkt dieser ersten Sternentstehungsphase auf die Spur zu kommen, rekonstruierte das Forscherteam die frühere Geschichte der Galaxie MACS1149-JD1 anhand von Infrarotdaten der Weltraumteleskope Hubble und Spitzer. Sie fanden heraus, dass die beobachtete Helligkeit der Galaxie durch ein Modell gut erklärt wird, das von einer Sternentstehung nur 250 Millionen Jahre nach der Geburt des Universums ausgeht.

Kosmische Dämmerung

Der Zustand der Sterne in MACS1149-JD1 wirft der ESO zufolge die Frage auf, wann die allerersten Galaxien aus der völligen Dunkelheit auftauchten – eine Epoche, die Astronomen romantisch als „kosmische Dämmerung“ bezeichnen.

Richard Ellis, leitender Astronom am University College London, bezeichnete die Bestimmung des genauen Zeitpunkts der kosmischen Dämmerung als „heiligen Gral der Kosmologie und Galaxienbildung“. „Mit diesen neuen Beobachtungen von MACS1149-JD1 kommen wir der Geburt des Sternlichts näher“, betonte der Wissenschaftler. „Da wir alle aus recycelter Sternmaterie bestehen, ist das in Wirklichkeit auch unsere eigene Herkunft.“